Botanisehe Jahrbücher

für

Systematik, Pflanzengesehichte

und -

Pflanzengeographie

herausgegeben

von

A. Engler.

Fünfunddreissigster Band.

Mit 83 Figuren im Text.

dndi H 27.

Leipzig Verlag von Wilhelm Engelmann

1905.

Mo. Bot. O^. en 1905

Es wurden ausgegeben:

Heft 4 (S. 4—160) am 45. April 4904.

Heft 2 u. 3 (8. 461—528) am 6. Dezember 4904. Heft 4 (S. 529—656) am 45. Februar 4904.

Heft 5 (S. 657—749) am 48. April 4905.

Nachdruck der in diesem Bande veröffentlichten Diagnosen ist nach 8 48 des Urheber- rechts verboten, deren Benutzung für Monographien und Florenwerke erwünscht.

Inhalt.

I. Originalabhandlungen.

C. A. Weber, Über Litorina- und Prälitorinabildungen der Kieler Föhrde. Mit 3 Figuren im Text. . 222 22 + + nennen L. Diels und E. Pritzel, Fragmenta Phytographiae Australise occidentalis. Beitráge zur Kenntnis der Pflanzen Westaustraliens, ihrer Verbreitung und ihrer Lebensverhältnisse. Mit 70 Figuren im Text. .. ... ..... E. Ule, Die Kautschukpflanzen der Amazonas-Expedition und ihre Bedeutung für die Pflanzengeographie. Mit 3 Figuren im Text... . . . . . .. S. Ulbrich, Additamenta asiragalogica `... ^,Krause, Beiträge zur Kenntnis der Flora von Aden. Mit 6 Figuren im Tex... llle EP"

Strauss, H., Register der in Bd, XXXI—XXXV (4908-1905) von Engfers Bot. Jahrb. für Systematik, Pflanzengeographie und Pflanzengeschichte be- schriebenen neuen Arten und Varietäten. . . vH. rennen

55-662

663-678 679-684

682-749

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| | N tematik, Pflanzengeschichte

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herausgegeben’ AS

Verlag von ‚Wilhelin Engelmann s

“Inhalt.

o A Weber, Über itoripa- und Prálitorinabildungen der Kielar Föhrde.

{Mit 3 Figuren im Text) «ener e rr DES 5 L. Diels und E. Pritzel, Fragmenta Phytographiae Australiae occiden- > ^7: „talis. Beiträge zur Kenntnis der Pflanzen Westaustraliens, ihrer Ver- . i breitung und ihrer Lebensverhültnisse. {Mit 15 Figuren im "Text. . 55—160

= Nachdruek der in diesen Jahrbüchern veröffentlichten; ` Diagnosen nach $ 15 des Urheberrechtes verboten, Benutzung für‘ : Monographieen und Florenwerke erwünscht. `:

Werke von M. J. SCHLRIDEN `

die im Verlage von *Viühelm Engelmánn in Leipzig erschienen nnd. zu deir bei gefügteni. herabgesetzten Preisen dureh a alle Buchhandlungen zu beziehen sind: ` N

D Studien.

, - Populäre, Vorträge. ue e KO "dem n. Bilänisee. des ‚Verfassers, einer Ansicht; einer Karte ka EN P . " lithographiertei Tafel... - wy Vus . Zweite 'amiénrbeitoto und_tormöhrte. Auflage.

; in Leinen gebunden: „# 3.50

Inhalt: Wiam - ang: Über Premdenpolizel in Si * Natur oder über die Venderaugoh in dbr:otganischen und uriorg: hen Welt. 8. Vorlesung! Franklin und die Nordpolexpeditioneh, 8. Vorlesung: Die Natur der Töne “und- die Töne der Natur. & Vorlesung: Die.Beseelung, dur Pflanzen. Kin Rechtlerligungsschreiben, —— 6; Vor- lesung: Swedenborg und der Aberglaube. &' Vorlesung: Wallenstein und die Astrologia. 7, Vorlesung: Monüstheinschwärmerden ep" Naturforéch 8: Vorlesung: Über. Zauberei‘

K Fu 1805. i4 Ben m Leimen gebunden 6.200. `

| Gedichte. E

1668 una 1805. ims

ban?

ber Litorina- und Prülitorinabildungen der Kieler Föhrde. Von

C. A. Weber

Bremen (Moor-Versuchstation).

Mit 3 Figuren im Text.

Inhalt. seite

Einletung `... . e... |

Kap. I Submarine Moorbildung vor der Sehwentinemündung. e. 8 a) Meerlebertorf, S. 4, b) Muddetorf im Wechsel mil Leber- und

Hypnumtorf, S. 7. c) Bruchwaldtorf, S. 9. d) Farntorf, $. 10. €) Sphagnumtorf, S. 44. f) Ergebnis, S. 43. Kap. H. Submarine Süßwasserbildungen an anderen Stellen der Kieler Fóhrde .. 2.2.2.2... ron llle 13 8) Auwaldtorf, S. 44. b) Hypnumtorf, S. 47. c) Erlonstubbenlage unter Meerlebertorf, S. 48. Kap. IH, Brackwasserbildung unter Meerlebertorf in der Schwen-

tinemündung. . . . .. m non 20

Kap. IV. Ablagerungen vor dem Ellerbecker Strande `... 22 a) Schlammige Moorerde, S. 23. b) Meerlebertorf, S, 23. c) Scor- pidiumtorf, S. 26. d) Cladiumtorf, S. 27. d Moostorf, S. 38.

fj Kalkmudde, S. 29. g) Ergebnis, S. 34. Kap. V. Niveauveränderung der Kieler Föhrde in postglacialer

Zen, 31 Kap. VL Geologische Altersbestimmung. `... 37 Kap. VI. Flora der Kieler Föhrde bis zum Schlusse der Litorinazeit 4 Kap. VIII. Schlußergebnis . ...... orn 52

Einleitung.

Durch Fräulein Prof. Mestorr in Kiel erhielt ich im November 1902 eine Anzahl von Torfproben, die aus dem Boden der Kieler Föhrde zusammen mit archäologischen Funden beim Baggern emporgefördert worden waren.

Die Untersuchung der Proben lehrte, daß es sich hier zum Teil um Süßwasser-, zum Teil um Brackwasser- und Meerwasserbildungen handelte, und zwar entstammten die im süßen Wasser entstandenen Torfarten laut

Botanische Jahrbücher. XXIV. Bd. 1

2 C. A. Weber.

Angabe den tiefsten Lagen. Es war an der Hand dieser Stücke möglich, eine Reihe zu erkennen, die mit Bildungen des süßen Wassers begann, durch Niederschläge aus Brackwasser zu solchen hinüberleitete, die allem Anscheine nach in einem Wasser mit stärkerm Salzgehalte, als gegenwärtig in der Föhrde vorhanden ist, entstanden sind, und mit Absätzen aus dem heutigen Wasser endete.

Die Durchsicht einer Anzahl von Bohrproben und die bei der Hafen- bauverwaltung eingezogenen Erkundigungen ergaben, daß es sich an der Stelle, wo diese Funde gemacht waren, in der Tat um eine kleine unter- meerische Moorbildung des süßen Wassers handelte.

Bevor ich aber das Ergebnis meiner Untersuchung darlege, möge es mir gestattet sein, hervorzuheben, daß es dem lebhaften Interesse und den Bemühungen des Herrn Geh. Admiralitätsrat Franzıus und seines Neffen, des Herrn Bauführer Franzıus, zu verdanken ist, daR die hier zu schil- dernden Verhältnisse nicht unbeachtet geblieben sind und daß die zahl- reichen naturgeschichtlichen wie archäologischen Funde mit genauen Angaben über die näheren Umstände, unter denen sie gemacht waren, dem Museum für Schleswig-Holsteinische Altertümer übergeben worden sind, deren rührige Direktion für die sachgemäße Konservierung und Bearbeitung Sorge trug. Ich bin beiden Herren, ebenso Fräulein Prof. Msstorr, Direktor, und Herrn C. Rorumann, Assistenten des genannten Museums, zu lebhaftem Dank besonders für die Unterstützung verbunden, die sie mir bei der weitern Verfolgung des Gegenstandes auf das bereitwilligste haben ange- deihen lassen, und es ist mir eine angenehme Pflicht, demselben hier Aus- druck zu verleihen.

Ich habe mich nämlich durch wiederholte Besuche an Ort und Stelle über die postglacialen Bildungen der Kieler Föhrde zu unterrichten bemüht. Ich machte dabei die Erfahrung, daß die Süßwasserbildungen dort keines- wegs auf eine einzelne Stelle unter den Meeresabsützen beschrünkt sind, sondern eine weitere Ausdehnung haben. Ich teile hier zun&chst die Befunde von der Stelle mit, der die mir zuerst übersandten Proben entstammen und knüpfe daran die Ergebnisse der fernern Untersuchung.

L Submarine Moorbildung vor der Schwentinemündung.

Die zuerst erwühnte Stelle liegt südwestlich von der Schwentine- mündung 340 m vom Wellingdorfer Strande, ungefähr da, wo sich jetzt der westliche Abschnitt der nürdlichen Mole des neuen Ausrüstungshafens befindet (vergl. die Karte auf S. 3 bei D. Die mittlere Wassertiefe betrug hier ursprünglich 3,6—4,3 m. Die untermeerische Moorbildung nahm eine nahezu kreisfürmige Fläche von ungefähr 80 m Durchmesser ein. Den

|

Über Litorina- und Prälitorinabildungen der Kieler Fóhrde. 3

Seeboden bildete, wie wahrscheinlich überall in der Föhrde, zunächst ein feiner, schlammiger Moorsand von wechselnder Mächtigkeit.

Die von der Hafenbauverwaltung niedergetriebenen Bohrungen, deren aufeinander folgende Proben mir vorlagen, ergaben folgendes Profil:

Fig. t. Karte der innern Kieler Fóhrde. Maßstab 1:19400. Die Karte ist die Verkleinerung des in Betracht kommenden Teils der Peilungskarle 1:5000 von 1867/68. Die Wassertiefen in rheinländischen Fugen à 0,314 m. Die Orte der Steinzeitfunde sind angegeben, das Entdeckungsjahr daneben. A—E bedeuten Wohn- plätze, bei v—z sind nur Einzelfunde gemacht. Die römischen Ziffern beziehen sich auf die Kapitel dieser Arbeit und bezeichnen die von mir genauer untersuchten Stellen,

Die unterbrochene Linie gibt ungefähr den Verlauf des südöstlichen Ufers zu der Zeit an, als die Siedelungen A—D bestanden. Die Niederlassung bei E ist vermutlich nach dem Aufgeben von D entstanden. Die Funde bei v—x weisen möglichenfalls auf das Vorhandensein von Jägerpfaden, die von den Niederlassungen durch das Moor führten.

Die Kopie der Peilungskarte verdanke ich Herrn Geh. Rat Franzis, die Eintragung der Fundstätten Fräulein Prof. Mestorr und Herrn C. RormwANN. 1*

4 C. A. Weber.

Wasser, durchschnittlich . . . . . . . von 0—4,0 m Schlammige Moorerde . . . . LAN, Meerischer Lebertorf, unten mit Brack-

wasserbildungen - . 2 22 22 AN BAD y Süßwassertorfarten ess. 8,0—9,0 , Geschiebereicher Bryozoensand. Auf seiner

Oberfläche mit zahlreichen Artefakten

und Abfällen der ältern neolithischen

Kultur. 2. 22222 e H

»

a) Meer-Lebertorf.

Der Meer-Lebertorf zeigte im frischen Zustande die lehmgelbe Farbe und eigentümliche gallertig-schmierige Konsistenz des typischen Lebertorfs, ohne Spuren von Schichtung. Beim Trocknen dunkelte die Masse stark und wurde zuletzt schwarzgrau. Sie schrumpfte dabei sehr betrüchtlich zusammen, wurde hornartig und nahm ein scherbig-blüttriges Gefüge an. legte man die völlig getrocknete Masse in Wasser, gleichgültig, ob es destilliertes oder eine gesüttigte Salzlósung war, so erweichte sie nach einiger Zeit, gewann aber weder den ursprünglichen Rauminhalt noch die ursprüngliche Konsistenz und Farbe. Im trockenen Zustande irat der Gehalt an staubfeinem Sande, der in diesem Lebertorf sehr gleichmäßig verteilt war, bei der Betrachtung mit einer Lupe deutlich hervor. Das getrocknete und zerpulverte Material gab mit 96proz. Alkohol oder wasser- freiem Äther einen dunkel weingelben, klaren Auszug, der im Sonnenlichte

biutrot fluoreszierte und beim Verdampfen eine wachsähnliche Masse hinter- 5

ließ!). Konchylien waren bald unregelmäßig eingestreut, bald in dünnen Lagen reichlicher vorhanden. Ich bemerkte Cardium edule, Mytilus edulis, Scrobicularia piperata, Nassa reticulata, Litorina literea und Hydrobia ulvae. Das Kieler Museum bewahrt von derselben Fundstelle noch Ostrea edulis auf. Diese Art wurde aber nur sparsam angetroffen.

Ausschlämmbare Pflanzenreste waren in dem Lebertorf nur in mäßiger Menge vorhanden. Insbesondere ist zu bemerken, daß von Algen nur Diatomeen und Fadenalgen gefunden wurden. Die letzteren waren zwar häufig, machten aber doch nur einen verschwindend geringen Bruchteil der ganzen frischen Masse aus. Jedenfalls ist es nicht angängig, in diesem Falle von einem Algentorf zu sprechen, wenn man damit andeuten will, daß der Torf wesentlich aus Algen hervorgegangen sei. Die Hauptmasse bestand unter dem Mikroskope aus strukturlosen, gallertigen, unregelmäßig

4) Die chemische Untersuchung des alkoholischen und ätherischen Auszugs dieses und anderer Lebertorfe sowie sonstiger Torfarten hat mein Kollege, Her: Dr. MiNssEN übernommen, der darüber seinerzeit beriehten wird.

i i

Über Litorina- und Prälitorinabildungen der Kieler Fóhrdr. 5

gestalteten Klümpchen, in welche die Pflanzenreste, Sandkörnchen und uf auch reichlich Kórnchen von Schwefeleisen eingebettel waren.

Aus dem obern Teile des Lebertorfs lag mir eine Bohrprobe vor, in der sich außer den sechs zuerst genannten Konchylien, reichlichen Resten eines Schwammes aus der Ordnung der Halichondrinen und einzelnen Kieselnadeln von Spongilla fragilis zahlreiche Diatomeen fanden. Ich stellte folgende pflanzliche Einschlüsse fest; doch ist zu bemerken, daß die Liste der Diatomeen unvollständig ist!).

Navicula didyma Ehrb. B. M.2. In Menge.

Cocconeis scutellum Ehrb. M. Häufig.

Epithemia turgida (Ehrb.) Ktz. var. Westermann (Ehrb.) Grun. S. B. Ziemlich zahlreich.

Synedra ulna (Nitzsch) Ehrb. var. obtusa (W. Sm.) v. W -— S. Ver-

einzelt. (*)Synedra undulata W. Sm. M. Vereinzelt. * Diatoma vulgare Bory. S. Vereinzelt.

* Nitzschia dissipata (Ktz.) Grun. S. B. Sehr spärlich. Paralia sulcata (Ehrb.) Cleve. M. Häufig bis zahlreich. Fadenalgen, 241—-25 u breit. Häufig.

Sphagnum eymbifolium mehrere Blätter.

S. teres ebenso. .

Aspidium sp. Sporen, ziemlich spärlich.

Pinus silvestris Pollen, in mäßiger Zahl.

Picea excelsa nur einmal in einer großen Zahl von Präparaten ein Pollenkorn.

Ruppia maritima Früchte, in Menge.

Betula sp. Pollen, spärlich.

Alnus glutinosa Pollen, ziemlich sparsam.

Corylus avellana mehrere. Bruchstücke der Nüsse.

Quercus sp. Pollen, häufig.

Fagus silvatica Pollen, mehrfach.

Stellaria holostea ein Same.

Tilia sp. Pollen, ziemlich häufig.

4) Hier wie in den folgenden Einzeluntersuchungen wurden, wo nichts anderes bemerkt ist, jedesmal 200—925 cem des frischen Materials für die Untersuchung verwendet.

3) Bei den Diatomeen bezeichnet hier wie im folgenden S, B, M ihr Vorkonimen in Süß-. Brack- oder Meerwasser, Bei den pennaten bedeutet ein vorgesetztes *, dali sie von G. Karsten (Die Diatomeen der Kieler Bucht. W nsch. Meeresuntersuchungen N. Folge Bd. IV. Kiel 1899) in dem von ihm untersuchten Gebiele, von dem die Kieler Föhrde ein Teil ist, nicht beobachtet. sind. Synedra undulata hat Karsten selber nicht gefunden, sondern nach Präparaten von E. Linens angeführt, Ob dieselben Iebendes oder

zufällig nach oben an die Bodenoberlläche geratenes fossiles Material enthielten, ist mir nicht bekannt.

6 C. A. Weber.

Die unteren 50 cm des eigentlichen Lebertorfs, von dem mir sowohl Bohrproben wie zusammenhangende frische Stücke vorlagen, sind durch das völlige Fehlen von Diatomeen ausgezeichnet. Dieser Lebertorf war auch im frischen Zustande dunkler gefärbt als der hangende. Von Konchylien bemerkte ich darin Cardium edule, Mytilus edulis, Litorina litorea und Nassa reticulata. Die angetroffenen Pflanzenreste waren:

Fadenalgen, anscheinend denselben Arten wie vorher angehörig, aber

weniger zahlreich. Pilzhyphen, spärlich. Sphagnum cymbifolium einzelne Blätter ziemlich häufig. S. teres ebenso. Neckera erispa einige beblätterte Stammstücke und Äste. Camptothecium lutescens ein beblätterter Zweig. Hypnum aduncum zwei beblätterte Zweige. H. pseudofluitans einige beblütterte Stammstücke und ein Zweig. H. pseudostramineum ebenso. Aspidium sp. Sporangien und Sporen, häufig. Pinus silvestris Pollen reichlich. Potamogeton filiformis ein Früchtchen. Ruppia maritima Früchte in Menge. Phragmites communis mehrere Stücke dünner Rhizome. Graminee, Epidermisfetzen mit Spaltöffnungen häufig. Carex sect. Vignea eine Nuß. Scirpus Tabernaemontani drei Nüsse. Cladium mariscus sieben Nüsse, z. T. mit dem Balge. Betula, alba zwei flügellose Nüsse, einige Pollen. Alnus glutinosa 46 wohlerhaltene Nüsse, mehrere berindete Reiser, Holz- und Borkenstücke, Pollen mehrfach. Quercus sp. drei Knospen, Bruchstücke eines Reises, Pollen in Menge. Urtica dioica 28 Nüsse. Chenopodium glaucum ein Same). Atriplex hastatum zwei Samen. A. cf. litorale zwei Samen. Ranunculus sp. ein beschüdigtes Früchtchen. Nuphar ef. luteum vereinzelte Sternzellen.

4) Bei dem hier vorliegenden Chenopodium-Samen kommt ebenso wie bei den im Folgenden erwähnten meines Erachtens nur Ch. glaucum und Oh. album in Be- tracht, Im allgemeinen fand ich die Samen der ersten Art (im gequollenen Zustande) etwas größer als die der zweiten, und weil die Größe besser zu Ch. glaucum paßt und diese Art in den Pflanzenbestünden unserer FluBtüler selten fehlt, während Ch. album nur als Acker- und Gartenunkraut oder als Ruderalpflanze bei uns vorkommt, so hielt ich mich zu der oben gemachten Identifizierung für berechtigt. .

E

Über Litorina- und Prälitorinabildungen dev Kieler Föhrde.

Tiia sp. Pollen, ziemlich häufig. Lycopus europaeus zwei Fruchtklausen.

Der obere Teil des Lebertorfs gehört einer Küstenbildung an, worauf die Reste der Süßwasser- und Landpflanzen deuten. Er ist aber allem Anscheine nach in einem Meerwasser abgesetzt worden, dessen Salzgebalt höher war als jetzt in der Föhrde, was sich allein schon aus dem Vor- kommen der Paralia sulcata ergibt und später näher erörtert werden soll. Der untere Teil des Lebertorfs wurde ebenfalls in Salzwasser abgesetzt: aber ob dessen Salzgehalt stirker oder schwächer als jetzt war, ließ sich nicht feststellen. Jedoch dürfte das reichere Vorkommen von Süßwasser- und Landpflanzen darauf hinweisen, daß der Einfluß des salzreichen Meer- wassers um jene Zeit wesentlich geringer war als in der, in welcher der obere Teil der Schicht sich absetzte.

Diese Vermutung gewinnt an Wahrscheinlichkeit, wenn man berück- Sichtigt, daß unter dem Lebertorf Süßwasserbildungen angelroffen wurden. Vollzog sich der Übergang von dem Süß- zum Salzwasser allmählich und wurden die Übergangsbildungen nicht vor den Ablagerungen der meerischen Bildungen wieder zerstört, so müssen sich Schichten finden, in denen dieser Übergang deutlich zum Ausdruck gelangt.

b) Muddetorf im Wechsel mit Leber- und Hypnumtorf.

In der Tat waren unter den großen, vom Bagger aus dem tiefern Horizonte emporgebrachten Stücken solche vorhanden, die hierher gehören. Es waren Stücke, in denen Lagen von Muddetorf, Lebertorf und Hypnum- torf mit einander wechselten. Sie waren im frischen Zustande rotbraun, dunkelten aber an der Luft sehr bald. Beim Trocknen trat der Unterschied zwischen dem Muddetorf und dem Lebertorf, der im frischen Zustande nicht besonders auffällig war, deutlich hervor, insofern als der Lebertorf das bekannte scherbig-blättrige Gefüge annahm, der Muddetorf aber eine zu- sammenhangende oder unregelmäßig zerklüftete harte Masse wurde. Der ausschließlich aus Hypnum pseudofluitans bestehende Moostorf trat nur in dünnen Bünkchen auf. In dem Lebertorf kamen zerdrückte Schalen von Mytilus edulis vor, die den beiden anderen Torfarten fehlten.

Die Gesamtmächtigkeit dieses Schichtenkomplexes betrug nach der Dicke der Stücke zu urteilen 20—25 cm.

Eine Trennung der drei Torfarten wurde nicht ausgeführt; sie wurden vielmehr zusammen geschlümmt und ergaben in etwa 500 ccm:

Pilzmycel, von derselben Beschaffenheit wie im meerischen Lebertorf. Fadenalgen, spürlich, wie dort.

Sphagnum eymbifolium mehrere Blätter.

S. teres vereinzelte Blätter.

Hypnum cf. pseudostramineum Blätter, mehrfach.

8 C. A. Weber.

Hypnum pseudoflwitans in den Moostorflagen wohlerhaltene ganze Pflanzen.

Aspidium thelypteris ein Whizomstück, zwei junge Blattvoluten, ein feuer- verkohltes Bruchstück eines Blatistiels, reichlich Sporen, Sporangieu und Treppengefäße.

Pinus silvestris Pollen, ziemlich zahlreich.

Typha angustifolia einige Knollen und ein Rhizomstück.

Sparganium simplex ein Steinkern.

Ruppia maritima sieben Früchte.

Phragmites communis mehrere dünne Rhizome.

Scirpus Tabernaemontana A7 Nüsse.

Cladium mariscus mehr als 100 Früchte, meist noch mit dem Balge versehen.

Salix sp. Pollen, vereinzelt.

Betula pubescens eine Fruchtschuppe und eine geflügelte Nuß.

B. alba zwei llügellose Nüsse.

Alnus glutinosa eine Zapfenspindel, neun Nüsse, dünne berindete Reiser, Holz- und Borkenstücke, Pollen in namhafter Menge.

Quercus sp. eine Eichel ohne Napf, Pollen zahlreich.

Chenopodium glaucum sieben Samen.

Atriplex hastatum drei Samen.

A. cf. liforale ein Same.

Ranunculus lingua vier Früchte.

Tilia sp. Pollen, mehrfach.

Lyeopus europaeus drei Fruchtklausen.

Galium palustre eine Frucht.

Die tierischen Reste, die ich abgesehen von Mytilus angetroffen habe, beschränkten sich auf mehrere Kokons von Dendrocoelum lacteum und einige Bruchstücke von Donacienfügeldecken.

Der Wechsel der drei Torfarten deutet an, daß zur Zeit ihrer Ab- lagerung der Wasserstand einem mehrfachen Wandel unterlag, wobei bald stärker, bald schwächer brackisches, bald süßes Wasser den Boden längere Zeit bedeckte. Wir können uns etwa vorstellen, daß die Absätze in einer Lagune vor sich gingen, die bald mit dem brackischen Gewässer der da- maligen Fóhrde, bald mit der Schwentine in Verbindung stand.

Die Reste der Eiche, Erle und anderer Gewüchse, die nur in Berührung mit süßem Wasser dauernd zu leben vermögen, sind unzweifelhaft aus der nächsten Nähe eingeschwemmt. Aber dieselben Pflanzen wuchsen auch einmal an derselben Stelle und beweisen damit, daß der Einfluß des Salz- wassers zu einer Zeit gänzlich fehlte und nur der des süßen vorhanden war, wie die Untersuchung der folgenden Torfarten dartat.

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Über Litorina- und Prälitorinabildungen der Kieler Föhrde, 9

e) Bruchwaldtorf.

Von diesen Proben, die mir in größeren, zusammenhangenden Stücken vorlagen, sei zuerst der Bruchwaldtorf genannt, der die gewöhnliche Be- schatfenheit dieser Torfart zeigte. Er war reich an WMolzresten und im bergfrischen Zustande hell rotbraun. An der Luft wurde er tiefschwarz. Sand fehlte volistándig, abgesehen von vereinzelten winzigen Quarz- splitterchen. die sich erst bei der mikroskopischen Durchmusterung be- merklich machten.

Sehr eigentümlich erschien es mir, daß das trockene Pulver dieses Torfs ähnlich wie das des Lebertorfs mit Alkohol einen weingelben Auszug ergab, der schwach, aber deutlich rot fluoreszierte, ohne daß der Torf irgend welche Ähnlichkeit mit Lebertorf aufwies.

Es fanden sich nachstehende Pflanzen darin:

Pilzmycel häufig.

Ustilago hydropiperis vereinzelte Sporen.

U. echinata Sporen, mehrfach.

Uromyces ef. ficariae, zwei Teleutosporen, noch an dem Mycel ba fend, das in einem stark ulmifizierten dikotylen Blattfeizen steckte.

Polyporus sp. Mycelreste in Erlenholzstücken.

Bryum sp. Blätter, mehrfach.

Hypnum aduneum reichlich eingestreut, hin und wieder dünne Lagen bildend.

H. exannulatum ein beblättertes Stammstück.

Aspidium thelypteris zwei Blattvoluten und einige Rhizome.

Pinus silvestris Pollen, sehr zahlreich.

Graminee, mehrere kleine Knoten und Halmreste fetwa von der Größe der Aira caespitosa).

Seirpus Tobernaemontani 15 Nüsse,

Cladium mariscus eine Nuß.

Salix sp. Holztrümmer, Pollen wenig.

Betula alba Bruchstücke eines Blattes, mehrere flügellose Nüsse, einige Reiser; Pollen häufig.

Alnus glutinosa 44 Nüsse, zahlreiche Wurzeln, berindete Reiser, Holz- und Borkenstücke in Menge, einige feuerverkolilte Holzstücke.

Quercus sp. Pollen, spärlich.

Tilia sp. Pollen, ziemlich häufig.

Dieser Torf ist das Erzeugnis eines sehr sumpfigen Erlenbruchwaldes. der eine weite Ausdehnung besaß, so daß die Pollen der Eiche, die den trocknern Boden bewohnte, nur spärlich und unregelmäßig bis hierher gelangten. Das reichliche Vorkommen der Birken- und Föhrenpollen ist auf beginnende Hochmoorbildungen mit oligotrophischer Vegetation zu erklären,

10 C. À. Weber.

die in der Tat, wie sich gleich zeigen wird, in nächster Nábe vor- handen war.

Das Vorkommen von Ustilago echinata weist auf das von Phalaris arundinacea hin, auf der sie schmarotzt, ebenso beweist Ustilago hydro- piperis das Vorkommen eines Polygonum. Vielleicht ist auch Ficaria verna

vorhanden gewesen.

Der Bruchwaldtorf ruht unmittelbar über der Kulturschicht und dem geschiebereichen Bryozoensande und wird allem Anscheine nach unmittelbar von den Brackwasserschichten überlagert. Indessen müssen sich zwischen beide Bildungen wenigstens streckenweise die nachstehend beschriebenen einschieben.

d) Farntorf.

Der Farntorf, von dem ich ein etwa 1,5 edm großes Stück erhalten habe, stellte ein tiefschwarzes, dichtes, mit muddeühnlichem Humus durch- mischtes Gefilz der Rhizome und Wurzeln von Aspidium thelypteris, durch- setzt mit kleinen Nestern von Hypnumtorf dar. Er trocknete zu einer schwarzen, harten, etwas porüsen Masse zusammen. Alle Reste in ihm waren stark ulmifiziert.

Ich ermittelte darin:

Pilzmycel, von derselben Beschaffenheit wie vorher.

Flechten- oder Askomycetensporen, fünfzellig, spärlich.

Ustilago hydropiperis einzelne Sporen.

Amblystegium riparium in den Moostorfnestern.

Hypnum cuspidatum den Hauptbestandteil der Moostorfnester bildend, auch zerstreut zwischen den Fararhizomen,

Aspidium thelypteris Rhizome, Wurzeln, Blatistielbasen den Rhizomen anhaftend, junge Blattvoluten, Spreuschuppen, Sporangien und Sporen in Menge. Blattreste nur sehr spärlich erhalten geblieben.

Pinus silvestris Pollen mehrfach.

Carex pseudocyperus ein vorzüglich erhaltener Balg zwischen dem Moose.

Betula pubescens 13 vollständige Nüsse. Hierzu auch einige dünne, be- rindete Birkenreiser und Wurzeln. Pollen nur spärlich gefunden.

Alnus glutinosa 50 Nüsse. Pollen nicht sehr reichlich.

Quercus sp. Pollen sehr spärlich.

Lyeopus europaeus zwei Fruchtklausen.

Menyanthes trifoliata ein Same.

Von tierischen Resten bemerkte ich reichlich Oribates sp. und eine 7 mm lange Dipterenlarvenhülle.

Der muddeähnliche Humus zwischen den Farnresten bestand haupt- sächlich aus strukturlosem Ulmin, das mit ziemlich viel Pilzmycel durch- wirkt und mit einigen isolierten, mehr oder minder stark ulmifizierten Parenchymzellen durchsetzt war.

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Über Litorina- und Prälitorinabildungen der Kieler Föhrde. 11

Dieser Torf ist das Erzeugnis eines hier und da mit Seggen und Moos durchwachsenen Aspidietum in dem Bruchwalde. Beachtenswert ist das reichliche Vorkommen von Birkenfrüchten.

Pollen sind nur spärlich hierher gelangt, vermutlich, weil der Farn- bestand nur eine kleine Lücke in dem dichten Laubwalde inne hatte, der wie ein Luftfilter wirkte.

e) Sphagnumtorf. Mehrere grofe Stücke von Sphagnumtorf waren an verschiedenen Stellen der submarinen Torfschicht vor der Schwentinemündung von dem Bagger emporgebracht worden, aber doch nicht überall, so daß es scheint, daß eine sehr lückenhafte, jedoch hier und da ziemlich ausgedehnte Sphagnum- torfschicht vorhanden war.

D

Alle diese Stücke waren im frischen Zustande gelbbrüunlich, dunkelten an der Luft bald und zeigten dieselbe Farbe, denselben Erhaltungszustand und ungeführ dieselbe Dichte wie der jüngere Sphagnumtorf der Hochmoore Nordwestdeutschlands.

Die meisten Stücke bestanden aus Sphagnum cymbifolium, das mit etwas S. obtusum und sehr wenig S. acutifolium coll. durchsetzt war. In derartigen Stücken waren Reste von Begleitpflanzen nur in äußerst ge- ringer Zahl vorhanden, wie es bei dem typischen Hochmoortorf gewöhnlich der Fall ist. Etwas reicher daran waren Stücke, die überwiegend aus Sphagnum teres mit geringer Beimengung von S. eymbifolium und S. acuti- folium coll. bestanden.

In allen diesen Stücken, von denen etwa 2 cdm geschlämmt waren, habe ich folgende Pflanzen insgesamt festgestellt:

Sphagnum cymbifohum gui erhaltene ganze Pflanzen.

S. acutifolium coll. Blätter und Aststücke.

S. teres gut erhaltene ganze Pflanzen.

S. obtusum desgleichen.

S. sp. zahlreiche Sporangien, Sporangiendeckel und Sporen.

Aspidium thelypteris ein Rhizom zwischen Sphagnum teres.

Pinus silvestris Pollen, zahlreich bis ziemlich zahlreich.

Eriophorum angustifolium eine Nuß.

Betula verrucosa eine Nuß.

B. sp. Pollen häufig.

Alnus glutinosa Nüsse, in allen untersuchten Stücken, bald sparsamer, bald reichlicher. Pollen stets reichlich vorhanden.

Quercus sp. Pollen, in müßiger Menge bis ziemlich zahlreich.

Tilia sp. Pollen, spärlich, aber regelmäßig in allen Präparaten gefunden.

Vaccinium oxyeoceus Stimmehen, Blätter, wenig.

Ericales Pollen, sehr spärlich.

12 C. A. Weber.

Weit mannigfaltiger als in den Stücken fast reinen Sphagnumtorfs, welche diese Funde ergeben haben, waren die Begleitpflanzen, die ein größeres Stück enthielt, das seiner Zusammensetzung nach als ein Seggen- Torfmoostorf zu bezeichnen war. Es enthielt nämlich die Rhizome und Blattscheiden einer Segge in solcher Menge, daß sie ungefähr den dritten Teil der frischen Raummenge ausmachten. Hier fanden sich in etwa 500 cem:

Sphagnum cymbifolium in betrüchtlicher Menge.

S. teres den Hauptbestandteil bildend.

S. sp. Sporangien, Sporangiendeckel, Sporen, alles in sehr großer Zahl.

Aspidium thelypteris ein langes Rhizomstück.

Pinus silvestris A Same, ziemlich zahlreiche Pollen.

Carex lasiocarpa. 69 vorzüglich erhaltene Bälge, wozu auch wahrschein- lich die erwähnten Rhizome und Blattscheiden gehören.

Scirpus Tabernaemontani eine Nuß.

Betula pubescens Fruchtschuppen und Nüsse, in vorzüglicher Erhaltung, zahlreich.

B. verrucosa ebenso. Minder zahlreich.

B. alba Blattreste und berindete Reiser reichlich, Pollen in namhafter Zahl.

Alnus glutinosa 40 Nüsse, einige Knospenschuppen, einige berindete dünne Reiser. Pollen in mäßiger Zahl.

Quercus sp. Pollen in geringer Zahl,

Peucedanum palustre eine Fruchthälfte.

Menyanthes trifoliata 43 Samen.

Vaccinium oxycoccus mehrere Stämmchen und Blätter.

Ericales Pollen, in mäßiger Menge.

Zu beachten ist, daß sich in allen Sphagnumtorfstücken die Früchte der Erle fanden. Dies beweist, daß es sich nur um eine kleine, rings von hohem Erlenwald umgebene Torfmooswiese handelt, die den Torf geliefert hat. Die zuletzt besprochene Probe gehört dem Randgebiete des Sphag- netums an; ihr Torf ist im allgemeinen schon zu den Übergangsbildungen zwischen Hoch- und Niedermoor zu rechnen. Er ging aus einem Betuleto- Cariceto-Sphagnetum hervor.

Auffallend mag es erscheinen, daß Pollen hier weitaus reichlicher als in dem Farntorf auftreten. Das spricht aber in diesem Falle durchaus nicht gegen die Gleichzeitigkeit beider Bildungen. Denn die freie, aber doch im Lee befindliche Fläche, welche das Sphagnetum darstellte, be- günstigle das Niederfallen der Pollenkörner. Überdies hat der Wind die Neigung, den Blütenstaub hochragender Bäume erst in einer gewissen Entfernung von dem Ursprungsorte niederfallen zu lassen, wie mir besonders angestellte Untersuchungen lehrten.

Über Litorina- und Prälitorinahildungen der Kieler Föhrde. 13

f) Ergebnis.

Das Urteil, das ich mir auf Grund der vorstehenden Befunde und unter Berücksichtigung des Entwickelungsganges der Moore, der durch die geselzmüllige Aufeinanderfolge der Pflanzenvercine bedingt ist, vorläufig bildete, lautete:

Unmittelbar über bryozoenreichem Geschiebesande liegen die Reste einer prühistorischen Wohnstätte. Darüber entwickelte sich ein aus Bruch- waldtorf bestehendes Niedermoor. Über ihm entstanden Übergangstorf- schichten, die endlich von Sphagnumtorf bedeckt wurden. Bei dem Ein- bruche salzigen Wassers in die Führde wurden die beiden letzten Schichten und vermutlich auch der Bruchwaldtorf wenigstens teilweise zerstört und Brackwasserbildungen setzten sich unmittelbar auf dem Reste des letzten ab. Sie wurden dann in der Folge von meerischem Lebertorf bedeckt.

Übergangsbildungen zwischen den eutrophen und den oligotrophen Moorschichten pflegen bei uns aus Führenwaldtorf mit Birkeneinschlüssen zu bestehen. Aus der sehr bróckeligen Beschaffenheit dieses Torfs erklärt es sich vielleicht, daß Proben desselben unter den mir übergebenen fehlten. Es ist aber auch nicht zu vergessen, daß bei sehr kleinen Hochmooren, um deren eins es sich hier offenbar handelt, oft gerade in dem Übergangs- horizonte Abweichungen vorkommen, was möglichenfalls auch hier der Fall gewesen ist.

II. Submarine Süfswasserbildungen an anderen Stellen der Kieler Föhrde.

Man könnte nun dem Gedanken Raum geben, daß es sich hei den soeben beschriebenen Süßwasserbildungen um eingeschwemmte oder bei Eisgang aus der Schwentine eingetriebene und zu Boden gesunkene Torf- schollen handelt. Freilich spricht das über etwa 80 m ausgedehnte gleich- mäßige Vorkommen dagegen, wäre aber doch nicht durchaus überzeugend. Weit ernstere Bedenken gegen diese Annahme ergeben sich indessen aus dem Erbaggern des Sphagnumtorfs. Dieser Torf ist nämlich meist schwimm- fähig, zumal in Salzwasser, und man versicherte mir, daß alle Stücke des- selben, die emporgefördert wurden, auch hier auf dem Wasser der Bagger- eimer und der Baggerschuten oder, wenn die am Grunde losgerissenen Stücke von den Eimern nicht aufgenommen waren, neben dem Bagger im Föhrdewasser schwammen. Ein derartiger Torf kann zwar, wenn er durch Hochwasser oder Eisgang von seiner Bildungsstätte losgerissen ist, irgendwo an den Strand getrieben werden, aber schwerlich in zusammenhangenden Schollen mitten auf einer weiten Wasserfläche versinken. Wohl aber ver- mag eine geringmächtige Schicht Sphagnumtorfs von dem Erhaltungszustande und der Dichte des in Rede stehenden, wenn sie durch die Wurzeln der in ihr steckenden Pflanzen fest mit dem Liegenden vernüht ist, beim Sinken

14 C. A. Weber.

des Landes allmählich unter Wasser zu tauchen, ohne sich überall los- zutrennen. Ich selber habe an der Küste Ostfrieslands unter mecrischem Marschklei weit ausgedehnte Sphagnumtorfschichten über Niedermoor ge- funden, die in dem zusammengeprefiten Zustande, der durch die Belastung des Hangenden verursacht war, noch über 30 cm mächtig waren.

Immerhin war es mir erwünscht, mich an Ort und Stelle durch den Augenschein zu überzeugen und dort die vorstehend gemachten Studien zu ergünzen.

Leider war die Fundstelle vor der Schwentinemündung im Februar 1903 bereits durch den Bau der Molen des neuen Ausrüstungshafens teils unzu- gänglich geworden, teils vollständig beseitigt worden, so daß hier nichts mehr zu machen war.

Ich habe aber in der Einleitung bereits bemerkt, daß es mir gelang, mich von der weiten Ausdehnung submariner Süßwasserschichten unter Meerlebertorf in der Kieler Fóhrde zu überzeugen, und ich lasse hier die

Beschreibung derjenigen Vorkommen folgen, die ich eingehend unter- sucht habe.

a) Auwaldtorf.

In der Nühe des hohen und steilen Ufers an der linken Seite der Schwentinemündung, vor Wellingdorf (vergl. die Karte auf S. 3 bei Ila), wohnte ich làngere Zeit der Arbeit eines Baggers bei. Die Wassertiefe betrug hier, etwa 40—80 m vom Strande, 2 m. Den Boden bildete zunächst eine lehmige Kiesschicht von wechselnder, nach dem Ufer hin zunehmender Dicke, deren Material offenbar von dem steilen Hange des Ufers abgestürzt war. Dann folgte bis 7m unter dem Mittelwasser Meerlebertorf von der-

selben Beschaffenheit wie der vorher beschriebene. Unter ihm lagen 1,5 m j

rötlichen Waldtorfs, der besonders in den höheren Lagen mit den Rhizomen

des Schilfrohrs durchsetzt war und hier streckenweise in Schilftorf über- J

ging. In der tiefern Lage enthielt die Schicht zahlreiche starke Stämme

der Erle und Eiche, letztere bis zu 0,75 m und darüber dick. Ich konnte š

mich durch den Augenschein davon überzeugen, daB die Süßwasserschicht auf einer Strecke von mehr als 100 m ein zusammenhangendes Lager dar-

stellte. Ebenso habe ich mich davon überzeugen können, daß der Waldtorf 1

unmittelbar dem Geschiebesande auflagerte, in den die Báume ihre Wurzeln gesenkt hatten.

Dic Pflanzenreste der hier folgenden Liste habe ich zum kleinern Teile am Bagger unmittelbar dem Waldtorf entnommen, zum größten Teil aber durch Schlämmung und mikroskopische Untersuchung dreier großer zu- sammenhangender Stücke desselben Torfs gewonnen, die ich nach Bremen

mitgenommen hatte. Nachdem dieselben sorgfältig gereinigt waren und eine ;

etwa 2—3 cm dicke Rinde fortgeschnitten war, habe ich sie mit der Pineette auseinander genommen und etwa 9 cdm geschlämmt. Es fanden sich:

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Uber Litorina- und Prälitorinabildungen der Kieler Fóhrde, 15

Pilzmycel reichlich.

Cenococcum geophilum wenige Peridien.

Sphagnum cymbifolium Blätter, spärlich.

Hypnum sp. Blattbruchstücke sehr spärlich.

Aspidium thelypteris Rhizome, mehrfach.

Pinus silvestris Pollen, ziemlich häufig.

Phragmites communis Rhizome.

Carex remota Früchte, ziemlich zahlreich.

C. sect. Vignea Nüsse mehrfach.

C. sect. Carex desgl.

Iris pseudacorus Samen, mehrfach.

Populus sp. Äste, Knospen, wenig.

Betula pubescens eine wohlerhaltene Nuß.

B. alba wenige flügellose Nüsse.

Alnus glutinosa zahlreiche Früchte, auch unmittelbar über dem Unter- grundsande. Pollen überall reichlich.

Corylus avelana f. oblonga, zahlreiche Nüsse. .

Quercus (cf.) pedunculata Stämme, Nüsse, Becher, Knospen, Reiser, in Menge.

Urtica dioica wenige Nüsse.

Rumex cf. acetosa wenige Nüsse.

H. cf. hydrolapathum eine NuB.

Chenopodium glaucum Samen, zahlreich.

Atriplex hastatum Samen, zahlreich.

Montia fontana Samen, ziemlich zahlreich.

Moehringia trinervia Samen, in zwei der untersuchten Stücke ziemlich zahlreich.

Viola (palustris) Samen, mehrfach.

Tilia parvifolia Kapseln, mehrfach..

T. intermedia eine Kapsel.

Potentilla reptans Früchtchen, ziemlich zahlreich und regelmäßig.

Ulmaria palustris ein Früchtchen.

Rubus sect. Eubatus wenige Steinkerne.

R. idaeus mehrere Steinkerne.

Pirus malus, ein Same.

Solanum dulcamara Samen in mäßiger Menge.

Menta aquatica zwei Klausen.

Galeopsis tetrahit eine Klause.

Lycopus europaeus zahlreiche Klausen.

Scutellaria galericulata drei Klausen. Häufig wurden auch Reste von Blättern angetroffen, aber ohne die

Möglichkeit einer nähern Bestimmung.

Alle diese Reste weisen auf einen Auwald, d. h. einen Erlenbruchwald

16 C. A. Weber.

mit starker Beimengung von Eichen hin, wie er sich auch gegenwärtig in den Tälern der großen norddeutschen Ströme mit einer ähnlichen Phy- siognomie findet: Erlen und gewaltige Bichen waren das Oberholz, Linden und Haseln bildeten ein mehr oder minder dichtes Unterholz; den aus einer dicken Humusschicht bestehenden, mit den von Alter und Sturm nieder- gebrochenen Stümmen bedeckten Boden überzog an lichteren Stellen bald ein Gestrëpp von Himbeeren und Brombeeren, bald ein Wolfstrappgestäude, durchsetzt mit Móhringien, Helmkraut, kriechendem Fingerkraut, Sumpfspiere, Ampfer, Schwertlilie, Schilfrohr usw.; hier und da bestanden Sumpflachen mit ihrer eigentümlichen Pflanzenwelt.

Der nach oben zunehmende Schilfgehalt der Schicht bezeichnet eine mit der Zeit zunehmende Nüsse des Standorts an, die um so bemerkens- werter ist, als sie sich über das ganze Gelände erstreckt hatte und unzweifel- haft durch das Sinken des Bodens erklärt wird.

Die meisten der soeben aufgezühlten Früchte und Samen wurden in dem Wasser der Schute, in welche die Baggereimer ihren Inhalt stürzten, schwimmend beobachtet, z. T., wie die Früchte der Schwertlilie, der Linden, der Hasel, der Eiche und des Wolfstrapp in unzühliger Menge; einmal dort auch die Eichenfrüchte noch in Verbindung mit dem Fruchttrüger, wodurch die Bestimmung Quercus pedunculata gesichert wurde.

Außerdem zeigten sich unter den so aus dem Baggermateriale los- gespülten Pflanzenresten noch die folgenden, die ich nicht in den unter- suchten Torfstücken angetroffen habe: .

Hypnum cuspidatum, beblätterte Stämmchen, mehrfach.

Equisetum heleocharis, einige Rhizomstücke.

Carex panniculata Bälge in ziemlicher Menge.

C. riparia, ein Balg.

C. pseudoeyperus Bülge in großer Menge.

Corylus avellana f. silvestris Nüsse, spärlicher als f. oblonga.

Fagus silratica mehrere Fruchthüllen.

Potentilla anserina Nüßchen in geringer Zahl.

Cornus sanguinea ein Stein. .

Oenanthe aquatica, Fruchthälften in großer Menge. :

Ich bemerke ausdrücklich, daß alle diese Reste stark ulmifiziert waren; š sie erschienen, gleich nachdem sie aus der einschließenden Bergart frei ge- worden waren, noch intensiv braunrot und nahmen in Berührung mit Luft nach einiger Zeit eine schwarze Farbe an. Ich vermochte aber nicht zu entscheiden, ob sie aus dem Waldtorf oder aus dem Meerlebertorf her- rührten. Jedenfalls habe ich Pollen der Buche, oder andere bestimmbare ; Reste derselben, nicht in den mitgenommenen Proben des Waldtorfs ge- å funden, obwohl ich wiederholt und aufmerksam Prüparatenserien danach durchsucht habe. Die gefundenen Buchenfrüchte gehören daher nicht dem ; Waldtorf an, sondern mit größter Wahrscheinlichkeit dem Meerleberdorf.

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Über Litorina- und Präfterinabildungen der Kieler Föhrde 17

Die hier beschriebene Bildung zeigt eine große Ähnlichkeit mit der, welche pe Geer bei Ronneby an der Küste Blekingens entdeckt!) und G. AspgRssoN botanisch untersucht hat?) Dort fanden sich unter 70 em Meerlehertorf (marina gyttja) 25—30 cm Süßwasserlebertorf. Dann folgte ein Bruchwaldtorf mit Resten von Chara sp, Seirpus lacustris, Salir caprea, Betula pubescens, Alnus glulinosa, Corylus avellana, Quercus sp. Rumex sp, Nymphaea alba, Coruus sanguinea, Prunus padus und Rubus idaeus.

Ebenso ist die gleichfalls von G. Anperssox beschriebene Bildung von Listerhufvud, südlich von der vorigen an der nämlichen Küste gelegen, zu vergleichen. Dort lag unter einem meerischen Strandwalle eine Schicht Schiftorf mit den Resten von Alnus glutinosa und Salir caprea. ` Dann folgte ein Auwaldtorf mit zahlreichen Resten der Eiche ((Qwerews robur) und der Erle nebst Carer riparia, C. pseudocyperus, Cladium marisens, Iris pseudacorus, Salir caprea, S. cinerea, S. repens (9), Betula pubescens. Corylus avelana, Frangula alnus, Prunus padus, Tiia parvifolia, Viburnum opulus, Menyanthes trifoliata und Lycopus europaeus?).

In beiden Bildungen sind die Waldtorfschichten als gleichalterig mil der vor dem Wellingdorfer Strande anzusehen. Besonders beachtenswerl erscheint, daB auch bei ihnen durch den Schilftorf und den Süßwasser- lebertorf im Hangenden eine Zunahme der Nässe angedeutet ist, die dadurch erklärt werden muß, daß ein Sinken des Landes erfolgte, noch während die Ostsee ein süßes Gewässer darstellte.

b) Hypnumtorf.

Eine andere Süßwassertorfschicht wurde in beträchtlicher Ausdehnung, ebenfalls ein weites Feld verratend, südlich von Boje 8, am Südende der Mole des neuen Ausrüstungshafens beim Baggern angetroffen (siehe die Karte auf S. 3 bei IIb).

Die Wassertiefe betrug hier 7—7,5 m. Den Boden bildete unter einer Decke von schlammiger Moorerde Meerlebertorf bis zu etwa 44,5 m unter dem Mittelwasser. Dann folgte der höchstens 1 m mächtige Hypnumtorf über Geschiebesand.

Dieser Torf war im frischen Zustande hell-ockergelb; er dunkelte an der Luft langsam und wurde zuletzt schwarz. Er roch stark nach Schwefel- wasserstoff und war entsprechend reich an fein verleillem Schwefeleisen: zugleich enthielt er sehr viel kohlensauren Kalk in feinster Verteilung. Die Hypnumpflänzchen verliehen ihm ein undeutlich filziges Gefüge, doch war

4j DE Geer, Om en postglacial landsánkning i södra och mellersta Sverige. Sver. Geol. Undersökn. Ser. C. No. 52. 1882.

2) G. Aunrassox, Vüxtpaleontologiska undersökningar af svenska torfmossar, 2. Bi- hang till Svenska Vetensk. Akad. Handl. Bd. 48. Afd. HI. 4893. S. 8.

3) Ebenda S. 44.

Botanische Jahrbücher, IXIV, Bd. 2

18 C. A. Weber.

er mürbe und schmierig. Konchylien waren reichlich eingelagert und zwar bemerkte ich Carychium minimum Müll sehr zahlreich, Pupa antivertigo Drap. ziemlich zahlreich, Valvata cristata Müll mehrfach, Helix pygmaca Drap. wenige Exemplare, und Pisidium fontinale Drap. sehr zahlreich.

Folgende Pflanzenreste wurden festgestellt:

Algenfäden mit dünner, außen fein gekörnelter Zellwand, 25 p breit, zahl- reich zwischen den Moosen.

Meesea triquetra var. timmioides ziemlich zahlreich eingesprengt.

Camptothecium nitens bald nesterweise, bald einzeln eingesprengt.

Hypnum Sendtneri (Limpr. Laubm.), die Hauptmasse des Torfs hildend.

Pinus silvestris Pollen ziemlich zahlreich.

Carex teretiuscula wohlerhaltene Bälge ziemlich zahireich.

Betula sp. Pollen häufig.

B. alba mehrere flügellose Nüsse.

B. pubescens mehrere Fruchtschuppen.

Alnus glutinosa, Nüsse in mäßiger Zahl, ein berindetes Reis, ziemlich zahlreiche Pollen.

Quercus sp. Pollen mehrfach.

Menyanthes trifoliata mehrere Samen und einige mit Niederblättern be- setzte Rhizome.

Dieser Torf ist das Erzeugnis einer schwingenden Hypnumwiese. Zwischen den Moosen fand sich ein dünnes Seggengehálm, hier und da das Geblätt des Bitterklees, und einzelne Erlen und Birken schoben sich ver- mutlich von den Rändern her in den Bestand ein.

Die Bildung gehórt der Eichenzeit an und liegt in demselben Horizont, wie der obere Teil des Cladiumtorfs und des Scorpidiumtorfs des Profiles IV, das weiterhin wird beschrieben werden.

c) Erlenstubbenlage unter Meer-Lebertorf.

200 m nördlich von der eben erwähnten Stelle (s. d. Karte auf S. 3 hei IIc}, auf dem Rücken des Ellerbecker Hakens, eines unterseeischen Hügels, fehlte der Hypnumtorf. Dagegen wurden hier über eine weile Strecke zahl- 4 reiche groBe, berindete Stubben der Erle angetroffen. Sie standen unmittelbar auf dem Geschiebesande und zeigten einen ausgedehnten ehemaligen Erlen- hestand an. Der Bruchwaldtorf scheint aber nur in sehr geringer Máchtig- j keit erhalten geblieben zu sein; denn es gelang mir nicht, Stücke von ge- nügender Größe zu erhalten, die eine Untersuchung verlohnt hätten, ohne daß man fürchten mußte, schichtfremdes Material dazwischen zu bekommen. Die Tiefe, in der die Stubben getroflen wurden, betrug 8—9 m.

in dem darüber anstehenden Meerlebertorf, der dieselbe gelbe Farbe und Beschaffenheit wie der früher beschriebene zeigte, fanden sich zah- š reiche Meerdiatomeen, von denen nur Paralia sulcata, Synedra undulata j und die bier besonders reichlich vorhandene Navicula didyma genannt sein

é<

Über Litorina- und Prälitorinabiktungen der Kieler Föhrde. 19

mögen. Von den meerischen Konchylien erfüllte Litorina lilorea ganze Lagen und war reichlich mit Cardium edule, Serobienlaria piperata und Hydrobia ulrae durchmengt. Auch bemerkte ich einige Exemplare von Litorina obtusata.

Ferner fanden sich an Pflanzen:

Sphagnum cymbifolium Blätter, mehrfach.

Ruppia maritima zahlreiche Früchte.

Phragmites communis ein Rhizom- und ein Halmstück.

Scirpus Tabernaemontani zwei Nüsse.

Betula sp. einige gut erhaltene Pollen.

B. alba zwei flügellose Nüsse.

«linus glutinosa vier etwas abgenulzte Nüsse, ein Stück Borke und ein abgerolltes Holzstück.

Corylus avellana f. oblonga mehrere Nüsse, ein unberindetes Stück einer fingerdicken Wurzel.

Quercus sp. Bruchstück einer Cupula, ein abgerolltes, enlrindetes Ast- stück, mehrere abgerollte Feuerkohlen und spärliche Pollen.

Fagus silvatica Pollen mehrfach.

Chenopodium glaucum vier Samen.

Atriplex hastatum ein Same.

Montia cf. minor ein Same.

Tilia sp. Pollen mehrfach.

Der gelbe, etwa 1—1,5 m mächtige Lebertorf ging oben in eine un- geführ 0,5 m dicke Lage schwarzer, sandiger Moorerde über, die ganz besonders reich mit Konchylien durchsetzt war, unter diesen Mya are- maria, die ich nirgends in dem gelben Lebertorf gefunden habe.

Unweit dieser Stelle war es, wo man in den Jahren 1882 und 1883, als ein Teil des Ellerbecker Hakens weggcbaggert wurde, eine so große Zahl von bearbeiteten Geräten und Rohmaterial der àültern neolithischen Stufe fand!) daß auch hier kein Zweifel über das Vorliegen einer mensch- lichen Wohnstätte besteht. W. SeLrerg, dem wir die Veröffentlichung hier- über verdanken, erwähnt auch noch Austernschalen und Dorschgräten, die dort gefunden sind. Diese gehüren aber meines Erachtens nicht der Kultur- Schicht an, sondern waren in dem darüber lagernden Meer-Lebertorf ent- halten, worauf ich noch zurückzukommen gedenke.

1) Die Funde bestanden nach W. Spuieru (Über vorgeschichtliche Altertümer Schles- wig-Holsteins usw. Archiv f. Anthropologie u. Geologie Schleswig-Holsteins und der benachbarten Gebiete, 3. Bd. S. 142) aus »Flintsachen, Rohmaterial, Kernsteinen, Messern, Äxten und Abfalle, ferner aus 48 zum Teil bearbeiteten Geweihenden vom Edelhirsch nebst Knochen vom Wildschwein, Urstier, Elch, Hund und der Menschen selber. Eine ausführliche Veröffentlichung dieser Funde wird demnächst von seiten des Museums für Schleswig-Holsteins Altertümer im 43. Jahresbericht desselben erfolgen.

20 C. A. Weber.

HI. Brackwasserbildung unter Meer-Lebertorf in der Schwentinemündung.

100 m nordöstlich von der unter I beschriebenen Fundstelle (s. die Karte auf S. 3 bei HI) wurde in meiner Gegenwart eine Bohrung ausge- führt, die folgende Schichten unter Mittelwasser ergab:

Wasser . . 2... M .o. . von 0m his 3,21 m Schwarze, schlammige Moorerde. 2.0» 8,80» xn k > Gelber Meerlebertorf, die unteren 40cm

mit dünnen Bänkchen von röt-

lichem Torfdetritus . . . . .. > 421» > 1724 > Kies mit dünnen Lagen von gelbem

Lebertorf und stärkeren von alloch-

thonem Bruchwaldtorf . . . . a 17,84 » » 47,94 >

Bei 17,94 m mußte die Arbeit abgebrochen werden, nachdem man auf einen nicht beiseite zu schiebenden größern Stein gestoßen war.

Die Bohrung war in der Hoffnung unternommen, eine Fortsetzung des erwähnten unterseeischen Moores zu treffen. Die um 9 m tiefere Lage, in der die vierte der oben genannten Schichten getroffen wurde, schließt $ aber den Gedanken an einen ununterbrochenen Zusammenhang beider Bil- dungen aus, obschon die nähere Untersuchung enge Beziehungen beider zu einander aufdeckte.

Der Kies der vierten Schicht enthielt Steinchen von Granit, Quarzit, Feuerstein usw. bis zur Bohnengrülle; sie waren eckig oder nur an den | Kanten schwach gerundet. Dazwischen lagen zahlreiche Schalen von 3 Hydrobia ulvae, klein- und dünnschalige Exemplare von Cardium edule j und einige kleine Gehäuse von Latoria litorea. Die rötlichen Torfbänke enthielten zahlreiche (zerbohrte) Holzstücke der Erle und waren mit feinem 4 Sande vermengt. Eine dieser Lagen enthielt sehr viel Erlenreiser; der 3 untersten, etwa 10 cm starken, fehlten solche aber in der Bohrprobe 3 fast ganz.

Das Material der in Rede stehenden Schicht war mit einem Löffel- bohrer emporgeholt, der in einem Futterrtohre von 40 cm lichtem Durch- messer lief. Nach Möglichkeit war darauf geachtet worden, daß in dem erbohrien walzenfórmigen Stücke der Schicht kein Material aus dem Hangenden verschleppt wurde. Eine reinliche Trennung der Kies-, Leber- torf- und Waldtorflagen der Schicht war aber mit Rücksicht auf die Ver- hältnisse, unter denen draußen gearbeitet werden mußte, nicht ausgeführt worden. Insgesamt ist in der vierten Schicht festgestellt:

* Cymbella cistula (Hemp.) Kirchn. S. B. Ziemlich zahlreich. Epithemia turgida, (Ehrb.) Ktz. S. B. Zahlreich. E. turgida var. Westermann? (Ehrb.) Grun. S. B. Zahlreich. * Campylodiscus clypeus Ehrb, B. Zahlreich.

Über Litorina- und Prälitorinabildungen der Kieler Föhrde. 21

Melosira arenaria Moore. S. B. Sehr zahlreich.

Sphagnum cymbifolium mehrere Blätter.

S. squarrosum desgl.

S. euspidatum coll desgl.

Pylaisia polyantha var. homomalla ein gut erhaltener Zweig.

Antitrichia curtipendula ein eben solches Stammstück.

Aspidium sp. Sporen, spärlich.

Pinus silvestris Pollen, spürlich.

Najas major drei ganze und drei halbe Früchte.

Zannichellia pedicellata 8 Früchte, nur in der tiefsten Lage.

Ruppia maritima A& Früchte, besonders in der tiefsten Lage.

Carex sect. Carex eine kleine Nuß.

Seirpus lacustris zwei Nüsse.

S. maritimus eine Nuß in der tiefsten Lage.

Alnus glutinosa Vk Nüsse, 7 Zapfenspindeln, z. T. noch mit den Schuppen- stielen, zahlreiche z. T. berindete Reiser, zerbohrte Brocken von Stamm- und Wurzelholz, eine Feuerkohle. Pollen sehr spürlich.

Corylus avellana ein Bruchstück einer Nuß. Pollen, die entweder hierher oder zu Betula gehóren, aber wegen der nicht erhalten ge- bliebenen Intine nicht näher bestimmt werden konnten, spärlich.

Quereus spec. Bruchstück einer Eichel. Pollen ziemlich spärlich.

Urtica dioica zwei Nüsse.

Chenopodium glaucum ein Same.

Tilia parvifolia eine Kapsel. Pollen sehr spärlich.

Nach Pollen und anderen Resten der Buche wurde ausdrücklich und nachhaltig, aber vergebens gesucht.

Außer den genannten wurden noch an tierischen Resten gefunden: zwei Schalen von Valvata cristata, mehrere Exemplare von Oribates sp. und reichlich die Kieselnadeln von Spongilla fragilis, sämtlich Süßwasser- formen.

Der treffliche Erhaltungszustand aller Reste schloß jeden Gedanken daran aus, daß sie vor der Ablagerung längere Zeit im Wasser getrieben hätten oder gerollt wären. Auch ist völlig ausgeschlossen, daß es sich hier um zerstörten Bruchwaldtorf auf sekundärem Lager handelt. Vielmehr ist es sicher, daB hier eine Bildung vorliegt, die in etwas tieferm, brackischem Wasser vor einem kiesigen Ufer abgelagert ist. Der Wechsel der Schichten deutet auf dieselben wechselnden Verhältnisse einer Lagune, wie wir sie bei der Schicht b des Profiles I angetroffen haben. Auch die Zeit, in der die Ablagerung geschah, ist dieselbe wie dort, nümlich die Eichenzeit, vor der Einwanderung der Buche. Beide Bildungen gehóren daher zweifellos demselben Horizonte an.

Wenn nun gegenwärtig die in Rede stehende Schicht des Profiles HI um 9 m tiefer liegt als die entsprechende des Profiles I, das nur 100 m

29 C. A. Weber.

davon entfernt ist, so vermag ich dies zur Zeit nicht anders zu erklären, als durch die Annahme eines örtlichen Erdfalls oder einer Verwerfung, die durch eine, über ein grüßeres Gebiet ausgedehnte vertikale Verschiebung der Schichten zu slande gekommen ist. Namentlich die zweite Annahme erschien mir bei der Begehung des Schwentinetales bis oberhalb der Oppen- dorfer Mühle nicht unannehmbar zu sein. Vielmehr halte ich es für müg- lich, daB die Schwentinefurche wenigstens bis soweit durch eine Verwer- fung im ältern Gebirge entstanden ist, die während der Diluvialzeit be- gonnen haben mag, aber sich nach der Ablagerung der Brackwasserschichten und eines Teiles des Lebertorfs in der Führde noch um etwa 9 m ver- grüßerte. ‚Man sollte eigentlich erwarten, daß das große Senkungsgebiet der postglacialen Litorinazeit an seinen Rändern Brüche und Verwerfungen auf- zuweisen hat, und wir haben, wie noch näher auszuführen sein wird, Grund zu der Annahme, daß der Lebertorf dieser Zeit angehört.

Ob nun aus dieser oder einer andern Ursache eine Schichtstörung zur Zeit der Ablagerung des Lebertorfs stattgefunden hat, so wird auf jeden Fall ein beträchtlicher Teil desselben an dieser Stelle nicht auf pri- märem Lager ruhen, sondern von den Seiten eingerutscht sein.

IV. Ablagerungen vor dem Ellerbecker Strande,

Im März 1903 bot sich mir die Gelegenheit, vor dem Ellerbecker Strande, unweit der ehemaligen Badeanstalt, etwa 45 m von der derzeitigen Uferlinie entfernt, wo man Süßwasserbildungen in großer Ausdehnung an- getroffen hatte, einer Bohrung beizuwohnen, welche die Hafenbauverwaltung vornehmen ließ und bei der es sich ermöglichte, die Bohrung in einer mir erwünschten Weise auszuführen (s. die Karte auf S. 3 bei IV).

Die Arbeit vollzog sich in der Weise, daB man ein Futterrohr von 40 cm lichtem Durchmesser in den weichen Boden eintrieb und teils mit einer, : unten mit einem Klappventil versehenen, langsam und gleichmäßig nieder- gedrückten Schöpfkammer, teils mit einem Löffelbohrer ausräumte. Im Lebertorf wurde die Schópfkammer verwendet und die Ausräumung erfolgte von Meter zu Meter, nur an wenigen Stellen in geringerm Abstande. Im SüBwassertorf kam der Bohrloffel zur Anwendung und das Emporbringen des Materials erfolgte in Abständen von 15—50 cm. Vor dem Heraufholen jeder Probe wurden sämtliche Teile des Bohrgerätes durch Abwaschen und Ausspülen gereinigt.

Es ergab sich folgendes Profil:

Wasser bis zur Fóhrdensohle . . . . vn 0— 45 m Schlammige, schwarze Moorerde, unten

allmählich in Lebertorf übergehend. » 4,5 6,5 Gelber Meerlebertorf . . ee > 65 AAR >

Über Litorina- und Prülitorinabildungen der Kieler Fóhrde. 23

Seorpidiumtorf . . . . . . von 185,50—11,56 m Cladiumtorf. . . 2222er 14561136 > Moostorf. e 12361410 > Kakmudde. . . .. . ...... » 44,10—15,00 > Bryozoenreicher Geschiebesand. . . . > 45,00— ? »

a) Schlammige Moorerde.

Die schlammige Moorerde war im frischen Zustande ein übelriechender, schwürzlicher, mit zerstreuten kleinen Quarzit- und Feuersteinbrocken durch- setzter Feinsand, reich an fein verteilten Schwefeleisen. Getrocknet war die Masse grau gefärbt und zeigte kein scherbig-blüttriges Gefüge. In den tieferen Lagern war die Moorerde dichter gelagert, nahm eine zunehmend gelbliche Farbe an und ging ohne scharfe Grenze in den unlerteufenden Lebertorf über.

Diese Schicht war hier wie an den anderen Stellen der Fóhrde, wo ich sie zu untersuchen Gelegenheit hatte, durch das reichliche Vorkommen von Mya arenaria ausgezeichnet, von der mir im Lebertorf selbst niemals Spuren begegnet sind. Daneben enthielt die Moorerde in großer Menge die Schalen anderer jetzt in der Föhrde lebender Mollusken. Äste, Reiser, Samen und Früchte, zumal Haselnüsse, waren an dieser Stelle ziemlich reichlich vorhanden, aber auch in den oberen 4—1,5 m Steinkohlenschlacken. Offenbar ist in dem von tiefgehenden Schiffen viel besuchten Hafen diese Schicht nicht bloß mit Abfällen aus diesen, sondern auch durch das Ankern und durch die Bewegung der Schiffsschrauben mit Material der darunter liegenden Schicht vermengt worden. Ich verzichte deshalb auf eine Mit- teilung der hier gefundenen Pflanzenreste.

b) Meer-Lebertorf.

Der Meerlebertorf zeigte auch an dieser Stelle, wie überall in der Föhrde, wo ich Proben von ihm gesehen habe, dieselbe Farbe und Be- schaffenheit, wie vor der Schwentinemündung. Nur die untersten 20 cm enthielten einige dünne Streifen, die durch den Detritus rötlichen Torfes ab- weichend gefürbt waren.

Die Gesamtmächtigkeit der Schicht betrug in dem Bohrloche 5 m. Meerkonchylien wurden bis zur Unterkante der Schicht, in manchen Lagen reichlich, in anderen nur sehr spärlich gefunden; die meisten waren durch die Bohrung zertrümmert. Bestimmt konnten werden Cardium cedule, Mytilus edulis, Litorina litorea, Nassa reticulata und Hydrobia ulvae. Von anderen tierischen Resten seien nur die Kieselnadeln von Spongilla lacustris, S. fragilis und S. fluviatilis genannt, von denen die der ersten beiden häufig vorkamen, ferner ein Wirbel eines kleinen Fisches.

In den unteren 20 cm wurden Diatomeen nur ganz vereinzelt an- getroffen, und die gefundenen mögen durch den Bohrer verschleppt worden

94 C. A. Weber,

sein. Der übrige Teil der Schicht war dagegen reich an ihnen. Indessen habe ich auch hier nur die bestimmt, die mir bei der mikroskopischen Durchsicht des Materials auf Pollen begegnet sind. Eine systematische, eigens mit Rücksicht auf die Diatomeen vorgenommene Untersuchung hätte wahrscheinlich eine weit reichere Ausbeute ergeben. Die Mehrzahl ist von mir in dem Horizonte von 9,5—10,5 m unter dem Mittelwasser ermittelt worden. Die Süßwasserdiatomeen traten meist gegenüber denen des Brack- und Meerwassers zurück. Paralia suleata wurde in allen Lagen mehr oder minder reichlich gefunden.

Die Pollenkörner der Eiche fanden sich durch die ganze Schicht, auch in den unteren 20 cm, und da sogar reichlich, jedenfalls auffallend reich- licher als in der unmittelbar darunter liegenden Süßwasserschicht. Ebenso wurden die der Erle und Linde regelmäßig bemerkt, Die Pollen der JHasel und Birke vermochte ich bier nicht zu unterscheiden, da ich die Intine niemals erhalten geblieben fand. Blütenstaubkörner, die der einen oder andern angehören mögen, kamen aber regelmäßig, wiewohl spärlich vor.

Von der Hainbuche begegnete mir zwischen 40,50 und 41,30 m ein berindetes Reis. In derselben Lage wurden die ersten sehr spürlichen Pollenkörner der Buche festgestellt. Von da ab aufwärts waren sie regel- mäßig vorhanden. Die ersten Buchenreiser zeigten sich zwischen 8,5 und 9,5 m, zwischen 7,5 und 8,5 m die ersten Fruchtteile. Pollen wie Holz- reste wurden nach oben fortgesetzt hüufiger.

Blütenstaubkürner der Führe wurden in dem größten Teile der Schicht, aber immer nur spürlich gefunden. In dem obersten Meter habe ich sie ver- gebens gesucht; indessen traten hier auch die anderen Pollen sehr stark zurück mit Ausnahme derjenigen der Buche, die hier besonders reichlich vorkamen.

Entsprechend der Ablagerung des Lebertorfs in einem ausgedehnten und verhältnismäßig tiefen Gewässer sind die Reste von Ufer- und Land- pflanzen, die ja nur durch Einsehwemmung hineingeraten konnten, unregel- mäßig und zerstreut eingebettet. Auffallend erscheint es allerdings, daB sie so nahe dem jetzigen Strande doch im ganzen nur recht spärlich an- getroffen wurden.

Ermittelt wurden folgende Pflanzen:

Tilletia sp. eine Spore zwischen 9,5 und 40,5 m. Cenococeum geophilum Peridien, vereinzelt.

Flechten- oder Askomycetensporen, 2—4 zellig, einige Male, Amphora ovalis (Bréb.) Ktz. S.

Narieudla. peregrina (Ehrb.] Kir. B.

N. didyma Ehrb. B. M.

N. corymbosa C. Ag. M.?

N. directa Ralfs. M.

N. lyra Ehrb. M.

N. aspera Ehrb. M.

Über Litorina- und Prälitorinabildungen der Kieler Föhrde. 25

N. latissima Greg. M. N. amphisbaena Bory. S. B. N. pygmaea Kiz. S. B. N. Graeffii Grun. M. N. gemmatula Grun. M. N. über W. Sm. M. * Scoliopleura Westii (W. Sm.) Grun. M. Achnanthes subsessilis Ktz. B. M. A. brevipes Ag. B. M. Cocconeis scutellum Ehrb. M. C. apiculata A. S. M.? Epithemia turgida (Ehrb.) Ktz. var. Westermenae (Ebrb.] Grun. S. B. E. gibba (Ehrb.) ks S. B. (*)Synedra undulata W. Sm. M. S. crystallina Ktz. M. S. nilxschioides Grun. M. * Grammatophora oceanica Ehrb. var. macilenta (W. Sm.) Grun. M. G. marina (Lyngbye) Ktz. M. Campylodiscus echineis Ehrb. B. M. Rhabdonema minutum Kiz. M. R. arcuatum (Lyngb.) Ktz. M. Nilxschia angularis W. Sm. B. M. N. longissima (Bréb.) Ralfs. M. Melosira. Borreri Grev. B. M. varians Ag. S. M. arenaría Moore. S. Paralia sulcata (Ehrb.) Cleve. M. Biddulphia aurita (Lyngb.) Bréb. M. Amphitetras antediluviana Ehrb. M. Auliscus sculptus (W. Sm.) Ralfs. M. Aptinoptychus undulatus Ralfs. M. 4. areolatus (Ehrb.) A. S. M. Coscinodiscus excentricus Ehrb. M. Fadenalgen, 20— 25 u breit, meist nur ziemlich spärlich. Sphagnum ceymbifolium einmal ein beblätterter Ast. Leucodon. sciuroides, ebenso. . Hypnum sp. Blattfetzen, hin und wieder. H. cf. vernicosum einmal zwei Stämmchen, mit ziemlich stark zerfetzten Blüttern. Hylocomium squarrosum zwei beblätierte Zweige. Aspidium sp. Sporen, sehr spärlich. Pinus silvestris Pollen, spärlich. Picea excelsa einmal zwischen 9,5 und 10,5 m ein Pollenkern.

26 C. A. Weber.

Typha latifolia einmal eine Pollentetrade.

Zannichellia pedicellata 2 Früchte, in verschiedenen Horizonten.

Ruppia maritima Früchte, sehr zerstreut durch die Schicht.

Gramineen-Halmstück einer kleinern Art angehörig.

Phragmiies communis vereinzelte Rhizomteile.

Carex sp. ein stark beschädigter Balg.

Scirpus Tabernaemontan? vereinzelte Früchte.

Cladium mariscus 9 Nüsse, nur in den untersten 20 cm.

Juncus sp. ein kleines Stengelstück, ebenda.

Salir sp. Pollen, ganz vereinzelt.

Alnus glutinosa wenige Nüsse, vereinzelte Reiser, Pollen ziemlich häufig.

Carpinus betulus ein berindetes Reis in dem angegebenen Horizonte.

Quereus sp. Pollen durch die ganze Schicht, vereinzelte Reiser und Holzstücke. 3

Fagus silvatica von dem angegebenen Horizonte aufwärts Pollen, Reiser ` mit und ohne Rinde, mehrfach Stücke der Fruchthülle, einmal eine Nuß.

Chenopodium glaucum einige Samen.

Atriplex hastatum ebenso.

Ranunculus lingua ein Früchtchen.

Tilia sp. Pollen, in allen Lagen.

Prunus avium ein Kern zwischen 6,5 und 7,5 m.

Ericales Pollen, vereinzelt.

€) Scorpidiumtorf.

Wie ich mich durch sorgfältig heraufgeholte Proben überführte, war der Lebertorf von dem Süßwassertorf unter ihm scharf abgesetzt, obschon, š wie bemerkt, seine untersten 20 cm mit torfigem Detritus lagenweise durch- : setzt waren. Der in einer Dicke von 6 em vorhandene Scorpidiumtorf hob sich | durch die Farbe schon deutlich ab. Er war nämlich im frischen Zustande ` ockergelb und wurde an der Luft nach einiger Zeit dunkelbraun. Scor- j pidium scorpioides bildete die Hauptmasse und verlieh dem Torf eine faserige Beschaffenheit. Die darin außerdem ermittelten Pflanzen waren: Synedra ulna (Nitzsch) Ehrb. S. Spärlich. Melosira varians Ag. S. Ebenso. Hypnum vernicosum, ein Stämmchen. Pinus silvestris Pollen, ziemlich spärlich. Cladium mariscus Rhizome und Früchte, in mäßiger Menge. Juncus sp. Sternparenchym des Stengels. Betula sp. Pollen, ziemlich zahlreich. B. alba eine flügellose NuB.

Alnus glutinosa vier Nüsse, Pollen ziemlich zahlreich.

Über Litorina- und Prälitorinabiklungen der Kieler Föhrde. 27

Quercus sp. Pollen ziemlich zahlreich. Nymphaea alba, Pollen, spärlich. Tilia sp., Pollen, mehrfach.

Ferner wurden noch eine Frucht von Ruppia maritima und ver- einzelt, bei der mikroskopischen Durchsicht, Paralia sulcata, Melosira Borreri und Navicula didyma beobachtet, die wahrscheinlich durch den Bohrer aus höheren Lagen verschleppt worden sind.

An tierischen Resten fanden sich die Kieselnadeln von Spongilla lacustris und mehrere Exemplare von Oribates sp.

Die Schicht deutet auf eine nasse, zeitweilig mil süßem Wasser über- flutete Mooswiese zur Zeit ihrer Entstehung. Die Eiche war damals in der Umgebung vorhanden und die Erle gedieh in nächster Nähe, während die Buche fehlte.

dj Cladiumtorf.

Die in dem Bohrloche 0,80 m dicke Schicht bestand aus einem filzigen Torf, der im bergfrischen Zustande hellrotbraun gefürbt war, an der Luft rasch dunkelte und zuletzt tief schwarz wurde. Er war aus den Rhizomen und Wurzeln von Oladium mariscus gebildet, deren Zwischenrüume durch einen strukturlosen muddeähnlichen Humus ausgefüllt waren. Dazwischen fanden sich wenige Eikapseln von Oligochäten.

Die gefundenen Pfianzenreste sind:

Melosira varians Ag. S. Besonders im untern Teile der Schicht, aber nur spärlich.

Sphagnum cf. cymbifolium ein Blatt.

Polytrichum juniperinum ein beblättertes Stanımstück.

Hypnum stellatum gut erhaltene Stämme, reichlich zwischen 44,65 und 41,80 m

H. revolvens ein Stamm.

H. giganteum Stammbruchstücke in allen Lagen, spärlich.

Scorpidium scorpioides sehr spärlich, vielleicht von oben verschleppt.

Aspidium sp. Sporen in allen Lagen, aber spärlich.

Pinus silvestris Pollen in mäßiger Zahl, durch die ganze Schicht.

Cyperaceenpollen, überall reichlich.

Carez teretiuscula ein Balg.

C. lasiocarpa mehrere wohlerhaltene Bülge nahe der Unterkante der Schicht.

Cladium mariscus außer den erwähnten vegetativen Organen in allen Lagen die Früchte in unzühliger Menge.

Betula sp. Pollen, spärlich.

Alnus ci. glutinosa Pollen, erst von 14,65—11,80 m an aufwärts, sehr spärlich; unterwärts nicht gefunden.

Quereus sp. Pollen in geringer Zahl, aber ziemlich regelmäßig durch die ganze Schicht.

98 C. A. Weber.

Ferner wurde einmal eine Frucht von Ruppia maritima angetroffen und, als zweifellos verschleppt, zwischen 42,20—12,36 m wenige Exemplare von Navicula didyma, Bhabdonema minutum. und Melosira Borreri.

Die Schicht ist der Rückstand eines dichten, auf nassem Boden stockenden Cladietum, dessen Blattabfall und tiefer Schatten nur wenig Moos gedeihen ließ. Ihre Bildung dürfte in den Beginn der Eichenzeit fallen; die Erle ist anscheinend später als die Eiche hierher gelangt.

e) Moostorf.

Der Moostorf, dessen Mächtigkeit in dem Bohrloche 4,74 m betrug, hatte im bergfrischen Zustande dieselbe hell-ockergelbe Farbe und äußere Beschaffenheit wie der Hypnumtorf südlich von Boje 8 (Profil IIb). In der j Tat bestand er wie dieser zum größten Teil aus Hypnaceen. Allein es waren andere Arten als dort, und stellenweise gesellte sich ihnen eine Meesiacee in überwiegender Menge bei. Ferner zeigte er nicht den starken | Kalkgehalt wie dort; derselbe war vielmehr so gering, daß der Torf beim Einwerfen in Salzsäure keine erkennbare Entwickelung von Kohlenstoff- š dioxyd zeigte. Der Gehalt an Schwefeleisen war ziemlich beträchtlich. | An der Luft wurde der Torf nach einiger Zeit tief schwarz.

Die herrschenden Pflanzenarten waren Hypnum giganteum, Campto- theeium nitens und Paludella squarrosa. Von diesen trat bald diese, bald jene in den verschiedenen Lagen der Schicht stärker hervor. Hier und da kamen noch Hypnum cuspidatum und Thuidium Blandowii in mehr oder minder großer Zahl dazu. Ebenso waren die Rhizome und Blatt- scheiden von Seggen oft reichlich eingestreut.

Ermittelt wurden:

Ustilago echinata wenige Sporen zwischen 14,00 und 44,05 m.

Mnium Seligeri einige Stämmchen zwischen 43,36 und 43,90 m.

M. rugieum desgl. zwischen 44,00 und 14,05 m.

Aulacomnium palustre einige Blätter ebenda.

Paludella squarrosa die Hauptmasse zwischen 13,0 und 13,36 m bildend.

Thuidium Blandowii durch die ganze Schicht zerstreut, stellenweise reichlich vorhanden.

Camptothecium nitens meist in beträchtlicher Menge, stellenweise über wiegend.

Hypnum giganteum meist die Hauptmasse bildend.

H. trifarium zwischen 43,60 und 44,00 m wenig.

H. cuspidatum hin und wieder reichlich. 1

Aspidium thelypteris Rhizome, Sporen, Blattvoluten, in verschiedenen i Lagen.

Pinus silvestris Pollen überall ziemlich zahlreich. * Potamogeton natans ein Steinkern. Phalaris arundinacea. durch Ustilago echinata angezeigt.

Über Litorina- und Prälitorinabildungen der Kieler Fóhrde. 29

Gramineenpollen durch die ganze Schicht, in geringer Zahl.

Carex sect, Vignea eine Nul.

C. teretiuscula Bälge in geringer Zahl, in fast allen Lagen.

C. cf. paradoxa zwischen 44,00 und 44,05 m mehrere Bälge.

C. sect. Carex Nüsse mehrfach.

C. pseudocyperus Bälge fast in allen heraufgeholten Schichtproben, am reichlichsten zwischen 13,60 und 14,00 m.

Seirpus palustris Früchte, reichlich zwischen 13,00 und 13,60 m.

S. lacustris Nüsse in allen Lagen, am reichlichsten zwischen 13,60 und 14,00 m.

Cladium mariseus Früchte, zwischen 13,60 und 14,00 vereinzelt, von da aufwärts in rasch wachsender Zahl.

Betula sp. Pollen, in allen Lagen reichlich.

D. alba flügellose Nüsse mehrfach.

B. pubescens Nüsse in verschiedenen Lagen.

B. verrucosa mehrere wohlerhaltene Nüsse und Fruchtschuppen zwischen 13,00 und 13,60 m.

Quercus sp. Pollen nur ganz vereinzelt beobachtet, in den meisten Bohr- proben der Schicht vergeblich gesucht. Vielleicht von oben her ver- schleppt.

Atriplex hastatum ein Same zwischen 13,60 und 14,00 m, vermutlich von oben eingeschleppt.

Betrachium sp. ein Früchtchen. .

Nymphaea alba Samen, in verschiedenen Lagen.

Hippuris vulgaris wenige Nüsse, in verschiedenen Lagen.

Lycopus europaeus eine Fruchtklause.

Composite, eine kleine Achäne.

Die Schicht ist der Rückstand einer sehr nassen, schwingenden, hier und da von Seefenstern durchbrochenen Hypnumwiese. Ob die Eiche zur Zeit ihrer Ablagerung in der Nähe lebte, ist zweifelhaft.

f) Ealkmudde.

Die 0,90 m mächtige Schicht stellte einen hellgrauen bis weißen, von dunkleren Bänkchen durchsetzten, stellenweise lebertorfartigen, feinsand- reichen Süßwasserkalk dar. Der Sand wurde nach unten reichlicher und gröber; nahe der Unterkante der Schicht waren Kies und Kreidebryozoen eingemengt.

Konchylien waren ziemlich zahlreich vorhanden, ich bemerkte Lémnaea auricularia, Valvata cristata und Pisidium fontinale. Sonst wurden von tierischen Resten noch beobachtet: Statoblasten von Cristatello mucrdo, Kieselnadeln von Spongilla lacustris und einige kleine Käferdecken.

Folgende Pflanzen wurden ermittelt:

30 €. A. Weber.

Uromyces ef. Junei Teleutosporen, spärlich.

Amphora ovalis (Bréb) Ktz. S. Spärlich.

Navicula viridis (Nitzsch) Ktz. S. Ziemlich häufig.

Melosira varians Ag. S. Häufig.

Chara sp. Sporen, spärlich.

Sphagnum recurvum einzelne Blätter, spärlich.

S. leres desgl.

S. sp. Sporen, spärlich.

Mnium Seligeri ein Stammstück.

Aulacomnium palustre zwei Stammstücke.

Thuidium Blandowii ein Stammstück.

Camptotheeium nitens Stümmchen, spärlich.

Hypnum giganteum die Hauptmasse einiger dünner Moostorflagen g nahe der Oberkante bildend.

H. cuspidatum Stämmchen, spärlich.

Pinus silvestris Pollen, ziemlich spärlich.

Potamogeton filiformis zwei Kerne.

P. perfoliatus Yk Kerne in verschiedenen Horizonten.

P. acutifolius ein Kern.

P. sp. Pollen, zahlreich.

Carex sect. Vignea drei Nüsse in verschiedenen Lagen.

C. sect. Carex 15 Nüsse in verschiedenen Lagen.

C. lasiocarpa ein Balg. .

C. sp. Blattscheiden und Rhizome zwischen 9,60 und 10,10 m, ziemlich 3 zahlreich.

Seirpus lacustris eine NuB.

Cyperaceenpollen mehrfach.

Populus sp. einige zerbohrte Holzbrocken.

Empetrum nigrum zwei Samen.

Betula. sp. Pollen reichlich, einige berindete RBeiser.

B. alba drei flügellose Nüsse.

B. verrucosa, eine Fruchtschuppe.

Nymphaea alba ein Same.

Myriophyllum alterniflorum drei Kerne.

Am häufigsten waren an der Unterkante der Schicht Pollenkörner der $ Birke; die der Fóhre waren in mäßiger Menge vorhanden. Ganz vereinzelt % wurde einmal auch ein Eichenpollenkorn gefunden, vielleicht war es durch 2 den Bohrer aus hóherer Lage verschleppt.

Die Schicht ist aus einem kalkreichen Gewässer abgesetzt worden. Wenn Z

die Annahme über die Herkunft des Eichenpollenkorns zutrifft, so gehört sie $ einem frühen Abschnitte der Föhrenzeit an.

Über Litorina- und Prálitorinabildungen der Kieler Fährde. 51

g) Ergebnis.

Aus den vorstehenden Untersuchungen ergibt sich, daß vor dem heutigen Ellerbecker Strande anfangs, wahrscheinlich in der ältern Föhrenzeit, ein süßes Gewässer vorhanden war, das durch Kalkabscheidungen und Eintreiben feinsten Sandes aufgefüllt wurde. Darauf bildete sich über ihm eine tiefe, schwingende Hypnumwiese, welche die Verlandung vollendete und zum Beginn der Eichenzeit einem Cladietum wich. Dann wurden die Ver- hältnisse wieder nässer und an Stelle des Cladiumröhrichts siedelte sich eine Scorpidiumwiese an, die gleich den vorigen süßes Wasser voraussetzt. Es scheint, als ob gleich darauf ziemlich unvermittelt der Einbruch der salzigen Fluten erfolgte, in denen der Meerlebertorf abgesetzt wurde.

Wir haben bereits darauf hingedeutet, daß der Scorpidiumtorf und der obere Teil des Cladiumtorfs derselben Zeit angehören wie der Hypnumtorf des Profils Hb. Dieses liegt ebenso wie Profil IV in der Bucht, die sich zwischen den Ellerbecker Haken und das östliche Führdeufer einschiebt. Wir kommen daher zu dem Schlusse, daß diese Bucht ursprünglich eine offene Fläche süßen Wassers einnahm, die langsam verlandete und bald nach dem Eintritt der Eichenzeit von Mooswiesen überzogen wurde, dic größtenteils aus Hypneen bestanden, streckenweise von Cladieten und Cari- ceten durchsetzt wurde und nahe dem alten Ufer Erlen trug.

V. Niveauverüánderung der Kieler Föhrde in postglacialer Zeit.

Blicken wir auf unsere Untersuchungen zurück, so geht daraus hervor, daß an verschiedenen Stellen der Kieler Föhrde Süßwasserbildungen vor- handen sind, und zwar läßt ihre Ausdehnung, ihr strenges Gebundensein an die Lage zwischen Diluvium und Meerlebertorf und ihre regelrechte Gliederung keinen Zweifel mehr darüber bestehen, daß es sich nicht um zufällig eingeschwemmte Massen, sondern um Schichten handelt, die an dem Orte ihrer Entstehung ruhen.

Diese Vorkommen lassen ein deutliches Bild der Landschaft erkennen, wie es der innerste Abschnitt der Kieler Föhrde lange vor der Zeit bot, da sie zu einem salzigen Gewässer wurde.

Damals erfüllte diesen Abschnitt ein Süßwassersee, dessen Uferverlauf annähernd durch die Tiefenhorizontale von 24 Fuß der Karte von 4868 angedeutet wird‘). Die Ränder des Sees waren, zumal in geschützten

1) d. h. wenn man sich den Lebertorf und die Brackwasserschichten weggeräumt denkt, so hatte das damalige Ufer ungefähr den Verlauf dieser Linie. Die Uferlinie der Zeit, auf die sich die oben entworfene Skizze bezieht, liegt 9 m unter dem jetzigen Mittelwasser. Aber das damalige Bodenrelief ist nicht mit dem jetzigen parallel, da die Bedeckung mit den meerischen Absätzen nicht gleichmäßig erfolgt ist. Daher dürfen die starken Abweichungen von der 24 Fußlinie, welche die alte Uferlinie in der bei- gegebenen Karte auf S. 3 zeigt, nicht befremden.

32 C. A. Weber.

Buchten mit ausgedehnten Schwingrasen bedeckt, die aus Mooswiesen mit Seggen und Schneiden bestanden und sich besonders in der ehemaligen Bucht zwischen dem Ellerbecker Haken und dem Festlande befanden. Hoher hinauf umrahmien diese Wiesen Erlenwülder, in denen sich vielleicht schon um jene Zeit hier und da kleine Hochmoore gebildet hatten. Seewärts mögen sich Röhrichte davor ausgebreitet haben. An mehreren Stellen der Ufer hatten sich Menschen angesiedelt! Nördlich von dem Ellerbecker Haken mündete die Schwentine in den See. Wir halten es aber für aus- gemacht, daß die in ihrer Rinne gefundene allochthone Brackwasserbildung erst nach dieser Zeit entstanden ist und noch viel spüter erst ihre ungewühn- lich tiefe Lage erhalten hat.

Ein noch jetzt 13—14 m unter dem Mittelwasser aufragender schmaler Rücken, der die breiteste Stelle der Fóhrde von Alt-Heikendorf nach Voß- bruck quer durchsetzt, schloß vermutlich diesen See im Norden von einem andern ab, der nordwärts, bei Friedrichsort, wieder durch einen Quer- - rücken scheint begrenzt gewesen zu sein. So füllte das Gebiet der Föhrde damals ein Zug von Süßwasserseen, die vermutlich untereinander in Ver- bindung standen und nach Nordosten entwässerten?).

Es liegt auf der Hand, daß diese Süßwasserlandschaft nur bestehen konnte, wenn das Land höher als gegenwärtig gelegen hat. Seit der Zeit š ihres Bestehens hat zweifellos eine Senkung stattgefunden und wir werden uns die Frage zu beantworten haben, bis zu welcher Zeit wir dieselbe 3 zurückverfolgen können und wie groß ihr Ausmaß ist. Den Anhalt dafür gewährt uns aber der Charakter der verschiedenen Süßwasserablagerungen

oder vielmehr der der Pflanzenvereine, deren Rückstände wir in ihnen an-. getroffen haben.

Die tiefste Süßwasserbildung trafen wir in der Kalkmudde des Profils IV. Diese ist aber mit Ausnahme vielleicht ihrer obersten Lage eine infraaqua- tische Bildung, und wir sind nicht in der Lage, die Tiefe, in der sie ent standen ist, mit hinreichender Genauigkeit anzugeben. Dagegen ist der darüber folgende Moostorf aus Pflanzen hervorgegangen, die nicht unter- j getaucht leben, sondern etwa im mittlern Spiegel des Wassers oder doch! nur wenig darüber. Seine tiefste Lage fanden wir zu 45,40 m. Um ebenso ` viel muB also der Föhrdeboden damals höher gelegen haben, als jetzt, vorausgesetzt, daß der Wasserspiegel in demselben Horizont wie heutigen |

Tages lag. Wahrscheinlich lag aber der Spiegel des Binnensees damals š

4) Es darf nicht unerwähnt bleiben, daß bereits Franztus aus den Tiefenverhält-

i à nissen des Kieler Hafens geschlossen hat, daß die Wohnstätten an dem Ufer eines Binnensees lagen (Spuet a. a. O. S. 443). E

2) Die Möglichkeit bleibt auch bestehen, wenn das Gebiet nordöstlich von det

Schwentinefurche vor dem Eintritt der vermuteten Verwerfung um 9 m höher gelegen haben sollte.

Über Litorina- und Prälitorinabildungen der Kieler Führdà. 33

etwas höher als der Spiegel der Ostsee, so daB die 44,10 m nur das Mindestmaß der seitdem erfolgten Senkung des Landes bezeichnen.

Au- und Bruchwälder, deren Reste uns in den betreffenden Schichten der Profile I, IIa und IIc begegnet sind, leben auf dem Ufergelände, das sich von der Mittelwasserlinie bis zu den äußersten Hochwassergrenzen erstreckt, bei einem Gewässer mit so kleinem Zuwässerungsgebiete, wie die alten Süßwasserseen der Kieler Föhrde besaßen, nur bis zu dem Horizonte von etwa 0,5 m über dem miltlern Wasserstande, vorausgesetzt natürlich, daß die Niederschlagshöhe annähernd der heutigen gleich war und daß auch die anderen Faktoren, welche die Wasserschwankungen bedingen, nicht allzu stark von denen der Gegenwart abwichen. Da die Unterkante der hierher gehörigen Ablagerungen zwischen 8,5 und 9 m liegt, so muß zu der Zeit, als die betreffenden Wälder sich ansiedelten, der Föhrdehoden noch 9—9,5 m höher als gegenwärtig gelegen haben. Auch diese Zahlen stellen aber nur Mindestwerte dar, die um ebenso viel zu niedrig sind, als der Spiegel des Binnensees über dem Ostseespiegel lag.

Die Oberkante dieser Waldtorfschichten liegt in Profil Ila jetzt 7 m unter dem Mittelwasser der Führde. Zu der Zeit, als die Waldtorfbildung dort ihr Ende erreichte, lag der Fóhrdeboden also nur noch etwa 7,5 m höher als jetzt.

Dieselbe Órtlichkeit bietet uns Gelegenheit zu Beantwortung der Frage, wann das Salzwasser in die Föhrde einzutreten begonnen hat. Entscheidend dafür ist nämlich die höchste Lage der Oberkante der Süßwasserbildungen, und diese haben wir gerade hier beobachtet. Als nun die Oberfläche des Auwaldtorfs noch die sie bildende Vegetation trug, muß das ihre Wurzeln berührende, den Boden durchtränkende Wasser noch süß gewesen sein. Als es etwa 0,5 m unter der Bodenoberfläche merklich salzig geworden war, müssen die Erlen und Eichen gänzlich zu Grunde gegangen sein, während sie bis zu dem Zeitpunkte, als das Wasser diesen Horizont erreicht hatte, wie wir eben sahen, noch lebendig geblieben waren. Daraus folgt, daß das Salzwasser in die Föhrde einzudringen begann, als ihr Boden noch 7,5 m höher lag als jetzt.

Damit steht im besten Einklang die Höhenlage der Brackwasserschichten in Profil I, die wir bei 8m unter dem jetzigen Mittelwasser angetroffen haben, und dies um so mehr, wenn wir erwägen, daß dort die oligotrophen Süßwasserschichten, die den Bruchwaldtorf überlagern, wahrscheinlich samt einem Teil des letztern abgetragen worden sind.

Zugleich beweist der Wechsel von Süß- und Brackwasserlagen, die wir dort angetroffen haben, daß der Einbruch des Salzwassers in die Föhrde nicht plötzlich, sondern allmählich erfolgte. Der schroffe Übergang zwischen Süß- und Meerwasserbildungen, den wir in Profil IV wahrgenommen haben, ist demnach nicht aus einem katastrophenartigen Einbruch des Meeres zu erklären, sondern dadurch, daß der stärkere Wellengang, der durch die sich

Botanische Jahrbücher. XXXV. Bd. 8

34 C. A. Weber.

während der Senkung vergrößernde Wasserfläche bedingt wurde, einen Teil der Torfschichten fortgespült hatte, ein Vorgang, den der torfige Detritus am Grunde des Lebertorfs von Profil IV deutlich verrät. Ebenso ist es unverkennbar, daß die Pollen der Eiche in dem untern Teile dieser Schicht viel reichlicher vertreten sind, als in dem unterteufenden Scorpidiumtorf, obwohl dieser der Aufspeicherung von Pollen naturgemäß günstiger war, als der Absatz einer weiten Wasserfläche. Der in dieser Hinsicht vor- handene Sprung wird ebenfalls durch das Fortwaschen der Zwischenglieder verständlich.

Das reiche Auftreten der Eichenpollen in der Lage, welche der Über- gangszeit vom Süß- zum Salzwasser an dieser Stelle angehört, steht im Einklang mit der Menge der Eichenreste in den der gleichen Stufe an- gehörigen Brackwasserschichten von Profil I und entspricht zugleich dem Umstande, daß die Eiche in dem Auwaldtorf von Profii Ua als der seit langem herrschende Waldbaum des hóhern Bodens erscheint. Auch die Befunde in der Brackwasserschicht des Profils III stehen damit nicht im Widerspruch. Daraus folgt mit unzweideutiger Sicherheit, daß es eine

weit vorgeschrittene Stufe der Eichenperiode war, in der das süße Wasser .

in salziges überging. Alles in allem ergibt sich, daß der Boden der Föhrde zur Zeit dieses

Ereignisses 7,5 m höher als jetzt lag und daß der Übergang zu der Zeit !

geschah, als die Eichenperiode ihren Höhepunkt erreicht hatte.

Schließlich bleibt noch die Frage zu erörtern, bei welcher Stufe der Senkung die menschlichen Wohnstätten am Grunde der Föhrde verlassen wurden und ob sie an salzigem oder an süßem Wasser lagen.

Die Tiefe, in der sich diese Wohnplätze finden, beträgt nach den sorg- fälligen Ermittelungen von Geh. R. Fmawzius 8,5—9 m unter Mittelwasser. Daraus folgt ohne weiteres, daß ihre Überflutung begann, als der Föhrde- boden um ungefähr ebenso viel höher lag als jetzt‘). Zugleich folgt, daß sie verlassen wurden, noch ehe das Salzwasser in die Föhrde eingedrungen

war. Denn dies geschah ja erst, als der Föhrdeboden noch 7,5 m höher als jetzt lag. Die Wohnstätten befanden sich um diese Zeit also bereits

4—1,5 m unter Wasser!) Sie wären damals nur unter der Voraussetzung noch bewohnbar gewesen, daB die Bewohner auf Pfahlbauten oder auf Flüssen gehaust hätten. Davon hat sich aber nirgends eine Spur gefun- den, und vieles spricht hier dagegen. Wir haben indes den unmittelbaren Beweis dafür, daß die alten Siedelungen an süßem Wasser angelegt waren, in der Tatsache, dali wenigstens die eine derselben, nümlich die bei Profil ! vor der Schwentinemündung gelegene, von Bruchwaldtorf überlagert wird.

1) Auch diese Zahlen sind aus dem Grunde, auf den mehrfach hingewiesen wurde,

um soviel zu niedrig, als das Wasser des Süßwassersees damals über dem "Meeres- spiegel lag.

Über Litorina- und Prälittorinabildungen der Kieler Föhrde, 35

Es hatte sich also nach dem Ahzuge der Bewohner ein Erlenwald auf dem zunächst nur zeitweilig überfluteten Boden der ehemaligen Wohn- stütte angesiedelt. Ein solcher aber gedeiht nur bei Berührung mit süßem Wasser,

Daraus folgt weiter, daß die Funde von Austernschalen und Dorsch- gräten, die SPLrerB erwähnt!), nicht aus der Kulturschicht dieser Wohn- stätten herrühren, sondern, wie ich bereits erwähnt habe, aus den meerischen Bildungen in dem Hangenden der Süß- und Brackwasserschichten. Es sei auch noch ausdrücklich bemerkt, daß nach allen Erkundigungen, die ich sorgfältig eingezogen habe, die Austern immer nur in vereinzelten Exemplaren von dem Bagger heraufbefördert wurden, und daß von Abfall-Muschelhaufen, wie Sriiera anzunehmen scheint, gar keine Rede sein kann.

Wir fassen das Ergebnis unserer Betrachtungen folgendermaßen zu- sammen:

Der Boden der Kieler Föhrde lag in einer weit entlegenen Zeit, von der es zweifelhaft ist, ob sie schon der Eichenperiode angehört, um min- destens 14,40 m höher als jetzt. Seitdem hat eine allmähliche Senkung stattgefunden. Zu einer gewissen Zeit derselben bestanden menschliche Wohnstätten auf dem Führdeboden, deren Bewohner die Kultur der šltern neolithischen Stufe besaßen. Als der Föbrdeboden nur noch 8,5—9 m höher lag als jetzt, begannen die Wohnstätten sich mit Wasser zu bedecken und mußten verlassen werden. Danach erwuchsen ausgedehnte Au- und Bruchwälder an den Ufern und hinterließen, indem der Boden langsam unter- tauchte, mächtige Torfablagerungen.

Bis dahin war das Wasser der Föhrde noch süß. Erst als der Boden nur noch 7,5 m höher als jetzt lag, begann das Salzwasser der Ostsee einzudringen. Um diese Zeit hatte die Herrschaft der Eiche den Höhe- punkt erreicht. Nunmehr begann die Ablagerung von Brackwasserschichten über den Süßwasserbildungen, die zum Teil durch die Fluten zerstört waren, und endlich, als die Senkung sich ihrem größten Werte näherte, setzte sich darüber der Meerlebertorf ab, in dem zuerst die Reste der Buche auftreten.

Ob sich die Senkung des Landes gegenwärtig in der Kieler Föhrde und ihrer Umgebung noch forisetzt, vermag ich nicht zu sagen. Eine Untersuchung des Ufergelündes zwischen Ellerbeck und Stein hat mir aber auch keinen Anhalt dafür ergeben, daß neuerdings wieder eine Hebung er-

folgt ist.

Die bier dargelegten Verhältnisse werden durch die Betrachtung der Profile

in Fig. 2 auf der folgenden Seite anschaulicher werden. In dieser Tafel bezeichnet C D den Ilorizont, in dem die Wohnstätten der ältern

neolithischen Zeit liegen, E F' den Horizont, in dem der Übergang von dem süBen in

4) a. à. O. S. 449. 8*

36 €. A. Weber.

das salzige Wasser stattfand, G H den gegenwärtigen Stand des Mittelwassers der Föhrde.

Man sieht, daß der Horizont EF in vier Profilen die meerischen Ablagerungen schneidet, in zweien sogar nahe der heutigen Mafensohlo liegt. Dies erklärt sich aus der Zerstörung der Süß- und Brackwasserbildungen und aus der ungleichmäßigen Ab- lagerung der meerischen.

Ungefähr als der Horizont C D elwas oberhalb G H lag, wurden die prähistori- schen Wohnstätten auf dem Ellerbecker Haken unbewohnbar.

Als der Horizont E P bei G H lag, begann das Süßwasser der Föhrde in Salz- wasser überzugehen.

Der Brackwassertorf des Profiles IIl gehört, wie dargelegt wurde, demselben Horizont an, wie der Brackwassertorf in Profil I. Seine beträchtlich tiefere Lage ist wahrscheinlich durch eine Verwerfung zu erklären, die während der Ablagerung des Lebertorfs erfolgt ist, wie in Kap. III ausgeführt wurde.

N

ss

Fig.2. Darstellung der in der Kieler Fóhrde untersuchten Profile. a Wasser. b Absturzmasse, e Schlammige Moorerde, d Meerlebertorf, e Brackwassertorf, f Auwaldtorf, oben mit Schilftorf, g Bruchwaldtorf mit Farntorf und Sphagnunitorf, h Erlenstubbenlage, 7 Scorpidiumtorf, k Cladiumtorf, 1 Hypnumtorf (Moostorf', a Kalk- mudde, a Geschiebesand; A B Ältester beobachteter Landhorizont, C D Horizont der alt- neolithischen Wohnstätten A—D der Karte Fig. 4, EF Horizont, in dem der Übergang von dem süßen zu dem salzigen Wasser crfolgte, GH Gegenwürtiges Mittelwasser der Fóhrde. Die römischen Ziffern I, IIa, b und c, HI un dIV beziehen sich auf die Kapitel dieser Arbeit und zugleich auf die in der gleichen Weise bezeichneten Stellen der Karte Fig. 4 auf Seite 3.

i

Über Litorina- und Prálitorinabildungen der Kieler Führde. 31

VI. Geologische Altersbestimmung.

Es erübrigt, die Vorgänge, die wir in der Kieler Führde sich ab- spielen sahen, in Beziehung zu denen zu bringen, welche zu der Alluvial- zeit im Ostseebecken stattgefunden haben, von dem die Föhrde ja ein Teil ist.

Wir wissen, daß nach dem Verschwinden des letzten Landeises und des Yoldiameeres, das den Fuß seiner zurückweichenden Eismauer bespült hatte, lange Zeit hindurch ein riesiger Süßwassersee das Gebiet der heutigen Ostsee eingenommen hat, der Ancylussee, dessen Entstehung sich dadurch erklärt, daß das Ostseebecken infolge einer Landhebung von der Nordsee vollkommener als gegenwärtig abgeschlossen wurde. Darauf folgte eine Landsenkung, die so groß war, daß die salzigen Fluten leichter und weiter als jetzt in die Ostsee einzudringen vermochten, demzufolge ihr Wasser einen weit höhern Salzgehalt annahm. Man bezeichnet die Ostsee dieser Zeit als das Litorinameer und die Senkung, welche sein Auftreten begleitete, als die Litorinasenkung oder als die postglaciale Senkung. Infolge einer erneuten Landhebung wurde darnach das Nordseewasser wieder in zu- nehmendem Maße abgeschnitten und der gegenwärtige Zustand hergestellt.

Es hält nicht schwer zu erkennen, daß die Ablagerung des Meerleber- torfs in der Kieler Föhrde, der eine namhafte Landsenkung voraufging, in die Litorinazeit zu verlegen ist, zumal wenn sich die Wahrscheinlichkeit dartun läßt, daß das Wasser damals salziger als das jetzige Föhrdewasser gewesen ist.

Entscheidend hierfür ist zunüchst, wie schon angedeutet wurde, das Auftreten der Paralia suleata. Diese Diatomee findet sich heute, soviel man weiß, nirgends lebend in der eigentlichen Ostsee. Ueseng sagt in seiner Übersicht der dänischen Diatomeen von ihr: »hüufig im Üresunde, namentlich im tiefern Wasser und im südüstlichen Teile des Kattegats sowohl lebendig, wie im Boden, t). Juntiw-DaNwrELT, der die Diatomeen der Ostsee zusammengestellt hat, äußert über sie: »I never found it living in the Baltic but found it in mud from Sölversborg and Kalmar«?. Herr Prof. G. Karstens, der die Diatomeen der Kieler Bucht (zwischen Fehmarn, Alsen und der schleswig-holsteinischen Küste) eingehend untersucht hat, teilte mir auf meine Anfrage freundlichst mit, daB ihm Paralia sulcata in diesem Gebiete nicht lebendig begegnet ist. Ich selber habe in ver- schiedenen Grundproben aus der Kieler Fóhrde, die im März in meiner Gegenwart emporgeholt waren, keine lebendigen Exemplare angetroffen.

1) P. A. C, Hemero, Kritisk Oversigt over de Danske Diatomeer. Förste Hefte. Kjóbenhava 4863. S.33.

2 Junuis-Dannreit, On the Diatoms of the Baltic Sea. Bihang till Svenska Vetensk. Akad. Handi, Bd. 6. No. 24, 4882.

38 €. A. Weber.

Diese Diatomee verlangt nach Crgvg zu ihrem Gedeihen einen Salz- gehalt des Wassers, der an der Oberfläche 2—-3,5°/ beträgt. Er muB also zu der Zeit, als sie in dem innern Teile der Kieler Föhrde in solcher Menge lebte, wie wir sie fanden, mindestens diese Höhe gehabt haben, während er jetzt bei Friedrichsort, also weit näher dem offenen Meere, durchschnittlich nur 1,68%/, beträgt. Nach Beobachtungen der Jahre 4871—4881 schwankt der Salzgehalt des Oberflächenwassers dort im Laufe des Jahres zwischen 1,449 und 1,809%;,. Er ereicht den niedrigsten Stand im Mai, den höchsten im Oktober und beträgt während der Monate Mai bis September durchschnittlich 1,5299/,!. Er liegt demnach beträchtlich unter den Werten, innerhalb deren Paralia sulcata nach Creve zu leben vermag.

Sind die angeführten Beobachtungen zutreffend, so folgt in der Tat aus dem regelmäßigen und reichlichen Vorkommen der Paralia suleata in dem Meerlebertorf, daß das Wasser der innern Führde zu der Zeit seiner Ablagerung an der Oberfläche einen Salzgehalt von 2—3,5"/, gehabt hat. Bezeichnend für die in Rede stehende Frage ist es, daB Creve diese Diatomee in einer 43 km nórdlich von Kalmar gelegenen Litorinaablagerung gefunden hat?) wie auch die Vorkommen von Kalmar selbst, von Sölvers- borg und die von Hrıpen erwähnten im Boden des Conventer Sees und bei Warnemüude?) auf die Litorinazeit zurückzuführen sind.

Ebenso sprichi das Vorkommen der Auster, deren Schalen an ver- schiedenen Stellen der innern Fóhrde emporgefördert wurden, für einen ehemals hühern Salzgehalt des Wassers und zwar für einen solchen von mindestens 39/,. Natürlich gilt dies nur unter der Voraussetzung, daß die Schalen auch wirklich in dem Meerlebertorf vorkommen. Da ich sie nicht selber gefunden habe, so hegte ich zunächst darüber Zweifel, denen aber sehr

triftige Gründe entgegenstehen‘). Daß die Austern nicht der altneolitbischen Kulturschicht angehören, habe ich im vorigen Kapitel dargelegt.

4) C. AckEnwaNN, Beiträge zur physikalischen Geographie der Ostsee. Hamburg 1894. S. 228. 2) Henn. Muxtar, Preliminary Report on the Physical Geography of the Litorina Bull. of the Geol. Inst. of Upsala No. 3. vol. IL 4894 (S. 19 des Sond.-Abdr.). 3) Mitt. a. d. Gr. Mecki. Geol. Landesanstalt X. No. 24. 4900 u. XIV. 4902. 4) Über die Austern in der Kieler Föhrde habe ich folgendes ermittelt: Im Jahre 4856 wurden auf dem Büttel, der sehr kleinen Kuppe eines steil auf- sleigenden untermeerischen Diluvialhügels, der die westlichste Spitze des Ellerbecker Hakens bildete, von Dr. H. A, Mever, dem bekannten Moeresforscher, und von Fischermeister Fn. Hors, der ihn auf seinen Fahrten zu begleiten pflegte und dem ich diese Mitteilung verdanke, beim Dredschen zahlreiche Austernschalen gefunden. Ebendasselbe war der Fall auf dem Stoller Grunde vor dem Eingange in die Fóhrde, Beide Funde führten zu der Vermutung, daß ehemalige Austernbänke vorlagen, und da die Schalen an der Oberfläche des Bodens lagen und einen sehr frischen Eindruck machten, so schloB man, daß sie in nicht allzu ferner Vergangenheit abgestorben wáren. Dies gab Veranlassung,

Sea.

Über Litorina- und Prälitorinabildungen der Kieler Föhrde, 89

Mit der Annahme eines vormaligen stärkern Salzgehaltes des Föhrde- wassers steht es nicht im Widerspruch, daß wir im Lebertorf Diatomeen gefunden haben, die in weniger salzigem und selbst in süßem Wasser leben. Sie sind zweifellos ebenso wie die Reste der hüheren Land- und Ufer-

daß Meven 4863 oder 4864 auf den Laböer Riffen, 250—500 m nördlich vom Ende der Nordmole des jetzigen Labóer Hafens, zahlreiche lebende Austern aussetzte, in der Hoff- nung, sie dort anzusiedeln,

Indessen gingen die ausgesotzten Tiere nach kurzer Zeit samt und sonders zu Grunde, und es stellte sich nachträglich heraus, daß die Schalenfunde auf dem Bültel und auf dem Stoler Grunde von gleichen Anpflanzungsversuchen herrührlen, welche die dänische Regierung im Jahre 1846 durch die Fregatte Galathee hatte vornehmen lassen,

Die Austernschalen, von denen oben die Rede ist, sind aber aller Wahrscheinlich- keit nach nicht die Überbleibsel dieser mißlungenen Versuche. Dagegen spricht. ihr zweifellos fossiler Erhaliungszustand, der sich wie ich mich durch unmittelbare Ver- gleichung überführte in nichts von dem der Exemplare eines nordschleswigschen Kjökkenmöddings unterscheidet, Dagegen spricht ferner die Herkunft aus größerer Boden- tiefe, die mir auf das bestimmteste von den Baggerleuten versichert wurde, welche noch im Sommer 4902 mehrere solcher Austernschalen vor der Schwentinemündung bei unserm Profil 1 gefunden und in die Kieler Sammlungen abgeliefert hatten. Dagegen spricht endlich der Umstand, daf unter diesen Funden die jungen Exemplare gegenüber den ausgewachsenen Tieren vorherrschen. Unter 67 nahezu vollständigen Schalenhälften der Kieler Sammlungen gehören nur 49 zu ausgewachsenen Tieren, 24 haben cine Breite von 36—55 mm (vom Schloß zum Schalenrande, senkrecht zur Längsachse ge- messen) und 24 sind ganz dünnschalige Exemplare von 22—37 mm Breite.

Überdies ist die Fundstelle vor der Schwentinemündung 800 m von dem ehe- maligen Büttel entfernt. Der Büttel selber ist seit etwa 27 Jahren samt den darauf von der Galathee ausgelegten Austernschalen weggebaggert. Die Labóer Riffe und der Stoller Grund sind von unseren Fundstütten 9,5—14 km entfernt,

Mösıus hat in der Folgezeit nachgewiesen, daß Austern in der Kieler Föhrde nach wenigen Monaten, ohne Brut zu hinterlassen, vollständig zu Grunde gehen müssen, daß sie unter unseren klimatischen Verhältnissen nur in einem Meerwasser von mindesiens 3% Salzgehalt zu gedeihen vermögen. »Unter den jetzigen geographischen und physi- kalischen Verhältnissen kann die Auster nicht weiter gegen die Ostsee vordringen als bis in den südwestlichen Teil des Kattegats; hier bildet die Grenze ihrer eben noch ausreichenden Lebensbedingungen eine Linie, die von Samsóe über die Insel Anholt nach Gothenburg làuft.« (K. Müsrus, Die Auster und die Austernwirtschaft, Berlin i Wiegand, Hempel u. Parey] 4877, S. 51, Vergl. auch von demselben: Über die Austern- und Miesmuschelzucht und die Hebung derselben. Annalen der Landwirtschaft. Juni- heft 4870).

Wenn es nach dem Dargelegten auch den Anschein hat, daß die Auster während der Litorinazeit wirklich in der Kieler Föhrde gelebt hat, so scheint sie nach den spär- lichen Schalenfunden doch nicht reichlich vorgekommen zu sein. Ob dies vielleicht mehr auf die damaligen Grundverhältnisse als auf andere Umstände zurückzuführen ist, wage ich nicht zu entscheiden.

Daß die Auster während der Litorinazeit viel weiter südwürts vorkam als jetzt im Kattegat, beweisen die der ältern neolithischen Periode angehörenden Muschelabfali- kaufen der dänischen Inseln und der Gjenner Bucht (diese im südlichen Abschnitte des kleinen Belt, unweit von Süderballig) mit ihrer Menge von Austernschalen.

40 C. A. Weber.

gewüchse von den Orten, wo sie lebten, in das salzreichere Wasser ein- geschwemmt worden und finden sich in allen Litorinabildungen der Ostsee.

Es könnte freilich befremdlich erscheinen, daB in einem so salzreichen Wasser eine Ablagerung von Lebertorf stattfinden konnte, die in der Föhrde noch dazu bis 19 m Mächtigkeit erreichen soll. Nichtsdestoweniger wird man sich mit dieser Tatsache befreunden müssen, zumal die gleiche Beobachtung auch an der Küste von Blekingen gemacht ist!). Ja es scheint sogar, daß der Meerlebertorf in der ganzen Kieler Bucht der Ostsee in großer Ausdehnung vorhanden ist, wenigstens überall da, wo man »Schlick- grund« festgestellt hat?) Er deutet auf ein ganz besonders reiches Leben von pflanzenverzehrenden Wassertieren hin.

Steht es nun fest, daß der Meerlebertorf der Kieler Führde, soweit wir in ihm Paralia sulcatu festgestellt haben, der Litorinazeit angehört, so läßt sich doch nicht behaupten, daß die unter ihm angeiroffenen Süß- wasserbildungen sämtlich der Ancyluszeit angehören, die der Litorinazeit voraufgegangen ist, wenn auch dafür einiges geltend gemacht werden könnte. Jedenfalls können sie nicht als ein Absatz des Ancylussees selber angesehen werden; sie sind nur solche eines verhältnismäßig kleinen Süßwasser- gebietes. Es wäre sehr wohl denkbar, daß zu der Zeit, als dieses bestand, in der offenen Ostsee, deren Küste damals wegen der hóhern Lage des Landes weiter als jetzt entfernt lag, das süße Wasser bereits begonnen hatte in das Salzwasser überzugehen. Denn es ist nicht ohne weiteres notwendig anzunehmen, daß die Landsenkung, welche diesen Übergang verursachte, in allen Teilen des westlichen und südlichen Ostseegebietes gleichzeitig und überall mit gleicher Stärke erfolgte: die dänischen Inseln mochten schon ziemlich weit gesunken sein, als sich die Senkung erst im schleswig-holsteinischen Küstengebiete bemerklich machte. Es ist klar, daß eine durch den Seitenschub entstandene Einfaltung der Erdrinde sich bei der Fortsetzung des Schubes verstärken und dabei Randteile der Falte, die vorher nicht berührt waren, in Mitleidenschaft ziehen muß.

Wir können nach alledem nur sagen, dali die Süßwasserbildungen am Grunde der Kieler Föhrde ülter sind als die Litorinabildungen in ihrem

Hangenden, und dasselbe gilt von dem Alter der prähistorischen Wohn- stätten daselbst,

4) Vergl. oben S. 47.

2; Tu. Krnwearz, Unters. über die Fauna der Schwentinemündung (Wissensch. Meeresuntersuchungen. Neue Folge. ill Bd. Kiel 1898) sagt S. 95: »Der Untergrund der Schwentinemündung hesteht gleich dem der Kieler Bucht in der Tiefe durchweg aus Schlicke. In Wahrheit handelt es sich hier um Meerlebertorf, nicht um ein toniges Sediment, das man gewöhnlich unter der Bezeichnung Schlick versteht.

Über Litorina- und Prälitorinabildungen der Kieler Föhrde. 41

VIL. Flora der Kieler Fóhrde bis zum Schlusse der Litorinazeit.

Nach dem soeben Gesagten geht es vorläufig nicht an, die Pflanzen- funde, die sich bei den vorstehenden Untersuchungen in den postglacialen Ablagerungen in der Kieler Fóhrde ergeben haben, in solche der Ancylus- zeit und solche der Litorinazeit zu scheiden, sondern nur in solche, die vor oder nach der Zeit angetroffen werden, in der das Süßwasser der innern Fóhrde in Salzwasser itberzugehen begann.

Nach diesem Gesichtspunkte findet man sie in der ersten und zweiten rechten Lüngsreihe der folgenden Übersicht bezeichnet, und zwar bedeutet + das Vorkommen, das Fehlen. Ein +? bedeutet, daß die Pflanze zwar gefunden, aber daß der Horizont des Vorkommens ungewiB ist.

In der dritten Lüngsreihe bedeutet A, daß die Pflanze nach G. ANDERS- sons Gescbichte der Vegetation Schwedens (Englers Bot. Jahrb. XXI. 1896) in Götaland bis zu der Fichtenzeit, welche dort mit der Buchenzeit zu- sammentrifft, beobachtet ist.

Bei den Diatomeen bedeutet ein M, daR die betreffende Art von H. MuNrgz (Preliminary Report on the Physical Geography of the Litorina Sea. Bull. of the Geol. Inst. of Upsala 1894) bis zum Erscheinen seiner Arbeit in Litorinaablagerungen Schwedens und Finnlands beobachtet wor- den ist. Ein H bedeutet, daß dasselbe der Fall ist hinsichtlich der Litorina- ablagerung von Warnemünde nach Herpen (in der Arbeit von E. Gxiwrrz Über die geologischen Aufschlüsse des neuen Warnemünder Hafenbaus. Mitt. a. d. Großh. Mecklenb. Geol. Landesanstalt Rostock 1909).

S, B und M bedeuten bei den Diatomeen, wie überall im Vorher- gehenden, das Vorkommen der lebenden Arten in Süß-, Brack- und Meer- wasser. Die Angaben hierüber habe ich teils den beiden soeben genannten Arbeiten, teils De Tonis Sylloge Algarum entnommen.

Ein * vor dem Namen der pennaten Diatomeen bedeutet, daß die- selben von G, KaasrEN nach seiner angeführten Arbeit nicht lebendig in der Kieler Bucht der Ostsee angetroffen wurden.

Ein vorgesetztes + weist darauf hin, daß die betreffende Diatomee in Jumuw-DawsrELTS Liste der jetzt in der Ostsee lebenden Diatomeen (1882) aufgezühlt ist,

Die Namen der nicht in dem Meerlebertorf von mir gefundenen Dia- lomeen der Liste sind gesperrt gedruckt.

Die Bezeichnungen Ia, Ib usw. hinter den Pflanzennamen verweisen auf die Abschnitte dieser Arbeit, wo dieselben erwühnt worden sind.

42

C. A. Weber,

Übersicht der in den Litorina- und Vorlitorinaschichten am Grunde der Kieler Föhrde beobachteten Pflanzen.

EIER 1853| $2g Verleih mit A] akg den Beobach- 88 | agn tungen von ZS) Zez Mun, Woren ER ae" ' u. ANDERSSON De? - A. | Tilletia sp. Wb rn —| + 2. | Ustilago hydropiperis (Schum.) Winter. 1e, Id. .; +| 3. | U. echinata Schröt. I, De, + - 4. | Uromyces ficariae (Schum.) Winter. je... e| 5. | U. junci (Desm) Winter. IVf . 2.222220. ei 6. | Polyporus sp. Io. 2 2 een +i 7. | Cenoeoeeum geophilum Fr. Wa, IVb ...... +i + 8. |+ Amphora ovalis Ktz. S. IVb, Vf... . +i + Nu 9. |+ Navicula viridis (Nitzsch) Ktz S, DI .| + M.H 10. |+ N. peregrina (Ehrb.) Ktzg. B. Dn... .|— + M. H. 44. t N. didyma Ehrb. B. M. Ia, Hc, IVb. . ..|— + u, 42. ! N. corymbosa Ag. M? IVb... + 18. |+ N. directa Ralfs. M. mi... -i + 18. 1 NK e Ehrb. M, Wb... uaan. —| + H. 45. N. aspera Ehrb, M. mi, -| + H. 46. |+ N. latissima Greg; M. IVb........ =i + H. 17. N. amphisbaena Bory. 8. B. mb... —i ER M. Ii. 18. | N. pygmaea Ktz. S.B. Wb....2.2... —' + 19.) N.Graeffü Grun. M. mp... —! + 20. N. gemmatula Grun. M. Wb ....... | + keng 34. | N. liber W.Sm.— M. Wb. LL. =; + H. 22. | *Seohopleura Westii (W. Sm.) Grun. M. IVb. | A 23. |t*Oymbella eistula (Hempr.) Kirch. S. B. t| | M. H. 24. |t Achnanthes subsessilis Kiz. S. B.M. IVb. .| - | + H. 35. |} A. brevipes Ag. B.M. Dh, —' + H. 26. |+ Cocconeis sewellum Ehrb. M. IVb. . . . . 14 M.H 27., C. apieulala A.S. Mk... -| + 28. it Epithemia turgida (Ehrb,) Ktz. 8. B. I, IVb| | + M.H. E E turgida var. Westermanni (Ehrb.) Grun, S. B. i —TaH, IVb.............,.. + 29. F. gibba (Ehrb.) Kiz, S. B. IVb......|- l + M.H. 30. Synedra ulna (Nitzsch) Ebrb. 8. We. .|+| H" 1*5 ulna var. obtusa (W. Sm.) v. H, S. Ia IVb] | + -— 3. (5S. undulata W. Sm, M, Ia, He, IVb. DEE H 32. + S. crystallina Ktz. M. IVb... —| + M. H. 33. S. nilxschioides Grun. DN, —' + _ 34. | *Diatoma vulgare Bory. S, Ia... -—' + H.

š

Über Litorina- und Prülitorinabildungen der Kieler Föhrde. 48

85. i Grammatophora oceanica Ehrb. var. maeilenta ! | (W. Sm.) Grun. M. Dh... e|

36. | G. marina (Lyngb.) Ktz. M. Dh, 37. |} Rhabdonema minutum Ki. M. INb. . . ., 38. | R. arcuatum (Lyngb) Ku, M. IVb... .| 39. |t*Campylodiseus clypeus Ehrb. B. M. ., 40. 54 C echineis Ehrb. B. M. IVb. ....... ; M. Nitxschia angularis W. Sm. B.M. IVb .| 43. ` FAN. dissipata (Kiz) Grun. S.B. —Ia..... i 43. N. longissima, (Bi "n 44. | Y Melosira Borreri Grev. B. Wb ...... 45. M M. varians Ag, S. IVb, iVe, IVa, IVf. . | 16, |+ M. arenaria Moore. S. B. IH, IVb... .. h 47. i Paralia suleata (Ehrb.) Cleve. M. Ia, He, IVb; 48. | Biddulphia aurita (Lyngb.) Bréb. M. IVb. . 49. Amphiteiras antediluriana Ehrb. M. IVb 50. | Auliseus sculptus (W. Sm.) Ralfs. M. IVb, .: 54. Aptinoptyehus undulatus Ralfs. M. IVb ! 52. A. areolatus (Ehrb.) A. S. M. IVb... i 53 Ooseinodiseus exceniricus Eich -— M. IVb . . 54. | Chara sp. INTE, 55. | Sphagnum eymbifolium Ehrh. Ta, Ib, Fe, Ha, Ile,

U, IVb, IVd ............ ......1 56. | S. acutifolium coll. le | 57. | S. reeuroum Pal, INT... . +

S. obtusum Warnst. . . . . . MEE E

58. | S. squarrosum Pers. II... RN 59. | S. feres Ängste. Ia, Ib, Ie, NI... 224 60. | Bryum sp. le, 61. | Mnium Seligeri Jur, Defi, 62. | M. rugicum Laur, De, 63. | Aulacomnium palustre (L^ Schwügr. IVe, IVf. . 64. | Meesea triquetra {L.) Ängstr. var. timmioides Sanio.

-—Ib.......-..^..-2-2-22224* 65. | Paludella squarrosa (L; Brid. IVe ....... 66. | Polyirichum. juniperinum Willd. Wd. ..... 67. | Neckera crispa (L., Hedw, la .. 2. tts e 68. | Leucodon sciuroides 'L.) Schwägr. Wb... . . 69. | Antitrichia curtipendula (Hedw.) Brid. ll. . . .| 70. | Thuidium Blandowii (Web. et Mohr) Bryol. eur. —|

Delt, 74. Pylaisia polyantha (Schreb; Bryol eur. var. homo-

malla Lindb. WT... renes

- | Camptotheeium lutescens ‚Huds.) Bryol. eur, la

In den San. wasserschichten

Hn den Brack- uud Meerwasser- Schichten

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Vergleich mit don Beobach- tungen von Mesrine, Herpes u ANDERSSON

A. (nur d. Art, À.

MEE OUER SSl Sie | Vergleich mit as |EES | den Beobach- 33 | af? ‚__ tungen von 51 Su !Muntur, Hermes ail Za D | w. ANDERSON l SIS | Ls 73. | C. nitens (Schreb.) Sehimp. Hb, We, WVE... |+] + ! 75. | Amblystegium riparium {L.) Bryol. our, ld . . .|+| | 15. | Hypnum stellatum Schreb, Wd ........ +| 16. | H, aduncum Schimp. Ila, fe, + + 77. | H. Sendineri Schimp. Dh... T An 18. | H. pseudofluitans (Sanio) v. Klinggr. ia. Ib. . .| + _ 79. | H. pseudostramineum C. Mail, la. 2.2.2... | + 80. | H. vernicosum Lindb, Wb, IVe ... s. + | et 84. CH, exannulatum Gümb. je, + A. 82. | H. revolvens Sw. Vd... 2.2... a. d+] - 83. | H. giganteum Schimp. IVd, IVe, IVf.. 2... +i A. 84. | H. trifarium Web. et Mohr. fe... +) À. 85. | H. cuspidatum L, Id, Det, + _ A. 86. | Scorpichum. scorpioides (L.) Limpr. IVc, IVa, ..I +! A. 87. | Hylocomium squarrosum Schimp. IVb ..... -| + _ 88. | Aspidium thelypteris (L.) Sw. Ib, Ic, Id, Ie, Wa, Ive * st s t on e is hos oh o os 9 oS oos + + À. 89. | Equisetum heleocharis Ehrh. 4a... ..... +?| +? A. 90. | Pinus silvestris L. 1a, lb, Ic, 1d, le, Wa, Hb, III, IVb, IVe, IVd, IVe, 1N£ 2.2.2.2... LL +] + A. 91. | Picea excelsa Lk. Ia, Di... —| + A. 92. | Typha angustifolia L. ib . 222.2... D al + _ 98. | T. latifolia L. mt... | + -~ 94. | Sparganium simplex Huds. Ia, Ib...’ —] + 95. | Najas major AN, me, =| + A. 96. | Zannichellia pedicellata Fr. W, Wb ,.. | J + A. 97, | Ruppia maritima L. Ia, Ib, He, Hl, IVb. . . .|— + A. 95. | Potamogeton filiformis Pers, la, DI... +| + À. 99. | P. natans L. De, +| A. 109. | P. perfoliatus mt. ` +j 104. | P. acutifolius Lk. Dr... taaa +| 102. | Phalaris arundinacea L. 1c, We... ...., +j 103. | Phragmites communis Trin. la, Ih, II à, He, IVb] +| + À. 3 104. | Carex pannieulda L. a 5... .. La.. +?j +? E 3 105. | C. teretiuseula Good, Hb, IVd, We... .... +] _ 406. ` O. cf. paradoza Wild. "e... _ 407. O.remota L. nn, .... l+ - 108. | C. pseudocyperus L. Id, De... +! À ` 4) Anpersson führt H. Wilsoni Schimp. an, das aber nach C. Wannstonr (Die i

europäischen Harpidien. Beih, z. Bot. Centralbl. XII. 4903, S. $00 u. 424) nur als F eine Form von H. Sendineri zu gelten hat, |

Über Litorina- und Prälitorinabildungen der Kieler Fährde.

4b

HEFT. "m BI bus; Ke Ek ı tungen von ŠE 5A Mesme, Memex RL 109, ! C. lasiocarpa Ehrh. Fe, IVd, IVE. . . + A. 440. ' C. riparia Curt. De, n T? A. 44. QC rostrete With. e, © + i A. 412. | Seirpus paluster L. IVe. . + 143. | S. lacustris L. WI, IVe NE... 22220. +, + A. 144, | S. maritimus L. me, - + A 415. | S. Tabernaemontani Gmel. la, Ih, Ic, le, IVb. "tt A. 146, | Cladium mariscus (L.) R. Br. la, Ih, Ic, IVb, IVe, |o Id 1e... . l.l. nenn I+i + A. 147. | Eriophorum angustifolium Roth. le ...... iti PA. 118, | Juncus sp. IW, ING... lees | Ti +! = 119. | Iris pseudacorus L. Un, + +? A. 420. | Salis sp. Ib, I, mb, +| + | 421. | Populus sp. Ha ImNI, + r s s + I+ | 122. | Polygonum sp. Ic, Id. . 2... s. +, - 123. [Rumex acetosa L. Ma... .... sn cf. | 124. | R. hydrolapathum Huds. Ha... ef. A. 125. | Empetrum nigrum L. Wi... 2.22.2220. +j A 126. | Betula verrucosa Ehrh. Ie, We, IVf. ....'+1 A. 127. | B. pubescens Ehrh. Ib, Id, Ie, Ha, Ib, IVe. . .| +) + ! A. 128. | Alnus glutinosa Gaertn. Ia, Ib, Ic, Id, Ie, Ha, ' Hb, He, Hl, IVb, We, Wd. 2.222222... + +! À. 129. | Corylus avellana L. Ia, Ha, II ....... + + A. |C. avellana f. oblonga ila, He, +i + |C. avellana f. silvestris. Un, +? +7 130. | Carpinus betulus L. Wb ... . 22.22.20. —| + = Quercus sp. la, Ib, Ic, Id, fe, Ila, Hb, Ifc, HI, IVa, IVb, IVe, IVd, Defi... +! + 134. | Q. pedunculata Ehrh. Wa... +i A. 132. | Fagus silvatica L. Is, Ha, Ue IV... . + -| + 133. | Urtica dioica L. la, Hm... aL UE + e 134. | Chenopodium glaucum L. la, Ib, Ha, He, IVb . i+ + 135. | Atriplex. hastatum L. la, Ib, Ha, He IVb, Ve .| +; + 136. | A. litorale L. 1a, Ib... .. les te e 137. | Montia fontana L. Ha, +1 A. 188. | M. minor Gmel, Ile... 2.2... [lc e 139. : Moehringia trinervia (L.) Clairv. la... +i | 140. Stellaria holostea L. ia, ıı tj = 131. Batrachium sp, We 2:22.20... m A. 142. Ranunculus sp. la...... —; + 443. | R. lingua L. Ib. 2 20e -| + _ 144. | Ficaria verna Nuds. le, cf. | 445. | Nuphar luteum iL.) Sw. la... 22.2.2020... |— 1 e A. 446. | Nymphaea alba L. IVb, IVe, We, Wf..... +j + A. 447. | Viola (palustris L). Ha. ...... DEET E GE A.

46 C. A. Weber.

"al, E i23 Er " Vergleich mit |®3 | AES: den Beobach- az 282 . tungen von i 155] 548 . Montir, Here "32 | 0” ; 1 Anpensson IE S l 448. | ritia sp. la, Ih, Ic, id, Te, llc, (Vb, We, + + `T. parrifolia Ehrh. Ham... .1 + À

T. intermedia DC. Na... ....,.. +i

. ` Ulmaria palustris Moench, Ha... . . - E | A.

i Potentilla reptans L. Ya i+ i -=

. P. anserina La... von . 421 +? _

. i Rubus sect. Eubatus Focke. la... .. +

. | R. idaeus LL Bn, +i A. Pirus malus L. Ya... cli +! Prunus avium .—Wb ...... 20000. —| +

. | Cornus sanguinea L. nn, DOE GAN +? A. Oenanthe aquatica (Lè Lam, Da. .......34?| +? A. Peucedanum palustre {L.) Moench, Ie, +: A.

. i Hippuris vulgaris L. We. ....... ...l +. A.

. ` Myriophyllum alterniflorum DC. INE. ..... ! +! À.

i Solanum duleamara L. Ha ...... I+ | A. Menta aquatica L. a, +| Galeopsis tetrahit L. Ha, +| Lycopus europaeus L. Ya, Ib, Id, IIa, IVe +! + A. Seutellaria galerieulata L. Va... .. +| Menyanthes trifoliata L. 1d, le, Ib iTi À. Vaccinium oxycoecus L. le, l—i + A. Galium palusire LL.— Ib... 2222. +, Composite. Ier, +|

Unsere Liste enthëlt 470 Arten, die bis zum Schlusse der Litorinazeit vorhanden waren, aus bekannten Gründen jedenfalls nur ein bescheidener Bruchteil der damaligen Flora. 97 davon konnten in den SüBwasser- ablagerungen unter dem Meerlebertorf nachgewiesen werden. 90 von den 170 Arten sind in den angeführten Abhandlungen von ANDERSSON, MUNTHE und Hzinex enthalten.

Vergleicht man die Liste der von mir in dem Meerlebertorf insgesamt bestimmten Diatomeen mit den von Muntar und Donen in ihren genannten Arbeiten mitgeteilten, so tritt, so lückenhaft meine Liste auch sein mag, doch im ganzen der ausgesprochener meerische Charakter der Kieler Föhrde gegenüber anderen Fundstätten der Litorinazeit (vielleicht mit Ausnahme der 4,2 m-Lage im Untergrunde des Conventer Sees) hervor.

Das erklärt sich möglichenfalls dadurch, daß die Strömung des durch die Belte in die Ostsee eintretenden ozeanischen Wassers zu jener Zeit gerade auf die Führde gerichtet gewesen ist. Die erwühnte Erscheinung wird nämlich um so auffallender, als auch damals, wie in der Gegenwart, das Meerwasser in der innern Führde sich mit dem süßen Wasser der

Über Litorina- und Prälitorinabildungen der Kieler Föhrie, 47

einmündenden Flüsse und Bäche vermischte, was ja auch die in den Leber- torf eingeschwemmten Pflanzenreste beweisen.

Freilich nimmt pe GzeR an!) daß der kleine Belt zur Zeit des tiefsten Standes der Litorinasenkung gar nicht und der große Belt nur 0,6 m tiefer war als jetzt und daß das Einströmen des salzreichen Nordscewassers hauptsächlich durch den damals 5—9 m tiefern Öresund in die Ostsee erfolgt ist. Da aber zu jener Zeit der Salzgehalt des Kattegats schon an den Küsten von Seeland und Fünen über 3 Proz. betrug, so isl es nicht unwahrscheinlich, daß so salzreiches Wasser auch durch die Belte weiter nach Süden geführt ist. Man erinnere sich, daß Austernschalen in dem Steinzeit- Abfallshaufen an der Gjenner Bucht gefunden sind. Dadurch ist erwiesen, daß damals auch in dem südlichen Abschnitte des kleinen Belts ein Salz- gehalt von mindestens 3 Proz. geherrscht hat. Dasselbe nimmt Hermes für die 4,2 m-Lage des Conventer Sces an.

Was die übrigen Pflanzen anlangt, so leben diese gegenwärtig mit viel- leicht einer Ausnahme?) alle in Schleswig-Holstein und zumeist auch in der Umgebung der Kieler Föhrde. Von der Floristik werden sie mit Ausnahme der beiden Nadelhölzer sozusagen als freiwillige Bürger des Landes angesehen. Im Einzelnen möchte ich nur noch folgendes bemerken.

Pinus silvestris und Picea excelsa.

Ob die eben angedeutete Ausnahme hinsichtlich der beiden Nadelhülzer unserer Liste berechtigt oder unberechtigt ist, soll nicht erörtert werden. Auf jeden Fall machen unsere Beobachtungen es wahrscheinlich, daß die Rotfóhre seit der frühen Zeit, wo sie ihre stürkste Ausbreitung besaB, bis zum Schlusse der Litorinazeit in der Umgebung Kiels gelebt hat, wenn ihre Bestände zuletzt auch sehr stark auseinander gesprengt gewesen sein mögen.

Dagegen können wir von der Fichte nicht ein gleiches behaupten. Wer da weiß, wie weit gelegentlich Pollen durch den Wind entfübrt werden, Wird weder aus dem Vorkommen vereinzelter Körner, noch aus dem, das Sich plötzlich und unvermittelt in einer ganz dünnen Zwischenlage auch reichlich zeigt, zu schließen wagen, daB die Pflanze, auf welche derartige Vorkommnisse weisen, auch wirklich in der Nähe gelebt hat.

In unserm Falle darf man vielmehr mit bedeutender Sicherheit an- nehmen, daß die Fichte von der Führenzeit bis zum Ende der Litorinazeit in Schleswig-Holstein und in seiner Nachbarschaft niemals ausgedehnte Wälder gebildet hat. Hätten solche während dieser Zeit im Westen der Provinz wirklich bestanden, so würden sich Blütenstaubkörner dieses Wald- baumes wahrscheinlich häufiger, wenn nicht regelmäßig in den betreffenden

1) De GEER, Om Skandinaviens nivåförandringar under yvartärperioden. Sver. Geol. Undersökning. Ser. C. No. 98, 4890. S. 64.

3) Mnium rugicum ist, soviel ich weiß, in Schleswig-Holstein noch nicht lebendig beobachtet worden, dürfte aber schwerlich fehlen.

48 C. A. Weber.

Ablagerungen bei Kiel gefunden haben, zumal die vorherrschenden West- und Nordwestwinde den Blütenstaub vornehmlich nach dieser Richtung hin- geweht haben müßten.

Betula verrucosa und B. pubescens.

Die Weißbirke ist in ihren beiden Hauptformen bereits in den ältesten Süßwasserschichten am Grunde der Kieler Fóhrde vorhanden. Unverkennbar

hatte sie zur Zeit der Ablagerung dieser Schichten dort eine größere Fläche wie in der Folgezeit inne.

Quercus pedunculata.

Die Eiche fehlt den ältesten Schichten wahrscheinlich vollständig oder ist zur Zeit ihrer Ablagerung nur sehr sporadisch vorhanden gewesen. Sie tritt mit Sicherheit erst in dem Cladiumtorf vor dem Ellerbecker Strande auf. Zweifellos war sie schon zu der Zeit vorhanden, als die prähistorischen Stätten am Grunde der Föhrde noch bewohnt waren, da wir in dem Wald- torf, der sich über der einen von ihnen aufgehäuft hat, ihre Blütenstaub- kórner regelmäßig angetroffen haben. Den Höhepunkt ihrer Entwickelung und Herrschaft bezeichnen die Brackwasserschichten vor der Schwentine- mündung und der Auwaldtorf vor dem Wellingdorfer Strande. Im letzt- genannten wurde die Stieleiche {Quercus pedunculata, Q. robur) festgestellt. Ob auch die Wintereiche (Q. sessiliflora) lebte, konnte nicht ermittelt werden. Jedenfalls wuchsen Eichen während der ganzen Litorinazeit auch noch neben den Buchen reichlich an den Föhrdeufern.

Eichenholzkohlen sind in den älteren dänischen Kjökkenmöddingern,

nämlich denen von Ertebölle, Aamölle und Havnö regelmäßig angetroffen worden t).

Alnus glutinosa.

Die Schwarzerie fehlt in den ältesten postglacialen Schichten der Kieler Föhrde, soweit ich dieselben habe untersuchen können. Ihre Pollen wurden erst etwa in der Mitte des Cladiumtorfs vor dem Ellerbecker Strande beob- achtet. Sie scheint demnach dort etwas später als die Eiche aufgetreten zu sein. Möglicherweise ist das aber auf örtliche Ursachen zurückzuführen.

Als die alten Siedelungsplätze am Grunde der Föhrde noch bewohnt wurden, ist die Erle höchstwahrscheinlich schon vorhanden gewesen. Sicher

hat sie gleich nach dem Verlassen derselben im Föhrdegebiete ausgedehnte Bruchwälder gebildet. Nach dem Eindringen des Salzwassers konnte sie freilich an den Ufern, soweit diese unter dem beständigen Einflusse des Salzwassers standen, nicht mehr gedeihen. Aber ihr reichliches Vorkommen

1) Affalldsdynger fran Stenalderen i Danmark undersögte for Nationalmuseet. Paris, Kopenhagen u. Leipzig (Brockhaus) 1900.

Über Litorina- und Prálitorinabillungen der Kieler Fóhrdo, 49

an den Rändern der einmündenden süßen Gewässer zur Litorinazeit wird durch das regelmäßige Auftreten ihrer Reste in dem Meerlebertorf bezeugt.

Erlenholzkohlen sind von Rostaur in den älteren Steinzeit-Abfallshaufen von Ertebólle und Ilavnö festgestellt worden!). Nach G. Anpersson 2) lebte die Erle schon in Götaland, als dort noch die Führenzeit bestand.

Fagus silvatica.

Von der Rotbuche wurde in den Süßwasserbildungen am Grunde der Föhrde trotz vieler Bemühung keine Spur gefunden, ebenso wenig in den ste überlagernden Brackwasserbildungen und in den tiefsten Lagen des Lebertorfs. Dagegen fanden sich vor dem Ellerbecker Strande ihre Blüten- staubkörner bereits in dem untern Meter des reinen Meerlebertorfs. Wenn man erwägt, daß diese Schicht mit Ausnahme der untersten Lage überall Paralia sulcata enthält, also aus so salzreichem Wasser abgesetzt ist, wie es das Litorinameer in der Kieler Führde erst zur Zeit seiner höchsten Ausbildung enthalten haben kann, so scheint daraus zu folgen, daß die Buche erst um diese Zeit bei Kiel aufgetreten ist. Jedenfalls entspricht der gelbe Lebertorf vollständig der Buchenzeit. Er ließ vor Ellerbeck deutlich das beständige Näherrücken und Umsichgreifen dieses Waldbaumes er- kennen,

Zu der Zeit, als die erwähnten altneolithischen Stätten bewohnt wurden, lebte demnach die Buche noch nicht in der Umgebung der Föhrde. Ebenso wenig sind ihre Spuren in den älteren dänischen Kjükkenmöddingern beob- achtet worden. Dagegen stellte Rostaur Buchenholzkohlen in dem jüngern Kjökkenmödding von Örum Aa fest3).

Corylus avellana.

Von der Hasel habe ich unter den Früchten, die ich selber aus dem Torfe herausgelöst habe, nur die lange Form angetroffen, soweit sich diese überhaupt bestimmen ließ, und zwar sowohl in dem der Eichenzeit an- gehörigen Auwaldtorf vor dem Wellingdorfer Strande, wo unter zahlreichen Haselfrüchten, die ich dort durch meine Hand gehen ließ, nicht eine ein- zige kurzfrüchtige war, wie in dem Lebertorf der Litorinazeit. Welcher Form die in den Brackwasserschichten in der Schwentinemündung ge- fundenen Bruchstücke von Haselnüssen angehören, ist ungewiß. Indessen traf ich unter den fossilen Nüssen, die in dem Wasser der Baggerschute vor dem Wellingdorfer Strande schwammen und deren Herkunftshorizont demnach unbestimmt war, auf je 400 etwa 30 kurzfrüchtige (f. silvestris) an. Ferner fand ich in dem Schleswig-Holsteinischen Museum in Kiel vier Haselnüsse aufbewahrt, die ohne nähere Angabe des Horizontes mit Bagger-

——

4) Affaldsdynger eic. S. 89 und 414. 2) Geschichte der Vegetation Schwedens S. 527. 3) Affaldsdynger etc. S. 89f und t44.

Botanische Jahrbücher. XXXV. Bà. +

50 C. A. Weber.

schlamm aus der Führde emporgebracht waren, und unter ihnen gehörte die eine gleichfalls der kurzfrüchtigen Form (f. silvestris) an. Holzreste der Hasel habe ich im Lebertorf öfters angetroffen, auch unter den lose, ohne nähere Horizontangabe eingesammelten waren sie mehrfach vorhanden. Nach alledem wuchs die langfrüchtige Form seit dem Höhepunkte der Eichenzeit bis zum Ende der Litorinazeit häufig in der Umgebung der Föhrde.

Ob die Hasel schon im Fóhrdegebiete vorhanden war, bevor noch die altneolithischen Wohnplätze verlassen waren, ist nicht sicher, aber wahr- scheinlich. Bruchstücke von Haselnüssen sind nämlich in dem ältern Kjökkenmödding von Aamölle, Holzkohlen in dem von Ertebülle gefunden

worden!) Nach G. Anpersson?) lebte die Hasel schon zur Föhrenzeit in Götaland.

Tilia parvifolia und T. intermedia.

Von der Winterlinde sind beide Formen gefunden worden und zwar müssen sie beide während des Höhepunktes der Eichenzeit in betrüchtlicher Zahl im Föhrdegebiete gewachsen sein. Die Linde war aber auch während der ganzen Litorinazeit dort kein seltener Baum, wie das regelmäßige Vor- kommen ihrer Blütenstaubkörner im Lebertorf dartut. Wie lange sie schon vor dem Höhepunkte der Eichenzeit vorhanden war, ist ungewiB. In den ültesten Schichten sind mir ihre Spuren nicht begegnet. Dagegen fanden sich ihre Pollen in dem Bruchwaldtorf, der sich über der alten Wohnstátte vor der Schwentinemündung abgelagert hat, so regelmäßig und häufig, daß die Annahme, sie sei schon zu der Zeit vorhanden gewesen, als dort noch Menschen hausten, als höchstwahrscheinlich zu gelten hat. In den dänischen Kjókkenmóddingern sind nach den vorliegenden Berichten Reste der Linde bisher nicht beobachtet worden. Nach G. Anpzusson ist die

Winterlinde aber schon in dem Föhrenhorizonte der götsländischen Moore angetroffen®).

Pirus malus.

Ein Samen, der ganz unverkennbar die Größe und Gestalt eines Apfel- kernes hat, wurde von mir aus dem Innern eines großen Torfstückes ent- nommen, das aus dem Auwaldtorf vor Wellingdorf herrührte, der Kern hatte im frischen Zustande eine rötliche Farbe, die nach längerer Berührung mit Luft in schwarzbraun überging. Er war 7,8 mm lang, seine größte Breite betrug 4,4 mm, seine Dicke 2 mm. Er war von der Seite her etwas eingedrückt, und die proximale Spitze ausgebrochen.

Unter einer zehnmal vergrößernden Zkiss'schen Lupe erschien seine 1) Affaldsdynger ete. S. 403.

9) Geschichte der Vegetation Schwedens S, 528. 3) Ebenda S. 530,

Über Litorina- und Prálitorinabiklungeu der Kieler Föhrde, 51 Oberfläche durch schmale längliche Zellen, die teils parallel liefen, teils unter sehr spitzen Winkeln gegeneinander geneigt waren, fein längsstreifig. Ein dünner Tangentialschnitt zeigte, daß es sich um längliche, stumpf-ge- spitzte Sklerenchymfasern handelte. Ein Querschnitt durch ein kleines Stück, das ich von dem untern Teile des Samens losgelöst hatte, enthielt nur den äußern Teil der Samenschale; der innere Teil und die Epidermis fehlten. Die Dicke der Schale und die Gestalt und Größe der Zellen dieses Stückes stimmten vortrefflich mit denen aus derselben Region eines rezenten Apfelkernes. Durch die Vertorfung waren die Zellwände aber tief gebräunt und ihre Verdickungslamellen mehr oder weniger zerfressen. Leider war die Epidermis, so weit ich mit Ililfe einiger Flächen- Schnitte erkennen konnte, an dem fossilen Samen nirgends erhalten ge-

a. b.

Fig.3. Apfelkorn aus dem Auwaldtorf. @ Seitenansicht, b Ansicht von der Seite z, e von der Seite y her. Die asymme- irische Gestalt des Kernes bedingte es, daß seine, Achsen, als es umgewendet wurde. nicht dieselbe Richtung gegen die horizontale Unterlage behielten und daß demgemáfi der Umriß in der cinen Lage sich nicht mit dem in der andern deckte.

blieben. Da die Gestalt ihrer Zellen ein wichtiges und auffülliges Kriterium für die Unterscheidung der Apfel- und Birnensamen gewährt, so konnte dieses demzufolge bei der Bestimmung nicht zu Rate gezogen werden.

Da aber auf Grund unserer Kenntnis der Herkunft der Birnen diese völlig auszuschließen sind, so halte ich trotzdem die Bestimmung Pirus malus für gesichert).

Der Apfel wuchs in der Umgebung der Kieler Führde ungeführ zur —TFrÚ n. .

1) Allerdings ist nach Spuerer (On the Estuary of the Thames and its Alluvium; Proc, Geol. Assoc, Vol. XI. 8. 24 0—330; angeführt nach Crewent Rem, Origine of the British Flora, 1899, S. 64 fj in den untergetauchten Wald- und Torfschichten von Crossness in Essex Holz gefunden worden, das von MamsmaLL Warn als solches von Pire communis bestimmt worden ist, Indessen sind die Unterschiede im anatomischen

au des Apfel- und Birnenholzes nicht derart, daß man danach mit Sicherheit ent- Scheiden kann, ob ein fossilisiertes Holz der einen oder der andern Art angehört. Ich erlaube mir daher die Richtigkeit der angegebenen Bestimmung zu bezweifeln.

An

52 ^ G. A. Weber.

Zeit des Höhepunktes der Eichenperiode, bevor noch das salzige Wasser eindrang und lange vor dem Erscheinen der Buche. Als er seine Früchte reifte, wurden die menschlichen Wohnstätten am Grunde der Führde eben verlassen. Aber wir dürfen annehmen, daß den Bewohnern, die nach dem Versumpfen der alten sich neue Wohnstätten im höhern Gelände ge- sucht haben mögen, die Früchte dieses Baumes nicht unbekannt geblieben sind. Daß sie ihn eingeführt hätten, ist eine Annahme, die zu machen ihr niederiger Kulturzustand verbietet. In den Pfahlbauten der Alpenländer und Oberitaliens, die aber einer spätern Zeit und einer höhern Kultur- stufe angehören, sind Äpfel, die für die Aufbewahrung als Wintervorrat zubereitet waren, gefunden worden. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß es sich hier um angebaute Früchte handelt. In den postglacialen Ablagerungen

Nordeuropas ist der Apfel meines Wissens bisher nicht beobachtet worden. Er dürfte aber dort noch zu finden sein.

Prunus avium.

Von der Süßkirsche wurde ein fossiler Kern in dem obern Teile des Lehertorfs gefunden. Sie ist demnach in der spätern Litorinazeit sicher an der Kieler Fóhrde vorhanden gewesen. Ob es auch schon vordem der Fall war, hat sich bei dieser Untersuchung nicht ermitteln lassen. Doch sei darauf hingewiesen, daß ich Kerne dieser Frucht bereits in dem inter- glacialen Torfmoor von Groß-Bornholt im westlichen Holstein gefunden habe. Man hat solche ferner in England und Schottland sowohl in inter- glacialen, wie in postglacialen Schichten mehrfach beobachtet! Ebenso sind sie in den Pfahlbauten der Alpenländer sowohl innerhalb wie unterhalb der Kulturschicht festgestellt worden?) Dagegen beruht die öfters an- geführte Angabe von E. W. Dags und C. J. LINDEMANN über das Vor-

kommen von Prunus avium in den Torfmooren der Küste von Bohuslän nach G. Anpersson auf einer Verwechselung?).

VH. Schlussergebnis.

Die Hauptergebnisse dieser Untersuchung fasse ich folgendermaßen zu- sammen:

1. Der Boden der Kieler Führde enthält oben eine etwa 0,5—2,0 m starke Lage, die aus den Absützen der heutigen Ostsee und den durch den

Schiflsverkehr damit mehr oder minder stark vermengten Bestandteilen der nächst ültern Bildung besteht.

4) CiewENT Rem, The Origine of the British Flora. S. 64, 70, 88 und 95. 3) A. DE CANDOLLE, Origine des Plantes Cultivées. Paris 4896. S. 464.

3) G. Anpensson, Växtpaleontologiska undersökningar, 2. Bih. t. Svenska Vetensk. Ak. Handi. Bd. 18. Afd. HI, No. 8. S. 40.

London (Dulau u. Co.) 1899.

Über Litorina- und Prülitorinabildungen der Kieler Fóhrde. 53

2. Unter dieser Decke folgt eine (angeblich) bis 49 m mächtige aus Meerlebertorf bestehende Ablagerung der Litorinazeit, während deren der Salzgehalt des Wassers der innersten Föhrde, wie wir auf Grund unserer gegenwärtigen Kenntnis der betreffenden Diatomee annehmen müssen, an der Oberfläche mindestens 2 %, müglichenfalls aber über 3 4 betrug.

3. Unter den Litorinaablagerungen sind zunächst Brackwasserbildungen, dann mehr oder minder ausgedehnte, bis 3,5 m mächtige Süßwasserschichten in Gestalt von Moostorf verschiedenster Zusammensetzung, von Farntorf, Cladiumtorf, Waldtorf und Kalkmudde erhalten geblieben.

&. Der Boden der Führde lag beim Beginn der ältesten semiterrestrischen Süßwasserbildungen mindestens 14,10 m höher als jetzt. Als er so weit gesunken war, daß er noch 7,5 m höher als jetzt lag, erfolgte der Eintritt des salzigen Wassers in die innere Führde. Durch das Hóhersteigen der Fluten wurden die alten Süßwasserbildungen zu einem großen Teile ab- getragen und zerstört.

5. Geraume Zeit vor dem Übergange des Süßwassers in das Salzwasser bestanden auf dem Boden der innern Fóhrde mehrere menschliche Wohn- stätten, welche der ältern neolithischen Kultur angehören. Sie wurden ver- lassen, als das Land noch 8,5—9 m höher lag als jetzt, weil von dem Zeitpunkte an ihre Überflutung, zunächst noch mit süßem Wasser, begann. In dieser Tiefe finden sie sich gegenwärtig unter dem Mittelwasser der Föhrde.

6. Die Waldbäume, welche ungefähr zu der Zeit an der Kieler Fóhrde herrschten, als diese Wohnstätten verlassen werden mußten, waren die Eiche und die Erle. Daneben waren Föhre, Weißbirke und Winterlinde vorhanden, wahrscheinlich damals schon, wenigstens aber bald darauf, auch Hasel und Apfel.

7. Der Übergang von Süß- zum Salzwasser fällt in der Kieler Föhrde mit dem Höhepunkte der Eichenzeit zusammen. Erst als das Wasser un- gefähr seinen höchsten Salzgehalt angenommen hatte, erfolgte die Ein- Wanderung der Buche.

Der Festpunkt der hier angedeuteten Zeitserie liegt, wie ich glaube, auf derselben Basis, die G. Anpensson auf Grund der Untersuchung der von meerischen Bildungen bedeckten Süßwasserablagerungen an der Küste Yon Biekingen, Schonen und der schwedischen Westküste gewonnen hat’). Auch er fand nämlich, daß die postglaciale oder Litorinasenkung eintrat, als in jenen Gebieten die Eiche der herrschende Waldbaum war.

Spuren der ältern neolithischen Kultur sind u. a. in dänischen Kjükken- möddingern und an der Küste von Blekingen gefunden worden. Die erst- Senannlen sind in der Zeit entstanden, als der Saizgehalt des Kaltegals an der Küste der dänischen Inseln mindestens 3 % betrug, während die

1) Bib. tili Svenska Vetensk, Ak, Handi. Bd. 18. No. 8. 4898.

54 C. A. Weber, Über Litorina- und Prälitorinabildungen der Kieler Fóhrde.

Funde von Blekingen nach N. O. Horst und C. WigtiNG anscheinend der Zeit angehören, als das Litorinameer dort seinen höchsten Stand erreicht hatte t).

Wenn die letztgenannte Beobachtung richtig ist, so würde daraus folgen, daß die ältere neolithische Kultur in Blekingen noch bis zu diesem Zeit- punkte geherrscht hat. Um so mehr darf man erwarten, in der vorauf- gegangenen Zeit, der die Fundstäiten am Boden der Kieler Föhrde offenbar angehören, auch die Spuren nur dieser Kultur vertreten zu finden; mithin befinden sich unsere Ergebnisse auch hier im Einklange mit denen der skandinavischen Forscher. An dieser Auffassung würde auch nichts ge- ändert werden, wenn sich, wie es anfangs schien, auch vereinzelte Er- zeugnisse einer jüngern Kultur an unseren Fundstätten vertreten fänden. Denn man darf nicht aus dem Auge lassen, daß einzelne spezifisch schwere Gegenstände, die in einer weit spätern Zeit von Menschen beim Befahren der Föhrde verloren wurden, im Laufe der Zeit durch den Lebertorf bis auf den mineralischen Untergrund, auf dem diese Wohnstätten liegen, hinunter- gesunken sein können ?).

Die deutschen Küsten der Ostsee und der Nordsee umsäumt ebenso wie die Englands, Dänemarks und Schwedens eine lange Kette versunkener Wälder, Moore und moorähnlicher Bildungen des süßen Wassers. Die Mehr- zahl derselben weist auf eine Senkung des Landes, die vor dem Beginn der Gegenwart zur Zeit der Herrschaft der Eiche stattgefunden bat und offenbar mit der Litorinasenkung identisch ist. Auf der skandinavischen Halbinsel sind viele dieser Bildungen durch eine die Neuzeit begleitende Hebung wieder aus den Fluten des Meeres ganz oder nahezu ganz empor- getaucht. Dadurch ist ihre Untersuchung ganz wesentlich erleichtert und hat eine Reihe sehr wertvoller Aufschlüsse ergeben. Minder günstig sind wir an den deutschen Küsten gestellt, die entweder noch in der Ruhelage verharren, oder bei denen, wie in Hinterpommern und Preußen, anscheinend eine erneute Senkung ins Werk getreten ist.

Trotz der dadurch bedingten Schwierigkeit wird ein sorgfältiges Studium dieser untermeerischen Bildungen eine der nächsten und wichtigsten Auf- gaben der auf das jüngste Quartär gerichteten Forschung bilden. Denn hier eröffnet sich die Gelegenheit, die Grundlagen für eine sichere Chrono- logie der Postglacialzeit unseres Gebietes zu gewinnen und die Vorgänge zugleich in zuverlässiger Weise mit denen zu parallelisieren, die im nörd- lichern Teile des Ostseegebietes beobachtet sind. Soweit es sich um das Nurdseegebiet handelt, ist aber zur Vorsicht zu mahnen, da es sich hier allem Anscheine nach um zwei verschiedene untergetauchte Landhorizonte handelt, von denen nur der jüngere der Litorinasenkung entspricht.

4) C. Wu, Tiden for Blekinges bebyggande. Karlskrona 4895. Nach G. ANpEnssoN, Geschichte d. Vegetation Schwedens. Engl. Bot. Jahrb, XXXII 4897. S. 514. 3) Wesen, Augstumalinoor. Berlin (P. Parey) 4909. S, 480.

!

Fragmenta Phytographiae Australiae occidentalis.

Beiträge zur Kenntnis der Pflanzen Westaustraliens, ihrer Verbreitung und ihrer Lebens-Verhältnisse

von

L. Diels u. E. Pritzel.

Mit 70 Figuren im Text.

Introductio.

Per Australiae occidentalis partes imprimis extratropicas annis 1900 et 1904 iter perfecimus ad floram regionum illarum uberrimam per- Scrutandam, In Europam reversi ct plantas novas a nobis detectas et stirpes melius explicatas in hoc libro descripsimus. Res ad phytogeo- graphiam spectantes in altero volumine amplius tractare L. Des sibi proposuit.

Permulti viri docti Australienses sese floram Australiae occidentalem Omnino investigatam esse existimare nobis affirmaverant. Quam opinionem Sorrigendam esse non solum hoc ipso libro declarari videtur, sed etiam plantis illis a cl. Anpeews, FrrzcERALD, aliis nuperrime allatis satis intelligi potest. Nos quidem regiones cum litorales (praecipue orae meridionalis) tum Omnes interiores imprimis arenosas stirpium incognitarum magnam copiam praestaturas pro certo putamus.

. Ut cognitionem et scientiam distributionis plantarum augeamus, quae sit natura stationum [ab omnibus prioribus (Pagissio solo excepto) neglecta] diligenter exposuimus, Praeterea quaecunque de areis geographicis, locorum natura, plantarum conditionibus externis, associatio- nibus vegetalihus nobis cognita sint lingua germanica usi contulimus.

Nam cum in el. Brwrmawr »Flora Australiensi« stationes a Prerssio notatae saepe neglectae sint atque in Davmmonpir collectionibus ingentibus aul loci omnino desint aut statio »Swan River« inveniatur, qua olim non flamen illud sed coloniam totam appellaverint, fieri non potest, ut e Flora Australiensi quae sint areae stirpium colligatur. Quibus rebus cognitis ut areae penitus definiantur magni momenti esse censuimus.

56 L. Diels u. E. Pritzel.

Quo facilius stationes in ordinem redigantur, Australiae occidentalis partem meridionalem in districtus octo dividimus, qui tabula p. 56 depicta melius intelligi possunt. Quos districtus haud lam ad fines naturales deline- andos quam ad enumerationis usum constituimus.

distrieluum liniles,

auclorum déer.

a] Miess,

:AVON

Vis

ma dee E F arinta

2

EJ

Menenra $: 10,000,000.

Fig. *. Tabula geographica Australiae occidentalis extratropicae., qua et districtuum limites et auctorum itinera illustrantur.

I. Regio austro-occidentalis.

1. Distr. Irwin (imbrium copia annua circ. 50—20 em) fruticetis litoralibus pulchris, arenosis fruticulosis amplis, vallibus flora ere- maea infestis insignis.

$. Distr. Avon (imbrium copia annua cire. 60— 95 cm) eucalyptetis variis flora vel austro-oceidentali vel eremaea infestis, depressis

Fragmenta Phytographiae Australise occidentalis. 57

subnitrosis, apertis arenosis atque collibus glareosis fruticulosis abundat.

3. Distr. Darling (imbrium copia annua cire. 100— 70 em) praeter colles glareosos silvis cum Hucalypti reduncae tum E. marginalae vestitos alluvia paludosa, aperta arenosa, fruliceta litoralia exhibet.

4, Distr. Warren (imbrium copia annua 130—80 mj silvis Eucalypti marginatae atque E. diversicoloris nec non alluviis paludosis apertis fruticulosis abundat.

5. Distr. Stirling (imbrium copia annua 80— 30 cm) silvis Fucalypti veduncae et E. occidentalis, eucalyptetis fruticosis variis, arenosis fruticulosis apertis, depressis subnitrosis insignis.

6. Distr. Eyre (imbrium copia annua 60—30 em) habitu vegelationis distr. Avon similis, sed stirpium natura diversa.

IL Regio eremaea.

7. Distr. Coolgardie (imbrium copia annua cire. 25—15 cm) solu lutoso silvas apertissimas, eucalypteta varia arida, depressa sub- nitrosa; solo arenoso fruticeta arida gignit.

8. Distr. Austin (imbrium copia annua cire. 25—15 cm) parum ex- plorata fruticeta varia lutosa acaciis abundantia nec non depressa nitrosa nuda exhibet.

DRUMMONDII collectiones I—II ex distr. Darling, Avon, Warren, IV ex

Stirling, V ex Stirling, Eyre et Coolgardie australi, VI ex Avon et Irwin . Ortae videntur. Nos ipsi itinera excursionesque perfecimus quae Sequuntur:

1. in distr. Irwin et prope sinum Champion Bay et in parte maxime

australi prope Watheroo saepius versati sumus (i. c. in mensibus

Jan., Jun. Jul., Aug., Sept, Nov.) Praeterea vidimus regionem

Irwin River pr. Mingenew (Jun., Sept.); Greenough River (Jul, Sept.);

Northampton (Jan., Jul, Nov.) atque tractus illos arenosos ad flumen

Murchison vergentes (Nov.).

3. in distr. Avon regiones agricultura praeclaras, i. e. pr. Toodyay, York, Northam, compluries percurrimus (Nov. Jan., Febr., Maj, Aug., Sept) Rivum Moore-River pr. Mogumber, Moora, Newnoreia m. Mart, Jun. Aug., Dec., regiones plantis raris abundantes prope Tammin m. Maj., Jul, Oct. investigavimus. .

- in distr. Darling loca flumini Swan River vicina per omnes anni menses perserutati sumus. Colles maxime orientales m. Maj. et Dec. Obiimus. Ceterum Serpentine River (Dec., Febr., Maj., Jun.), Collie River (Jan., Oct), Bridgetown (Febr., Mart), Greenbushes [Aug.), Bunbury (Febr. Mart., Dec.) lustravimus.

- in distr. Warren loca finibus proxima vidimus: Busselton et Cape Leeuwin (Mart), Denmark River (Jan. Fines boreales totius hujus distrielus m. Mart. percurrimus.

|

58 L Diels u. E. Pritzel.

in distr. Stirling regiones freto King Georges Sound approximatas

omnibus fere anni mensibus peragravimus. Colles Stirling Range nec

non planities eis vicinas compluries investigavimus (m. Maj, Jul,

Sept., Oct); summos montes m. Oct. adscendimus. Floram pulchram

promonturii Cape Riche m. Jul. cognovimus.

6. distr. Eyre m. Oct. a rivo Pallinup usque ad Philipps-River per- currimus. Prope fines orientales regiones sinui Esperance Bay vicinas m. Nov, perscrutati sumus (haud procul a locis olim a cl. R. Brows exploratis).

7. in distr. Coolgardie oppidum Southern Cross regionesque vicinas m. Nov. et Maj. lustravimus. Praeterea stirpes collegimus pr. Ka- ralee (Nov.), Bullabulling (Oct.), Coolgardie (Nov.), Kalgoorlie, Kanowna (Nov.. Regiones austro-orientales inter Coolgardie et oram meridio- nalem m. Nov. cito percurrimus.

8. distr. Austin partes litorales cognovimus pr. Carnarvon m. Aug.

Ceterum deserta pr. Cue (Jul) atque Menzies (Oct.) peragravimus.

e

Praeter ipsorum collectiones plantas nonnullas a viris cl. W. V. Frrz- GERALD in distr. Austin et Coolgardie, W. J. Georee prope Murrinmurrin, A. J. Mom prope Cape Riche, A. Purpız prope Perth, C. L. Wssster prope Coolgardie repertas illustravimus.

Quas collectiones determinare atque describere suscepimus in Regio

Museo Botanico Berolinensi, ubi specimina Preıssıana fere omnia, ,

plantas a GaupicHAUD, LABILLARDIÈRE, R. Brown, J. DRuumoNp, Mrs. Mortov, MaxweLL, F. v. MürtER numerosas ipsi inspicimus. Antea jam herbarii Melbournensis copia uberrima speciminum ab J. DRuwMOND, MAXWELL, F. v. MüLLER atque collectoribus recentioribus omnibus ibi congestorum"exami- nata stirpes multas dubias cognoscere atque interpretari nobis contigit.

Colleetiones a L. Diets collatae (n. 1500— 6160) in herbario Regii Musei Botanici Berolinensis depositae sunt. »Plantae exsiccatae Australiae occidentalis« ab E. Pmrrzzr collectae (specimina 1016) ad Musea complura emendo pervenerunt. Nonnullae species Museo Australiae occidentalis Perthiano_attributae sunt.

Opus nostrum virorum multorum benevolentia adjutum esse grato cum animo confiteamur. L. Digus auspiciis opibusque legati Humboldtiani iter perfecit; viris spectatissimis, qui illi praestant, praeter omnes viro cla- rissimo Prof. Dr. WaLnerer, gratias maximas semper habebit. Rei publicae Australiae occidentalis magistratibus pro liberalitate et benevolentia nobis exhibita gratias persolvere gaudeamus, inprimis viro clarissimo Rt. Jon. Sir Jons Forasst, P. C., G. C. M. G., civitatis illo tempore principi, atque amicissimo A1, Dune, M. A., eruditionis technicae praefecto.

Multa cum gratia amicorum Australiensium meminisse liceat, qui vel hospitalitate vel consiliis tam saepe nos adjuverunt, praesertim C. R. An-

Fragmenta Phytographiae Australiae occidentalis. 59

nREws-Perth, M. A., F. M. BaıLer-Brisbane, E. Bıckrorn-Perth, MartLann Brown- Geraldton, W. E. Cooxe-Perth, W. V. FrrzegRALD-Perth, G. Lugnmann-Mel- bourne, J. H. Mainen-Sydney, A. J. MoiR-Cape Riche, A. Monnisow- Perth, H. C. ParNsee-Perth, L. Ropway-Hobart. Berolini et magistri illustrissimi Prof. Dr. A. Enger et virorum amicorum Prof. Dr. Gira, Dr. Harms, Prof. Dr. Liwpav, Dr. Lorsener, Dr. Pırger consilio atque opibus usi gratias agimus quam maximas. llustrationes hujus libri Frl. Bartusen perfecit. tui gratias referre juvat.

Fragmenta Phytographiae Áustraliae occidentalis.

Abbreviationes explicandae:

B. = BENTHAM, Flora Australiensis, D. = Diris, Collectiones in Musei Regii Botanici Berolinensis herbario. F. v. M. = Baron FERDINAND von MÜLLER.

Abbreviationes aliac minores facile intelligi poterunt.

Pteridophyta. Polypodiaceae.

Verbreitung und Vorkommen: Westaustralien besitzt nur wenige Farn-Species, und davon ist keine einzige endemisch im Gebiete. Alle kom- men auch im östlichen Australien vor, die meisten sind darüber hinaus noch weit verbreitet.

Geographisch scheidet sich diese Polypodiaceen-Flora in zwei Gruppen.

Die erste umfasst panaustralische Formen, die auch in der Erc- maea an geeigneten Standorten auftreten oder sogar auf die trockenen Inland-Gebiete beschränkt sind. Zu diesen gehören Cheilanthes, Notho- chlaena und zum Teil Anogramme. In Westaustralien reichen Ano- gramme rutifolia (R. Br.) und Cheilanthes tenuifolia Sw., zwei tropophile Typen, in allgemeiner Verbreitung bis zur Küste, während die übrigen rein Xerophilen sich von den feuchteren Distrikten Warren und Darling fern halten,

Die zweite Gruppe enthält die Species mit disjunetem Areal. Sie fehlen schon in dem südaustralischen Anteil der Eremaea und be- schränken sich im Westen auf die feuchten Bezirke (mit mindestens 60 em Jährlichem Niederschlag). Dazu gehören die wenigen Asplenium, As- Pidium, Lindsaea, Pteris, Adiantum und Pteridium. Physiognomisch macht sich davon Adiantum aethiopieum an feuchten Stellen der Süd- küste bemerkbar; viel wichtiger aber kommt Pteridium zur Geltung, die Im Distr. Warren oft einen ansehnlichen Bruchteil des Unterwuchses aus- macht,

Die Armut der Südwest-Ecke Australiens an Farnen ist übrigens ein

60 L, Diels u. E. Pritzel.

höchst beachtenswertes Factum, dessen rein klimatologische Begründung uns nicht durchführbar erscheint.

Anogramme Link. (B. VIL. 774 sub Grammitis). Anogramme leptophylla (L.| Link (B. VII. 776). Nobis in distr. Darling in umbrosis vallieuli prope »Swanview« vb- via m. Dec. (D. 1896).

Nothochlaena R. Br. (B. VII. 772).

Nothochlaena vellea R. Br. (B. VIL. 773).

Hane speciem observavimus in distr. Austin pr. Cue in rupestribus subumbrosis m. Jun. (D. 3279).

Nothochlaena distans R. Br. (B. VIL 714).

In distr. Eyre juxta West-River in collibus granitieis observata 1n. Oct. (D. 4844).

Schizaeaceae.

Schizaea fistulosa Lab. (B. VII. 693).

Cujus speciei prius ex Australia occidentali ignotae forma pergracilis a nobis inventa est pr. sinum King George Sound in depressis humoso- arenosis humidis, una cum Restiaceis, Cephaloio, aliis fruct, m. Jan. (D. 2355, E. Pure, Pl. Austr. occ. 291).

Marsiliaceae.

Marsilia Drummondii A. Br. (B. VII. 684).

Nobis non nisi per distr. Irwin obvia, ubi vidimus in vallibus rivorum sola lutoso-argillaceo pr. Mingenew m. Jun. (D. 3089) aique ad Gascoyne River haud procul a Carnarvon fruct. m. Aug. (D. 3723).

Ophioglossaceae.

Ophioglossum lusitanicum Willd. (B. VII. 688 syn.).

Quam speciem a prioribus non collectam tempore recentiore intro- ductam esse suspiceris; nuper enim a compluribus observata. Ipsi vidimus in lutosis herbosis distr. Avon pr. Newcastle m. Aug. (D. 6096), nec non in distr. Irwin pr. Mingenew m. Jul. (D. 3602). Amicus C. ANpREwS se in distr. Austin pr. Cue eandem collegisse nuperrime scripsit.

Lycopodiaceae.

Phylloglossum Drummondii Kze. (B. VH. 672).

In distr. Darling pr. flum. Swan River ad pedes collium in argilla- teis haud infrequens a nobis observatum.

Fragmenta Phytographiae Australiae occidentalis. 61

Lycopodium carolinianum L. (B. VII. 675). Haud procul a sinu King George Sound pr. Marbellup in humosis udis erescit. (D. 2379). Planta rara videtur.

Isoötaceae. Isoétes Drummondii A. Br. (B. VII. 672). Quam speciem vidimus in distr. Eyre pr. Hammersley River in puteis granitieis fr. m. Oct, (D. 4906). Solo glareoso non uliginoso ulitur.

Gymnospermae. Taxaceae. Podocarpus L'Hér. (B. Vl. 246).

Podocarpus besitzt nur eine Art in Westaustralien, die aber von viel- seitigem Interesse ist. Als nahe Verwandte der P. spinulosa R. Br. von Neusüdwales belegt sie charakteristisch die Beziehungen Südwestaustraliens zu den würmeren Teilen der östlichen Abdachung des Kontinentes.

Diese Art beschränkt sich auf die Gebiete reichsten und gleichmäßigsten Niederschlages, von mindestens 90 em pro Jahr. Ihr Areal geht damit nur unwesentlich über das der Ewcalyptus diversicolor heraus, und gerade in den Karri-Waldungen erreicht sie ihre stärkste Verbreitung. Stellen- weise bildet sie mit Acacia nigricans das wichtigste Unterholz dieser Wälder, das auch physiognomisch durch die an Zexcopogon erinnernde Tracht sehr bedeutsam wird. Podocarpus Drouyniana F. v. M. ist. also eine Charakterpflanze des Distr. Warren.

Podocarpus Drouyniana F. v. M. (B. VI. 247).

Distr. Warren indigena a Capel River usque ad sinum Tor-Bay nohis obvia; florentem raro vidimus.

Pinaceae. Callitris Vent. (Frenela Mirb. p. p. B. VI. 234).

. Die geographischen Verhältnisse dieser Gattung in Westaustralien sind @gentümlicher Art. Von den drei Species besitzt die panaustralische C. robusta R. Br. die weiteste Verbreitung auch im Westen. Sie ist nicht gerade wählerisch in ihren Standorten: wir sahen sie auf Granit an der Küste, in der Kalkzone des westlichen Litorales, auf dem Sand des Binnen- landes, auf kiesigen Gerüllfláchen: aber stets in Gemeinschaft mit der für die Eremaea charakteristischen Vegetation. Abgesehen vom Litorale scheint sie daher den Distr. Darling und Warren ganz zu fehlen.

C. Drummondü (Parlat.) F. v. M. und C. Roei (Endl.) F. v. M. sind uns weniger gut bekannt, aber auch sie scheinen Arten von Eremaea-Typus zu Sein. C. Drummondii ist zwar nur aus Distr. Eyre angegeben. Aber das scheint der Saum eines weiter binnenwärts entwickelten Areales zu sein:

62 L. Diels u. E. Pritzel.

bei Esperance-Bay spielt diese Species auf den Dünen des Litoralkalks die- selbe Rolle, die weiter westlich C. robusta zufällt, sonst beobachtet man sie auch an steinig-lehmigen Localitäten, wo die Eremaea-Eucalypten herrschen.

Actinostrobus Miq. (B. VI. 239).

Actinostrobus ist in Westaustralien endemisch und erscheint durch die Reduktion der Ovula fortgeschritten gegenüber Callitris. Seine Verbreitung unterscheidet sich dadurch von Callitris, daß sie in der Süd- west-ltegion ausgedehnter ist und die Eremaea wahrscheinlich nur an den Grenzen berührt. Im Südwesten kommt A. pyramidalis zwar in Alluvien noch zusammen mit Eremaea-Vegetation vor, anderseits bewohnt sie aber vielfach Sandflüchen ohne diese Begleitschaft.

A. acuminatus Parl. begegnete uns im Distr. Darling in echt südwest- licher Umgebung. A. pyramidalis Miq. tritt oft in größerer Masse auf und wird dann durch seinen kegelfórmigen Wuchs in der Physiognomie der Landschaft bedeutungsvoll.

Actinostrobus pyramidalis Miq. (B. VI. 239).

Nunc glauca nunc laete viridis observatur. Quam longe haec species in interiora progrediatur ulterius inquirendum est.

Actinostrobus acuminatus Parl. (B. VI. 250).

Quae species rara in distr. Darling haud longe a Serpentine River in silvis apertissimis arenosis a nobis reperta flor. m. Decemb. (E. Parrzgr. Pi. Austr. occ. 449, D. 1863). `

Angiospermae.

Monocotyledoneae, Potamogetonaceae. Ruppia L. (B. VIL 474).

Ruppia maritima L. (B. VIL. 474).

Vidimus in distr. Irwin pr. Hutt River in puteis granitieis aquam sub nitrosam infestantem (cum Lepilaena australis J. Drumm.) flor. m. Nov. (D. 5699*) atque in distr. Eyre pr. Hammersley River locis simillimis fruct. m. Oct. (D. 4919).

Lepilaena J. Drumm. (B. VH. 179).

Lepilaena australis J. Drumm. (B. VIL. 479).

Specimina carpella fructus matura et dorso et ventre tuberculato- eristata exhibentia coll. in distr. Irwin pr. Hutt River in puteis graniticis Aquam subnitrosam infestantia fruct. m. Nov. (D. 5699). Specimine Drum- mondiano nobis ignoto nescimus an specimina nostra re vera ad L. austra-

lem pertineant; sed cum Operen eodem fere loco illam collegisse. dicatur (Flor. Austr. VIL. 479) verisimile videtur. i

Fragmenta Phylographiae Australiae occidentalis. 63

Scheuchzeriaceae.

Triglochin L. (B. VII. 465).

Verbreitung und Vorkommen: Sämtliche Triglockin-Arten besitzt Westaustralien gemeinsam mit dem Osten. Ihr Vorkommen entspricht den Eigentümlichkeiten der Gattung: teils ausgesprochene Hygrophyten, wohnen sie in Sümpfen oder sogar im Wasser selbst; teils leben sie auf salz- haltigen, von anderer Vegetation gemiedenen Flüchen in geselligen Massen. Auch wo keine Chloride im Boden angehäuft sind, enthalten die Krautformationen auf Lehm und Ton oft Triglochin unter ihren Elementen.

Triglochin ealeitrapa Hook. (B. VU. 467).

Forma pedunculata crescit in distr. Irwin pr. Mingenew in lutoso- arenosis herbosis Flor. m. Jul. (D. 3604).

Triglochin mucronata R. Br. (B. VD, 168).

Per distr. Stirling in nitrosis frequens observatur.

Hydrocharitaceae. Ottelia R. Br. (B. VI. 256).

Ottelia ovalifolia L. C. Rich. (B. VI. 257).

Flores albi basi purpurei; antherae flavae. A nobis in distr. Avon in lacunis flum. Moore Riv. cum Characeis atque Potamogetonibus flor. m. Mart. reperta (D. 2603).

Gramineae.

Verbreitung: Die Grasflora des westlichen Australiens hat wenig eigenartige Züge. Denn selbst in der Eremaea, wo die Familie in ziemlich zahlreichen Formen vorkommt und eine gewisse Rolle als Vegetations- Element spielt, trägt sie völlig panaustralischen Charakter. Nur in der Gattung Stipa sind Ansätze zu eigenartigen Bildungen nachzuweisen.

Die Südwest-Region ist vielleicht das an Gramineen ärmste Gebiet der Erde, wenn man das Verhältnis der Familie zur Gesamtflora in Betracht zieht. Das ist um so auffallender, als mehrere eingeschleppte Grüser trefflich gedeihen und schon weite Verbreitung gewonnen haben. Briza maxima z. B. ist zweifellos hüufiger als irgend eine der indigenen Formen,

Viele der im Südwesten vorkommenden Arten künnen nur als Aus- strahlungen aus der Eremaea gelten, so z, B. Neurachne alopecuroides, Anthistiria ciliata, Stipa elegantissima, S. semibarbata u. a., Dejewria Forsteri, Von den wenigen endemischen Species schließt sich Diplopogon eng an Amphipogon an, das in Westaustralien seine größte Polymorphie erreicht, aber auch im Osten vorkommt. Erwähnt muß noch Tetrarrhena

64 L. Diels u. E. Pritzel,

werden, denn dieses Genus scheint gegenwärtig in der Eremaea zu fehlen und dadurch unter den Gräsern der einzige Repräsentant eines disjuneten Areales im extratropischen Australien zu werden.

Vorkommen: Die Verhreitungs-Angaben kündigen bereits das Wesent- liche über die Lebens-Gewohnheiten der westaustralischen Gramineen an. Die meisten Arten sind Steppen- oder Wüstengräser, die in der Eremaea wührend der [feuchten Zeit eine gewisse Bedeutung für die Scenerie gewinnen. Die allermeisten beschränken sich dabei auf die steinig- lehmigen Bóden; namentlich Stipa findet dort gutes Gedeihen und liefert mehrere charakteristische Beitrüge zur Flora des Binnenlandes. Nur ver- einzelte Arten wagen sich auf sandiges Gelände, wo aber Triraphis rigi- dissima, eine hoch xeromorphe Form, sogar physiognomisch von Wichtig- keit wird.

In den regelmäßig vom Winterregen erreichten Gebieten erobern ge- wisse Annuelle größere Flächen des lehmigen Landes, das sie für einige Wochen mit einem mehr oder minder dichten Rasen überkleiden. Triraphis danthonioides, Koeleria phleoides, Festuca bromoides werden beachtens- wert an solchen Lokalitäten. Weiter küstenwärts in der Südwest-Region schließen sich ihnen noch mehrere Formen an, größtenteils fremden Ursprungs, aber gegenwärtig ganz allgemein anzutreffen. Namentlich setzt Briza maxima in Erstaunen durch die enorme Verbreitung im Südwesten, wo sie zahlreiche Areale in geselligem Massenwuchs occupiert hat.

Der Südwesten birgt in den Wäldern auch einige Schattenpflanzen unter seiner dürftigen Grasflora, z. B. Amphipogon laguroides, Poa ser- peutum, Tetrarrhena laevis. Ausgesprochene Hygrophyten fehlen offenbar, doch sahen wir Amphipogon cygnorum mitunter feuchte Alluvionen auf- suchen.

Als psammophile Strandpfianzen müssen die beiden panaustralischen

Spinifex genannt sein. Im Nordwesten gesellt sich ihnen Pollinia fulva auf den sandigen Dünen bei.

Xerochloa R. Br. (deser. emend.) (B. VII. 504). Auctore O. Starr, Kew.

Spiculae 5—1 in rhachi tenaci spicarum subdisticharum brevium involucro proprio (folio ad vaginam reducto) involueratarum cum pedunculo arliculatarum deciduarum sessiles, 2-florae, protogynae, anthoeciis [»anthoe- ciume == »flosculus« autorum, i. e. flos cum bractea (valva) et. prophyllo {paleai subtendentibus], heteromorphis, inferiore Cj, superiore Q. Glu- mae 2, inferior brevis, tenuissime membranacea, hyalina, A-nervis vel enervis, superior multo longior, tenuiter membranacea, 5— 9-nervis, nervo intermedio et extimis tenuioribus vel evanidis. Anthoecium cj spiculam aequans; Valva oblonga, dorso nervis pluribus in fasciculos duos vitta hyalina interdum angustissima interjecta sejunetos inferne in costas cartila-

Fragmenta Phytographiae Austreliae occidentalis. 65

gineas fusos congestis percursa, marginibus hyalinis. Palea valvam aequans, tota subhyalina, vel inferne vitta media excepta cartilaginea, 9-carinata, dorso ad anthoecium Q recipiendum canaliculato-sulcata, carinis vel tota longitudine tenuibus et dorso tenuiter angusteque alatis vel infra medium incrassato-alatis. Lodiculae 2, hyalinae, minimae, enerves vel 0 (?). Stamina 3; filamenta tenuiter filiformia paleae fere aequilonga; antherae lineares supra medium anthoecii hiantis exsertae. Pistilli rudimentum nulum. Anthoecium Q quam (j' paululo brevius, sub anthesi in paleae anthoecii g! sulco dorsali haerens, subteres: Valva submembranacea, lan- ceolata, subulato-rostrata, ?-nervis. Palea valvae aequilonga et forma structura consimilis, nisi inferne latior et magis abrupte rostrata. Lodi- culae 0. Staminodia 3— 2, capillaria, longitudine varia, interdum minima, rarius apice antherarum loco paulo incrassata. Ovarium ovoideo-oblongum; stylus filiformis, longus; stigmata 2, styli longitudine, laxiuscule plumosa, ex anthoecii rostro tubuloso exserta. Caryopsis valva paleaque paulo induratis inclusa, ellipsoideo-oblonga, subobliqua, styli basi indurata coro- nàía,.a dorso subcompressa; embryotegium ellipticum, magnum; hilum conspicuum, impressum. Gramina perennia, babitu plerumque eximie xerophytico stricto. Foliorum vaginae apertae, arcte con- volutae; ligulae perbreves vel obscurae; laminae involutae vel Subíeretes. Spicae 5—3-nae ad nodos superiores vel summos fasciculatim congestae, foliis subtendentibus magis minusve ad vaginas inflatas (involuera collectiva) redactis involucratae, ordine centrifugali (ab axi fugentes) evolutae, pedunculis eodem ordine decrescentibus, ultimo brevissimo.

Distributio. Species 3 in aridis Australiae borealis et boreali-occi- dentalis, una etiam in litore insulae Javae (prope Samarang) observata.

Clavis et diagnoses specierum.

lIuvolucrum proprium quam spica multoties brevius, ad cupulam hyalinam in pedunculo persistentem redac-

1, X. imberbis R. Br.

quarta parte brevius, multinerve, cum spica de- ciduum.

Spica 2—1-spiculata, praeter rhachin rufo- vel fusco- pilosam glabra, internodium rhachis infimum bre-

eeolatum, plurinerve. . . 222220 9. X. barbata R. Br.

ham tnt 3, X. laniflora Benth. Botanische Jahrbücher. XXXV. Bü. 5

66 L. Diels u. E. Pritzel.

Xerochloa ist eine der wenigen bestimmt umschriebenen Gattungen der Paniceae, deren eigenartige Entwickelung den Anschluß an andere Gattungen schwer erkennen läßt. Die drei bisher bekannten Arten sind scharf von einander geschieden; doch stehen sich X. barbata und X. lamiflora ein- ander näher, als der dritten Art, X. imberbis. Die Ährchen sind in wenig- zähligen Ähren angeordnet. Diese werden am Grunde von einem zu einer scheidenartigen Hülle umgewandelten Blatte umgeben und schließen kurze Zweigchen ab, die in Büschein von 5—3 an den oberen Knoten der Halme und ihrer Äste entspringen und selbst wieder von einer Hülle (Sammelhülle) umschlossen werden, die in ähnlicher Weise wie die Sonderhüllen einem umgewandelten Laubblatt entspricht, nur daß die Umwandlung weniger weit fortgeschritten ist. Die weitestgehende Reduktion zeigen die Sonderhüllen von X. imberbis. Sie sind zu einer kurzen, häutigen, becherförmigen Scheide umgebildet, welche für die entwickelte Ähre offenbar bedeutungslos ist und bei der Ablösung derselben am Ährenstiel zurückbleibt. Die Ent- wickelung der Ähren eines Büschels scheint sich über einen längeren Zeit- raum zu erstrecken, da die Ähren erster Ordnung bereits abgeworfen sind, wenn diejenigen zweiter oder dritter Ordnung blühen oder sich gar noch im Knospenzustand befinden. Ihre Entwickelungsfolge und ihre Stellung, sowie diejenige der zwischen ihnen eingeschalteten dorsalen Vorblätter deuten auf eine gestaute Sichel als den dem Büschel zu Grunde liegenden Verzweigungstypus hin.

Die artbestimmenden Unterschiede treten in den Ähren im Bau der Rhachis, der Glumen und des unteren Teiles der Palea des männlichen Anthoeciums hervor, während die Valva des letzteren und das weibliche (obere) Anthoecium in allen drei Arten sehr gleichartig entwickelt sind.

Merkwürdig ist die Ausbildung der unteren Palea, welche auf der vorderen

Seite das Androecium und in der Furche der Rückseite mehr oder weniger vollständig das weibliche Anthoecium wie in einer Röhre umschließt. Die bei X. barbata und X. laniflora besonders starke Verdickung der Seiten- teile dieser Palea gegen den Grund hin und die verhältnismäßig zarte Struktur der Valva und Palea des eingeschlossenen weiblichen Anthoeciums stehen offenbar im Verhältnis der Korrelation oder besser Kompensation. Eine andere die Gattung charakterisierende Eigentümlichkeit ist die von der oberen Gluma an hervortretende Neigung aller Deckblátter zur Entwickelung

von nur zwei Nerven, Kielen oder (in der Valva des männlichen Anthoe- ciums) Nervenbündeln. In der oberen Gluma kommt diese Tendenz bei

X. imberbis und X. barbata nur insofern zum Ausdruck, als der Mittel- nerv schwächer entwickelt ist als die ihm zunächst liegenden Seitennerven- Inwieweit Druckverhältnisse im Verlauf der Entwickelung dabei eine Rolle

spielen, ließe sich vielleicht an frischem oder entsprechend konserviertem Materiale feststellen.

Fragmenta Phytographiae Australiae occidentalis, 67

Fig. 2. A inforescentia; spica primaria et secuudarie delapsao, iertiaria anthesi peracta invelucrum Proprium partesque superiores spicae cum lana exhibens. J Spica involucro proprio dempto ultra me- dium lana condita. C Spica eadem lana dempta magis amplificata. D Spicula inferior ejusdem spicae partibus hiantibus, lana dempta. £ Glema inferior. F Gluma superior. G Valva en- thoecii $. H Pales anthoecii G$, explanate. J Sectio transversa paleae, X Anthoecium C a palese latere visum. L Valva anthoecii Q. M Palea ejusdem, explanata. X Pistillum fecundstum Cum staminodiis. O Anthoecium (5 cum antheris exsertis. P Pistillum maturum. Q Caryopsiw, embryotegium exhibens. R Caryopsis hilum exhibens. S Rhachis spicae (alius) spienla inferiore dempta. T Infioresconties alius (spica secondaria in statu anthesis) diagramma. Ubigne est c cnlmus, f filamenta, o glama inferior spiculae inferioris, gi’ gluma inferior spiculae superioris, gs glnma superior spiculae inferioris, gs' gluma superior spiculae superioris, ic involuerum collectivum, ép involucrum pro- priuw, p pedunculus, pa pales spiculae inferioris, pa' palea spiculae superioris. pr prophylia, r rhachis spicae, sp spica, spi spiculae, spl. d. spicula inferior, spl. s. spicula superiora, st stemixedis, v valva spi- culae inferioris, e" valvae spiculae superioris. 7, JJ, HI indicant ordinem spicarum et pedunculorum prephyliorumque earum.

Eu

68 L. Diels u. E. Pritzel,

Xerochloa laniflora Benth. (descr. emend.) (B. VII. 502).

Gramen caespitosum, 15--30 em altum, inflorescentiis exceptis glab- rum. Culmi dense fasciculati, erecti vel inferne geniculati et ad nodos radicantes, simplices vel ramosi, rigiduli vel in speciminibus uberioribus (in umbrosis enatis?) subflaccidi, internodiis infrafloralibus 2—4 e vaginis ple- rumque longe exsertis Foliorum vaginae laeves; ligulae brevissimae, hyalinae, truncatae, sericeo- pilosulae; laminae longitudine latitudine admodum variae, lineares longe in apicem acutum altenuatae, marginibus involutis, rarius in speciminibus uberioribus planae et ad 3 mm latae, supra albido- glaucae, infra virides, laevissimae. Inflorescentiae paucae in culmi parte superiore dissitae vel in uberioribus plures versus culmorum ramorumque apices congestae. Involucra collectiva a latere visa elliptico-oblonga, herbacea, pallide viridia vel demum straminea, inferiora et intermedia ligulata et laminas breves gerentia, summa iis destituta, lamina exclusa 19—8 mm longa. Involucra propria multinervia, late albo-marginata, obtusa, superne transverse venulosa, glaberrima. Spicae 12—8 mm longae, plerumque 2-spiculatae, in lana longa densissima ultra medium condita cum involucro proprio deciduae; pedunculus primarius 8—4 mm longus; prophylla ovata, obtusa, quam pedunculi sui paulo longiora, dorso parce lanigera, majora obliqua, 4-carinata vel inaequaliter 2-carinata. Rhachis validiuscula, alternatim profunde excavata, lateribus rugosis foveolatisque ubique copiose lanatis, internodio terminali pugioniformi spiculis superato. Spiculae circiter 6 mm longae. Gluma inferior lineari-spathulata, lanoso-ciliata, uninervis, spiculae dimidium aequans, superior oblonga, scariosa, firmula, 2-nervis, superne lanoso-ciliata, spicula paulo brevior. Anthoecium cj: Valva obovato-oblonga, glabra. Palea obtusa, lateri- bus infra medium admodum incrassatis duris rugulosis dense lanatis. Antherae $ mm longae. Anthoecium Q: Valva paleaque longe subu- lato-tostratae. Staminodia plerumque 2, minuta. Stylus 3 mm longus; stigmata 3 mm longa. Caryopsis ellipsoidea, fusca, 2 mm longa, embryo- tegio late elliptico.

Distributio: Hab. in regione tropica occidentalis: a Roeburne circ.

55 km meridiem versus in solo argillaceo duro fere vegetatione destituto, flor. m. April. (D. 2795!); Ad Sturts Creek, F. Musse)

Gramineae ceterae determinatae atque illustratae sunt a R. PrL.cER. Neurachne R. Br. (B. VII. 507).

Neurachne multiculmis Pilger n. sp.; culmis e basi lignosa numerosis, elatis, tenuibus, basi bulboso-incrassatis, villosis, multinodis, ad nodos parum incrassatis, saepe erecto-ramosis, 50 cm altis; foliis ad culmum numerosis, lamina lineari, plana, longe angustata, acuta, setis nonnullis e tuberculis enatis imprimis margine inspersa, 3—5 em longa et 2—3,5 mm lata, vagina arcta, striata, setis iisdem inspersa, ore albido-barbata, ligulae loco

Fragmenta Phytographiae Australiae occidentalis. 69

corona pilorum mollium; spica terminali exserta, 2—3 em longa, densiflora, internodiis spieulis brevioribus; rhachi pubescente; spiculis brevissime pedi- cellatis, cum pedicello apice parum excavato articulatis, basi barbatis; gluma prima parum a reliquis distante, basin spiculae amplectente, elliptica, apice truncata, dorso medio callo crasso longe barbato instructa, a callo ad basin parte ovali tenuiter membranacea, ceterum papyraceo-coriacea, obscure 7-nervia, 6 mm longa; secunda elliptica dura, obtusata, parte in- feriore marginibus anguste inflexis glumas reliquas amplectente, utroque latere versus marginem a basi usque supra mediam glumam densissime longe patentim hirsuto-villosa, praeterea brevius villosa, 5 mm longa; tertia angustiore, late lanceolata, obtusa, 3- vel 5- nervia, glabra, 4 mm longa; quarta florifera tenuiter papyracea, hyalina, ovata, acutiuscula, tenuiter 3-nervia, & mm longa; palea aequilonga, 2-nervia, ad nervos inflexa; flore hermaphrodito, staminibus 3; stigmatibus 2 elongatis breviter laxe plumosis; lodiculis $ parvis, apice truncatis.

Hab. in distr. Irwin pr. Greenough River juxta viam Mullewensem in fruticetis umbrosis clivorum lutoso-rupestrium flor. m. Sept. (D. 4217).

Neurachne alopecuroides R. Br. (B. VII. 507).

Quam speciem per totam Australiam occidentalem pervulgatam esse apparet. Stationes novae adsunt e. g. Irwin: Geraldton, Eyre: Philipps- River, Grespatch pr. Esperance (D.).

Pollinia Trin. (B. VIL. 524).

Pollinia fulva (R. Br) Benth. (B. VII. 526). Crescit in distr. Austin litorali pr. Carnarvon in dunis litoris arenosis flor. m. Aug. (D. 3677).

Anthistiria L. (B. VIL 541).

Anthistiria membranacea Lindl. var. trichopus Benth. (B. VII. 544]. Hab. in regione tropica a Roeburne meridiem versus in lutosis flor. m. April (D. 2794). Ehrharta Thunb. (B. VH. 550). Ehrharta longiflora Sm. (B. VIL 551).

Quam speciem introduciam in distr. Irwin pr. Champion Bay in lutosis gregariam vidimus flor. m. Sept. (D. 4138].

Stipa L. (B. VIL 564). Stipa elegantissima Lab. (B. VII. 565). Ñ Species per totam Eremaeam in silvis apertis lutosis vulgaris. Stipa teretifolia Steud. (B. VII. 567).

In distr. Eyre pr. Peniup in silvis apertissimis lapidoso-lutosis frequens Üor..m. Oet. (D. 4891)

70 L. Diels u. E. Pritzel.

Stipa Drummondii Steud. (B. VII. 567) vel affinis.

Hab. in distr. Austin pr. Menzies in silvulis apertis arenosis flor. m. Oct. (D. 5477).

Stipa pyenostaehya Benth. (B. VIL. 568) vel affinis.

Hab. in distr. Eyre pr. Philipps-River gregaria in silvis Eucalypti salmonophloiae lutosis flor. m. Oct. (D. 4855).

Stipa arachnopus Pilger n. sp.

Dense caespitosa, innovationibus numerosis, brevibus, foliis rigidis, angustissime convolutis instructis; culmis numerosis e caespite longe exsertis, gracilibus, erectis, paucifoliatis, e vagina suprema elongata ramulum pani- cula terminatum emittentibus, 50 cm circ. altis; foliorum lamina erecta, angustissime involuta, pungenti-acuta, in folio supremo brevissima, ceterum 6—8 cm longa, cum vagina angusta et innovationibus in toto dense bre- vissime albido hispidulo-pilosis potius quam scaberulis, ligula brevi mem- branacea; panicula contracta, cire. ad 20 cm longa; rhachi terete; fasei- culis ramorum paucis (3—4), distantibus, ramis tenuibus erectis, internodia paniculae vix vel non aequantibus, parum divisis, paucispiculatis, scaberulis; spieulis ipsis breviter pedicellatis; glumis vacuis lanceolatis, 3-nerviis, prima apice sub-bidenticulata, e nervo medio scabro breviter producta, 7—8 mm longa, superiore breviore et parum angustiore, apice subdenticulata, 5— 6 mm longa; gluma florifera cum callo acutissimo hirsuto circ. 4 mm longo 4 mm longa, flavescente vel demum brunnescente, dense pilis albido-flaves- centibus adpresse hirsuta; arista bene cum gluma articulata, bigeniculata, parte inferiore torta 45—416 mm longa, scabra vel scabro-hirtula, parte superiore scaberula 48 mun circ. longa.

Hab. in distr. Coolgardie pr. Bullabulling in silvis apertis lapidoso-

lutosis fl. m. Oct. (D. 5954). Species notabilis.

Stipa nobilis Pilger n. sp.

Dense et compacte caespitosa, elata; innovationibus intravaginalibus, paucifoliatis, foliis rigidis erectis, angustissime involutis; culmis compluri- bus, elatis, 60 cm cire. cum panicula altis; foliis ad culmum 4—-5, superiori- bus longe distantibus, vaginis plerumque internodiis longioribus, ex parte Sese tegentibus, vagina suprema 47—19 cm longa; foliorum lamina an- gustissime filiformi-involuta, erecta, rigida, pungenti-acuta, leviter aspera, innovationum nonnunquam pilis brevibus albidis inspersa, ad 20 cm longa; vagina striata collo extus barbata, foliorum superiorum striata, glabra, in- feriorum et innovationum puberula, ligula brevi, truncata, dense apice barbata; panicula basi in vagina folii supremi inclusa, elongata, con- tracta, 47—27 cm longa; ramis verticillatis, erectis plerisque paucispieulatis, nonnullis elongatis, ad 40 cm longis, parum divisis; spiculis angustis, bre- viter pedicellatis vel subsessilibus; glumis vacuis tenuibus, albido-nitentibus, anguste lanceolatis, acuminatis, acutissimis, 3-nerviis, subaequilongis 15—

Fragmenta Phytographiae Australiae occidentalis, 71

47 mm; gluma florifera cum callo basi acuto, 2,5 mm longo 6,5 mm longa, dense adpresse pilis brunneo-aureis brevibus vestita, arista longe patenter albido-plumosa apicem versus glabrescente, facile decidua, infra geniculum parum torta cire. 4 cm longa, supra geniculum reflexa, tenui, 3,5 cm longa.

Hab. in distr. Coolgardie pr. Bronti inter frutices in arenosis fre- quens atque insignis.

Species nova St. hemWpogons affinis differt panicula elongata, arista longiore, gluma pilis brunneo-aureis (non albis) ornata.

Stipa campylachne Nees (B. VII. 569).

Gramen in distr. interioribus in limosis gregarium atque frequens. Habemus ex distr. Avon pr. Wyola (D. 5025), ex distr. Irwin pr. Min- genew cum plantis annuis frequens (D. £264), ex distr. Austin pr. Menzies (D. 5948).

Stipa triehophylla Benth. (B. VII. 570) vel affinis.

Hab. in distr. Coolgardie pr. Coolgardie in apertis arenosis caespites sparsos efformans (D. 1691).

Danthonia DC. (B. VII. 595).

Danthonia semiannularis R. Br. (B. VII. 595). Locis compluribus regionum et litoralium et interiorum nobis obvia.

Avellinia Parlatore.

Avellinia Michelii (Savi) Parlat.

Quam speciem in regionibus Mediterraneis occidentalibus indigenam, cum in BzyrHAw Flora Australiensi non enumerata sit, tempore recentiore in Austreliam introductam esse apparet.

Hab. in distr. Eyre pr. West-River. in lutoso-glareosis gregaria flor. m. Det, 1904 (D. 4899).

Amphipogon R. Br. (B. VII. 597).

Amphipogon debilis R. Br. (B. VII. 597).

Septentrionum versus distr. Darling ingreditur, ubi vidimus pr. Ser- pentine River in silvis apertis arenosis (D. 1860).

Amphipogon strictus R. Br. (B. VII. 597).

Planta in regionibus interioribus Australiae occidentalis latius diffusa videtur,

Habemus eam ex distr. Avon pr. Tammin in arenosis (D. 5065) 9X distr. Eyre pr. West-River in arenosis (D. 4896). Formae aliae in Eremaea haud rarae.

Amphipogon strictus R. Br. var. occidentalis Pilger n. var.

Caespitosa, eulmis caespites superantibus, spicis pauperis, glumis &laberrimis, florifera aristis breviter ciliatis instructa.

Hab. in distr, Austin australi pr. Menzies in fruticetis apertis arenosis (D. 5948); in distr. Coolgardie pr. Bronti in arenosis (D. 5607).

72 L. Diels u. E. Pritzel.

Amphipogon restionaceus Pilger n. nom. Fig. 3 DJ.

Gamelythrum turbinatum Nees in Pl. Reiss. IL. 104.

Amphipogon turbinatus Benth. Fl. Austr. VIL 599 partin, non R. Br.

Descriptio Nzssu aique specimen Paxiss n. 1850 a Nggsio sub Ga- melythro terbinalo Nees hanc speciem novam referunt. A. restionaceus enim, quamvis A. furbinato R. Br. affinis, compluribus rebus facile dis- criminatur (ef. Fig. 3). Planta tota robustior est; foliorum laminae curvatae, interdum pilis longis patentibus albis vestitae; vaginae foliorum praecipue inferiorum + albo-pilosae aique apice barbatae; capitula longiora atque angustior (circ. 2,5 em diamet.) quam illa A. turbinati, quae latiora quam longa inveniuntur; aristae illis A. furbinati longiores. A. restionaceus

e rhizomate longe repente horizontali lanuginosissimo culmos numerosos simplices erectos 25 30 cm altos gignit. I

Hab. in distr. Irwin pr. Greenough River juxta viam Mullewensem in arenosis nudis flor. m. Sept. (D. 4216).

Partes vegetativae speciei novae omnino Gamelythrum denudatum Nees referunt, quod autem in specimine typico unico depauperato capitula glabra praebet. Quamvis igitur utraque species fortasse identicae sint, nomen > Á. denudatum (Nees)« (ineptum) neglexi, dum formas illas easdem esse non liquet neque unquam specimine illo manco confirmari poterit.

Triraphis R. Br. (B. VII. 603).

Triraphis bromoides F. v. M. (B. VII. 604).

Forma sec. descr. typo simillima floribus minoribus diversa hab. in distr. Avon pr. Tammin in fruticetis apertis aridis arenosis fl. Oct. (D. 5085).

Triraphis rigidissima Pilger n. sp. Fig. 4.

Rigidissima, caespites glaucescentes pungentes densissimos rhizomate valde ramificato longe in arena repente formans; rami in caespite valde ramulosi; ramuli breves, strieti, dense foliati, vaginis brevibus pro parte sese tegentibus; foliorum lamina patente vel patentissima, rigidissima, subulata, tereti-involuta apice rigide pungenti-acutata, 2—5 cm longa, glaberrima, vagina perbrevi. marginibus nonnunquam parce, ore dense villosa; ramulis compluribus, caespitis in culmos excrescentibus; culmis elatis paucinodis, tenuibus, glabris, 40 cm circ. altis, internodiis valde elon- gatis, foliis inferioribus folia caespitum simulantibus, superioribus 4—2 lamina valde redacta, vagina internodio breviore; inflorescentia paucispicu- lata longe exserta, 7—9 em longa; rhachi tenui, scaberula; ramis singulis in- ferioribus 2-spiculatis, superioribus spiculis singulis formatis; spiculis (Fig. 4 C) inferioribus longe flexuose, tenuiter, superioribus brevius pedicellatis; spi- cularum floribus fertilibus 4—5, additis superioribus nonnullis rudimen- tariis sterilibus; glumis vacuis Spicula brevioribus, anguste lanceolatis, longe aeuminatis, 5-nerviis, e nervo medio acutis, 40 mm longis, inferiore supe- riorem basi amplectente; gluma florifera (Fig. & EI rigida chartacea, nervo

13

Fragmenta Phytographiae Australiae occidentalis.

Amphipogon twrbinatus Neea. A Capitulum. B Gluma florifers. C Pales et flos, D—J florifera, palea et flos.

on restionaceus Pilger. D Habitus. E Rhizoma. F Capitulum. @, Æ Glumae vacuae. J Gluma

Fig3. A— Amphipo,

74 L. Diels u. E. Pritzel.

medio complicata, elliptica, intus, marginibus et dorso medio pubescente, in aristas tres basi dilatatas planas, scaberulas apice exeunte, arista media parum longiore quam laterales, 414—412 mm longa, gluma cum aristis 14— 47 mm longa; palea lanceolata, dorso breviter pubescente, 6 mm longa,

Fig. 4. Triraphis rigidissima Pilger. A Habitus. B Spieula t. C Spicula 2}. D Palea et flos, Æ Gluma florifera.

2-carinata, marginibus breviter inflexis; ovario cylindraceo, stylis 2 ad basin separatis, stigmatibus dense plumosis; lodiculis 2 cuneatis.

Hab. in distr. Austin australi pr. Menzies in fruticetis apertis arenosis fl. Oct. (D. 5475).

Species nova ad T. bromoidem F. v. M. spectans, habitu, foliis brevioribus, patentibus, panicula depauperata, glumis floriferis brevius pilosis distincta,

Triodia danthonioides F. v. M. (B. VIL. 604).

Hab. in distr. Irwin pr. Mingenew in arenosis fruticulosis frequens flor. m. Sept. (D. 4266).

Fragmenta Phytographiae Australiae occidentalis, 75

Sporobolus R. Br. (B. VIL 620).

Sporobolus indicus R. Br. (B. VIL. 622).

Hab. in distr. Austin litorali pr. Carnarvon in lutoso-arenosis flor. m. Aug. (D. 3709).

Eriachne R. Br. (B. VII. 626).

Eriachne aristidea F. v. M. (B. VII. 629). Hab. in distr. Austin litorali pr. Carnarvon in lutosis subnitrosis frequens flor. m. Aug. (D. 3658).

Eriachne inermis Pilger n. sp.

Culmis et innovationibus e basi crassa lignosa, sericeo-pilosa numerosis, omnibus strictis, erectis; eulmis teretibus, tenuibus, satis elatis, 40 cm circ. altis, Æ erecto-ramosis; foliis ad culmos aequaliter distantibus, apicem culmi versus vix decrescentibus, vaginis internodiis brevioribus; foliis lamina perbrevi, patentissima, angustissime setaceo-involuta 12—25 mm longa, basi saepe setis nonnullis albidis inspersa, vagina arcte adpressa, imprimis foliorum inferiorum saepe setulis e tuberculis enascentibus = inspersa, ligulae loco corona pilorum strietorum brevium; panicula paupera brevi, 4—5 cm longa, ramulis inferioribus circ. binis, 2—4 floris, brevibus, tenui- bus, flexuosis, Superioribus singulis 2—1-floris, pedicellis spicularum longis, apice elavato-incrassatis; ramulis et pedicellis scaberulis; spiculis 2-Noris; glumis vacuis ovatis, glabris, multinerviis, acutis, 5—6 mm longis; gluma florifera longe hirsuto-villosa lanceolato-ovata, 5- vel 7-nervia, acuta vel e Dérvo medio breviter setaceo-acutata 5,5 mm longa; palea dorso aequaliter villosa, apice breviter bifida, aequilonga.

Hab. in regione tropica pr. Cossack in schistosis lutosis flor. m. April. (D. 2937).

Species nova affinis E. seleranthoidi atque E. mueronatae differt glumis majoribus, foliis distantibus rigidis brevibus.

Eriachne nana Pilger n. sp.

Dense caespitosa, eulmis numerosis brevibus caespites vix vel parum excedentibus atque innovationibus numerosis in caespitem humilem unitis; Innovationibus strictis erectis, ad basin eulmorum longe villosam fasciculato- congestis foliis nonnullis instructis; foliorum lamina angustissime selaceo- convoluta, pungente, glabra, ad circ. 5 em longa, vagina brevi, adpressa; culmis fertilibus parvis 5—9 cm altis, saepe Æ geniculatis, paucinodis, nodis brunneis, longe barbatis; foliorum lamina angustissima, involuta, circ, 4,5—2 em longa, vagina laxa, quam internodium breviore vel longiore; inflorescentia paucispiculata, ovata, spiculis inferioribus binis, superioribus ad rhachin brevem singulis, breviter, inferioribus longiuscule pedicellatis; Spiculis 2-floris, glumis vacuis ovatis, subobtusis, multinerviis, 6—7 mm longis; gluma florifera lanceolata, subacuta, prominenter crasse T-nervia,

76 L. Diels u. E. Pritzel,

dorso parte inferiore tantum longe hirsuto-villosa, 7 mm longa, palea 2- carinata, dorso parte inferiore hirsuto-villosa. E. ovata Nees var. nana Sp. Moore in Journ. Linn. Soc. XXXIV. 229? Hab. in distr. Coolgardie pr. Bullabulling in silvis apertis lapidoso-

lutosis fruct. m. Oct. (D. 5949).

Ab E. Preissiana differt habitu, inflorescentia pauciflora; glumis latioribus obtusis, gluma florifera parte inferiore longe hirsuto-villosa. Æ. ovata Nees in Hook. Lond. Journ. Bot. Il. 446 quacum DBENTHAM Fl. Austr. VIL 630 E. Preissianam conjunxit e descriptione nimis brevi non certe intelligi potest; sed spiculo unico e herbario Neesiano museo Berolinensi communicato examinato eam ab E. Preissiana abhorrere persuasum habeo. Quae cum ita sint, species 3 in Australia occidentali indigenae atque arclius affines nobis accipiendas esse videtur.

Aira L. (B. VIL. 584). Aira caryophyllea L. (B. VII. 585). Introducta in distr. Darling pr. Perth in locis subumbrosis silvaticis arenosis haud raro (D. 45703, 4504) nec non in distr. Stirling ad riv. Kalgan in graminosis glareoso-arenosis (D. 4974).

Koeleria Pers. (B. VII. 639).

Koeleria phleoides Pers. (B. VII. 639). Ex Australia occidentali nondum commemorata, fortasse autem introducta.

Vidimus in distr. Stirling pr. Pallinup River in eucalyptetis lutosis una cum Festuca bromoidi flor. m. Oct. (D. 4708).

Eragrostis Beauv. (B. VII. 644).

Eragrostis Dielsii Pilger n. sp.

Humilis, glabra, culmis numerosis, undique versis, solo accumbentibus, cire. 40—45 cm longis, nonnunquam e vaginis breviter florifero-ramosis; foliis satis distantibus, vaginis quam internodia brevioribus; foliorum lamina patente, anguste lineari, + convoluta, striata, circ. 2—3,5 cm, rarius ad 51/2 cm longa, vagina adpressa, striata, ligulae loco corona pilorum brevium albidorum, mollium; inflorescentia terminali pro culmo magna, e fasciculis compluribus Spicularum satis distantibus composita; spiculis in fasciculo i.e. ramo paniculae valde abbreviato ad axim perbrevem 9—-9, sessilibus, anguste subeylindraceis, apicem versus angustatis, + faleatis, cire. 4,5— 2 cm longis, glumis dense imbricatis; glumis vacuis a floriferis parum diversis ovatis; gluma florifera late ovata, violaceo-tineta, obtusa, 2— 2,5 mm longa nervis 3 prominentibus, viridibus, palea breviore, rotundato- elliptica, hyalina, nervis 9 nonnisi basin versus parum conspicuis.

Hab. in distr. Austin litorali pr. Carnarvon in solo arenoso-argilloso flor. m. Aug. (D. 3635).

Eragrostis Dielsii Pilger var. Pritzelii Pilger n. var. (= E. Pritzelii Pilger in Dese, Pl. Austr. occ. exsice. n. 819).

Fragmenta Phytographiae Australiae occidentalis. 77

Dense caespitosa; fasciculi spicularum ad spiculam unicam vel ad paria redacti; spieulae purpurascentes, latiores et magis compressae quam in typo. Hab. in distr. Avon pr. Wyola in apertis subnitrosis (E. PnrrzsL Pl. Austr. oce. n. 819).

E. Dielsii in Australia latius divulgata (ex N. S. Wales, Victoria specimina mihi nota sunt) eadem species est, quae in Benth. Fl. Austr. VII, 649 sub nomine E. falcata descripta est. Sed E. falcata Gaud. secus Specimen Herb. Berol. diversa esi: E. faleaía Gaud., quae panicula valde ramosa, ramis tenuibus ramulosis instructa, spiculis pedicellatis, angu- stissimis, parum falcatis, nervis, glumarum floriferarum haud promi- nenlibus insignis est, in Fl. Austr. L c. sub nomine E lacunaria F. v. M. describitur.

Itaque synonymiam specierum rursus exponere liceat:

1. E. falcata Gaud. = E. lacunaria F. v. M. ex Benth. Fl. Austr. VIL. 649. 2. E. Dielsii Pilger E. falcata Benth. in Fl. Austr. VII. 649 non Gaud.

Briza L. (B. VII. 659). Briza minor L. (B. VII. 660). Introducta in distr. Avon pr. Beverley in iutosis herbosis (D. 6004). Briza maxima L. (B. VIL. 660). Nune per tractus amplos Australiae occidentalis et litorales et interiores valde distributa atque multis locis gregaria.

Bromus L. (B. VIL 660).

Bromus arenarius Lab. (B. VIE 664). In distr. Austin litorali pr. Carnarvon in lutoso-arenosis pervulgatum vidimus fl. m. Aug. (D. 3616).

Festuca L. (B. VII. 662).

Festuca bromoides L. (B. VIH. 663).

Hab. in distr. Irwin pr. Mingenew in acacietis lutosis herbosis vul- garis et gregaria fl. m. Sept. (D. 4267); in distr. Eyre pr. Jacup Creek IN eucalyptetis apertis lapidoso-lutosis (D. 4936).

Festuca rigida Mert. et Koch (B. VII. 664).

Quam speciem nunc etiam in Australiam occidentalem introduclam constat, Vidimus in distr. Darling pr. Fremantle in arenosis aridis (D. 1505).

Cyperaceae.

Verbreitung: Die Cyperaceen Westaustraliens sind nach Verbreitung und genetischen Beziehungen sicherlich noch zu unvollkommen bekannt, als daB sich heute schon viel Allgemeingültiges darüber sagen ließe. Einzelne interessantere Fälle werden bei den betreffenden Gattungen zu erwähnen sein. Da von den früheren Sammlern offenbar mancherlei übersehen ist, so

78 L. Diels u, E. Pritzel,

möchten wir die Cyperaceen in erster Linie den in Westaustralien ansässigen Botanikern empfehlen. Uns selbst erlaubte die Kürze unseres Aufenthaltes leider nicht, der Familie diejenige specielle Aufmerksamkeit zu widmen, die ihre erfolgreiche Berücksichtigung erfordert und die sie in Westaustralien besonders verdient hätte.

Den größten Teil des von uns gesammelten Materiales hat der hervor- ragende Kenner der Gruppe, C. B. Crargz, M. A., F. R.S. etc. bearbeitet. Wir wiederholen ihm dafür unseren besten Dank. Mit seiner Erlaubnis lassen wir die kurze Würdigung folgen, mit der er die von ihm geprüfte Collection begleitet hat:

>The selected Cyperaceae collected by Dr. Diets in West Australia, in- clude several species of great interest. The Genus Chrysithrix Linn., of which 3 species are hitherto known, grows near Cape Town, and no where else; Dr. Dıeıs has collected a 4h species in West Australia, certainly of this genus, but decisively distinct as a species. Similarly the genus, Tetraria Beauv., of which 33 species are hitherto known, is confined to South Africa; Drs. Dırıs and PnrrzEL have collected a species in West Australis, belonging to the typical strongly-marked section Eu-Tetraria, but decisively distinct as a species. No genus of Cyperaceae, confined as at present known to South Africa, could be mentioned which would be imagined less likely to occur in West Australia. In neither case is the species one known in Africa so that the plants have not been carried by miners or Others from one Continent to the other. There are numerous similar instances known before, as in the Genera Resto and Leptocarpus, and on a broader scale in the order Proteaceae, which shew a particular connexion between the Floras of South Africa and Australia. Dr. Dırıs has collected Several other new species; notably a species of Carpha allied to the remar- kable Carpha deusta of R. Br.«

Vorkommen: Die Cyperaceen des Gebietes beteiligen sich an den meisten Formationen des Südwestens; nur auf den Sandebenen des Inneren scheinen sie gering entwickelt und durch eigenartige Typen, z. B. Caustis vertreten. In der Eremaea spielen sie überhaupt eine höchst geringfügige Rolle.

Die streng hygrophilen Arten sind uns nur mangelhaft bekannt ge worden. Cladium arthrophyllum ist eine typische Seeufer-Pflanze des Swan-Gebietes. Unter der annuellen Zwerg-Vegetation am Rande vergäng- licher Teiche und Wassermulden treten Arten der Gattungen Cyperus, Seirpus, Chorisandra hervor; an gewissen feinkiesigen Stellen auch Schoenus- Arten zusammen mit Centrolepidaceen.

Die schattigeren Waldungen der südwestlichsten Distrikte scheinen arm an Cyperaceen zu sein. Dagegen bilden sie in den lichteren Beständen auf Sand, die durch Jarra und Casuarina charakterisiert sind, stellenweise ein nicht unwesentliches Element des Unterwuchses. Kräftige Arten von Gaknið

Fragmenta Phytographiae Australiae occidentalis. 79

Cyathochaele, Tetraria, Tetrariopsis und vor allem die physiognomisch recht auffallende Gattung Mesomelaena mischen sich dort reichlich unter das niedrige Gesträuch des Unterholzes, ohne jedoch jemals zu geschlossenem Bestand zusammenzutreten.

Charakteristisch für die Dünen der Küste sind Lepidosperma gladiatum und Scirpus nodosus Rottb., beides ja in ganz Australien gewöhnliche Er- Scheinungen an sandigen Litoralen.

Zu wirklichen Beständen von eigenartiger Schönheit verdichtet sich Evandra aristata R. Br. auf versumpften Böden der Südküste. Die nahezu lif, m hohen Haime mit graziös gebauten Rispen stehen oft in gedrängter Fülle nebeneinander. Fast überall begleitet Beaufortia sparsa diese Be- stände und ihre Blüten leihen ihnen leuchtende Zierde mit prächtigem Hochrot.

Cyperaceae plurimae determinatae atque illustratae sunt a cl. C. B. Cranze.

Cyperus L. (B. VIL. 253). Cyperus tenellus L. J. (B. VII. 265). In distr. Darling in humosis arenosis humidis socialis atque haud in- frequens observatur.

Heleocharis R. Br. (B. VIL 290). Heleocharis Dietrichiana Boeck. (B. VIL. 295). Hab. in distr. Austin litorali, ubi pr. sinum Sharks-Bay juxta Car-

narvon alveum limosum humidum una cum Marsilia Drummondi omnino explet (D. 3726).

Scirpus L. (B. VII. 322). Seirpus cyperoides (R. Br.) Spreng. (B. VII. 326). In distr. Darling ad regionem quam vocant Darling Range progreditur, ubi pr. Byfields Mill collegimus in argillaceo-arenosis humidis rivuli siccati flor. m. Decembr. (D. 2546).

Scirpus antarcticus L. Haud procul a King George Sound una cum Centrolepidaceis in arenoso-humosis observatur flor. m. Sept. (D. 4891).

Schoenus L. (B. VII. 352).

Schoenus fuscescens C. B. Clarke n. sp.

Spiculis 3—4, 16 mm longis, pallide fusce bruneis, carina (imo glu- marum superiorum) in mucrone excurrente; antheris 6—7 mm longis, mucronatis, suheristatis; ceteroquin ut Sch. pedicellatus Poir.

Hab. in distr. Darling haud proeul ab urbe Perth austro-oceidentem versus trans Swan River in arenosis flor. m. Novemb. (D. 16419").

Schoenus pedicellatus Benth! Flor. Austral. VII. p. 369 est = Sch. pedi- elatus Poiret Encycl. Suppl. v. 2 [1844] p. 251. Das 4649 est =

80 L. Diels u. E. Pritzel.

Drummonp n. 944 (in Swan River lectus) a manu Bzwrmamr »Schoenus pedicellatus Benth.« inseriptus; mihi ab omnibus exemplis Schoens pedi- cellati Poiret diversus. In Sch. pedicellato Poiret, spiculae sunt (saepissime) numerosae, nigrae, quam in Sch. fuscescente minores (C. B. CLARKE).

Schoenus eapitatus (Nees) F. v. M. (Sch. subbwlbosus Benth. B. VII. 358).

Hab. in distr. Darling pr. Collie in apertis arenosis flor. m. Jan. (D. 2476).

Sehoenus barbatus Boeck. (B. VIL 360).

Septentrionem versus distr. Darling pervadit, ubi pr. riv. Serpentine in arenosis collegit E. PrirzeL (Pl. Auct. occ. 424).

Schoenus brevisetis (R. Br.) Benth. (B. VII. 360).

Eodem modo in distr. Darling nobis obvia: Hab. haud procul a rivo Serpentine in silvis apertis arenosis flor. m. Dec. (D. 4859).

Schoenus sesquispicula C. B. Clarke n. sp.

Culmo 6—9 cm longo, ?—1 spiculas in capite gerente, spiculis 8 mm longis, compressis, lucide castaneo-bruneis; glumis distichis, 3— & inferio- ribus vacuis, 2—3 nucigeris in carina scabro-pilosis; setis 0; stylo longo, ramis 3 subvillosis. .

Rhizoma durum, ligneum. Culmi teretes, rigidi, curvati, nudi, papil- loso-scabri. Vaginae inferiores sublucide bruneae; folium in summa vagina A cm longum, setiforme rigidum. Bractea ima erecta, rigida, 5—42 mm longa, glumae vacuae fertilibus compressis multo breviores.

Hab. in distr. Stirling ad montium pedem borealem in apertis gla- reosis passim gregaria flor. m. Oct. (D. 4659).

Planta Schoeno nitenti Poiret prima facie similis, ob spiculas majores compressas, glumas distichas, setas nullas differt. :

Schoenus unispieulatus F. v. M. (B. VII. 365).

In distr. Irwin haud procul a colle White Peak in lutoso-glareosis nudis collectus flor. m. Sept. (D. 6063).

Sehoenus bifldus Boeck. (B. VII. 373).

Distr. Avon ingreditur, ubi eum ad Moore River pr. Mogumber in apertis fruticulosis vidimus flor. m. Aug. (D. 4285).

Schoenus odontocarpus F. v. M. (B. VII. 374).

Orientem versus in distr. Eyre progreditur ad Hammersley River pr. lacunae margines graniticos uliginosos flor. m. Oct. (D. 4918).

Schoenus fluitans Hook. f. (B. VII. 376).

Mab. in distr. Eyre ad Hammersley River pr. lacunae margines grani- ticos uliginosos flor. m. Oct. (D. 4910).

Tetraria P. Beauv.

4 Tetraria (En-Tetraria) australiensis C. B. Clarke n. sp. Fig. 5 —Q.

Fragmenta Phytographiae Australiae occidentalis. 81

Gulmo 9 cm longo, per totam longitudinem distanter foliigero; foliis usque ad 18 cm longis; panicula lineari, polystachya; antheris perlonge eristatis, stylo-basi non dilatata; ceteroquin ut T. Thuarüi Beauv.

Glabra. Rhizoma ligneum. Culmus rectus, cylindricus, durus, striatus; vaginae inferiores striatae, nigro-brunneae, integrae. Folia cylindrico-vagi- nata, 5—6 mm lata, dura, viridia, multistriata. Panicula 25 cm longa, 15 mm lata, fusce pallide rosea; bracteae vaginantes, ramis erectis breviores. Spiculae 4 cm longae, compressae, 9-florae. Glumae distichae, vix mucro- natae, 3 inferiores vacuae. Flores 2 similes; pistillum et saepe stamina in inferiore effetum, in superiore fertile; uterque flos hexander. Nux rotundo- ellipsoidea laevis (non matura].

Hab. in distr. Darling pr. Serpentine Riv. in silvis apertis arenosis

subhumosis flor. m. Decembr. (E. Prırzeı Plant. Austr. occ. 438; D. 4879).

Genus Tetraria (82 species) antehac in Africa Australi tantum nota. Sectio Eu- Tetraria a Ders n. 4879 nuce ob stylobasin dilatatam persistenter conico-rostrata praecipue differt (C. B. CLARKE).

Tetrariopsis C. B. Clarke.

Tetrariopsis oetandra (Nees) C. B. Clarke (B. VIL 377 sub Ely- manthus Nees).

Praeter locos a BeNrHAMIO enumeratos in distr. Darling haud infrequens observatur.

Carpha R. Br. p. (B. VII. 384).

Carpha graciliceps C. B. Clarke n. sp.

Culmo 5—6 dm longo, tereti, praeter basin enodoso; capite 4, termi- nali, 2 cm longo, 9 mm lato, a bracteis 2 circumcluso, paucifloro; bractea inferiore erecta, glauco-plumbea, aristata; setis perlongis linearibus, in parte inferiore nudis, in parte superiore cylindrieis, paullo incrassatis, scabris.

Rhizoma rigidum, lentum. Vaginae inferiores lucide castaneo-bruneae. Folia in vaginis superioribus viridia, 4—4 cm longa, rigida, perangusta. Bracten inferior (arista inclusa) 3— £ cm longa; bractea superior eonsimilis minor. Flores juveniles iis Carphae deustae R. Br. similes.

Hab. pr. fretum King George Sound in arenosis subhumosis humidis flor. m. Mart. (D. 20941). Species C. deustae R. Br. affinis, vix similis (C. B. Cuanke).

Lepidosperma Lab. (B. VII. 384).

Lepidosperma angustatum R. Br. (B. VIL. 394 exel. synon). —— Quae species a nobis observata est compluribus locis distr. Darling, Cum in arenosis haud procul a dumis litoralibus (E. Parrze Pl. Austr.

oce. 267) tum per silvas apertas arenosas Eucalypti marginatae (D. 1482, 1655, 1799). `

Botanische Jahrbücher. IXXV. Ba. $

82 L. Diels u. E. Pritzel. :

Lepidosperma squamatum Lab. (B. VII. 391).

Species a priori distinguenda haud procul a freto King George Sound in arenosis humidis reperitur flor. m. April. (D. 2718).

Lepidosperma laterale R. Br. (B. VII. 393). `

Speciei adhuc ex Australia occidentali ignotae forma caulibus mirabi- liter flexuosis insignis in distr. Eyre regionibus orientalibus observatur: pr. Esperance Bay in arenosis nudis (D. 5903); pr. Israelite Bay (Bnooxz!).

Cladium R. Br. (B. VII. 400).

Cladium capillaceum C. B. Clarke. Hab. in regione King George Sound una cum Cephaloto in humoso- arenosis humidis flor. m. Mart. (D. 2685).

Chrysithrix L. Verbreitung: Bisher ist diese Gattung nur vom südwestlichen Kap- lend bekannt gewesen.

Chrysithrix distigmatosa C. B. Clarke n. sp. Fig. 5 A—F. Capite viridi, stylo 2-fido; ceteroquin fere ut Ch. junciformis Nees.

> E 4 A: # F C P Di K L

Fig. 5. A—FP Chrysithriz distigmatosa C. B. Clarke. A Culmi floriferi pars superior.

B—D Bracteae et glumae. E Gluma mascula etstamen. F Gynseceum, G—Q

Tetraria australiensis C. B. Clarke. G Pars paniculae, H Spicula, J—M Glumae. N Flos superior. O Stamen. P Gynaeceum {pistillum). Q Flos inferior.

Fragmenta Phytographiae Australiae occidentalis. 83

Glabra. Rhizoma crassum, obliquum, radicibus longis crassis. Culmi approximati, 3—5 dm longi, teretes, robustiores, subaphylli, basi vaginati, glauei. Caput terminale, e 3—1 spicis sessilibus formatum; bracteae 2, inaequales, lineari-lanceolatae, compressae, virides, ima 3—5 cm longa. Spica 2 cm longa; bractea ima 22 mm longa, multistriata, oblonga, apice triangularis, stramineo-viridis, herbacea. Flores masculi 10—25; glumae masculae 4-andrae, 7—9 mm longae, lineares, scariosae, Ä-nerviae, circa stamen convolutae. Antherae 6 mm longae, appendice lineari longo scabrido. Styli pars indivisa 7 mm longa; rami 2, 8 mm longi, teretes, rubrobrunnei, undique scabro-stigmatosi.

Hab. in distr. Irwin pr. Greenough Riv. juxta pontem Mullewensem in arenosis nudis aridis flor. m. Jul. (D. n. 33071).

Carex L. (B. VII. 435).

Carex inversa R. Br. (B. VII. 438).

Hab. in distr. Darling ad Swan Hiver pr. Guildford in humidis her- bosis lutoso-arenosis flor. m. Novemb. (D. 5494).

Carex tereticaulis R. Br. (B. VII. 444).

Hab. in distr. Darling una eum praecedente, ubi v. cl. ANpRgws duce eam collegimus flor. m. Novemb. (D. 5490).

Carex psendo-cyperus L. (B. VIL. 449).

In distr. Darling rivulum pr. Gingin fluentem adornat flor. m. Nov. (D. 1948),

Restionaceae.

Verbreitung: Die Reichhaltigkeit der westaustralischen Restionaceen- Flora ergibt sich aus der großen Anzahl endemischer Formen und der vollständigen Vertretung sämtlicher in Australien heimischer Gattungen. Die von den Autoren als primäre Untergruppe der ganzen Familie be- trachteten Diplantherae ist auf Westaustralien und zwar auf die Südwest- region endemisch beschränkt und zerfällt in drei miteinander nur entfernter verwandte Gattungen. Dieser kleinen Zahl von Formen tritt der ganze Rest der Familie mit ihrer so weit über die Erde zerstreuten Verbreitung gegenüber.

. Die Beziehungen zu Ostaustralien sind durch auffallende negative Eigenschaften des Ostens bezeichnet. Namentlich gehen ihm die inter- @ssanten xerophilen Typen des Südwestens vollkommen ab. Was gemein- sam ist zwischen Ost und West, beweist in seiner Gesamtheit wiederum die häufige Disjunktion der australischen Areale durch die Eremaea. Die verwandtschaftliche Näherung zwischen östlichen und westlichen Arten ist bei den hygrophilen Formen ziemlich bedeutend; Leptocarpus tenax z. B. st spezifisch identisch hüben und drüben.

In Westaustralien selbst ergeben die gegenwärtig vorliegenden 6*

84 L. Diels u. E. Pritzel.

Nachweise ein bedeutendes Mehr des Restionaceen-Bestandes für die beiden Bezirke Darling und Warren, d, h. die Gebiete zwischen King George Sound und Swan River. Doch erscheint es uns zweifellos, daB weitere aufmerk- same Untersuchungen dieses Übergewicht erheblich verringern und ein be- deutendes Gleichmaß in der ganzen Südwestregion herstellen wird. Die klimatischen Eigenheiten der inneren und nördlichen Distrikte bedingen zwar zweifellos eine Beeinträchtigung der Restionaceen im Hinblick auf ihre physiognomische Wichtigkeit. Ob sie aber auch zum absoluten Ausschluß so vieler Spezies ausreichen, das kann erst die Zukunft lehren.

Vorläufig müssen wir uns damit begnügen, daß in Avon, Irwin und Eyre viel weniger, nur !/,—1/, soviel Spezies bekannt sind, als in den Walddistrikten. Aber schon heute trägt viel zur Ausgleichung dieses Miß- verhältnisses die systematische Wesenheit der Elemente bei. Daß jene drei trockneren, ärmeren Gebiete so eigentümliche Typen wie Eedeiocolea und

Lepidobolus recht eigentlich entfaltet haben, entschädigt sie für manches, was ihrer Restionaceen-Flora abgeht.

Vorkommen: Die Lebensbedingungen der westaustralischen Restio- naceen gestalten sich sehr mannigfach. Nur auf den Lehmböden der Ere- maea und der westlich angrenzenden Übergangs-Zonen scheinen sie zu fehlen. An allen übrigen Formationen nehmen sie Anteil. Die Mehrzahl der Arten

zieht feuchte Standorte vor; ihre größere Verbreitung im Süden ist ein Ausdruck dieser Tendenz. I

Besonders charakteristisch werden die Restionaceen auf den ebenen Alluvialflächen, deren mehr oder minder mit Ton oder Lehm ge: mengter humusarmer Boden in der Regenzeit durchnäßt ist. An solchen Stellen bleibt nahe der Südküste mitunter auch im Sommer eine mäßige Durchfeuchtung erhalten, in anderen Jahren aber kommt es zu ebenso starker Austrocknung der Standorte, wie sie weiter nördlich (gegen den Swan River hin) alljährlich eintreten muß. Trotzdem ist die Restionaceen- flora solcher Alluvionen überall gleichartig und reichhaltig. Die höchst- wüchsigen Arten der Familie leben dort; in großen starren Büschelrasen wachsend, die stets durch kahle Zwischenräume voneinander getrennt sind, bilden ihre Bestände ein eigentümliches Formationsbild, das im Südwesten überall an geeigneten Stellen wiederkehrt. Fast alle Zepyrodia, die

meisten hohen Leptocarpus, Chaetanthus und mehrere Restio tragen zu dieser Alluvionen-Flora bei.

Nasse Niederungen mit humusreichem Sumpfboden bergen vielfach andere Restionaceen: Dielsia ist da zu finden, Lepyrodia Muirü, Anarthria- Formen, Loxocarpa pubescens u. a., auch Hypolaena graeillima, die am

` King George Sound unentwirrbare Dickichte bildet.

. Die feinere Abstufung der Feuchtigkeit reguliert die Restionaceen-Flore jenes heideartigen humosen Sandbodens, der in Südafrika so viele Arten

Fragmenta Phytograpbiae Australiae occidentalis, 85

der Familie birgt. Er giebt auch in Westaustralien zahlreichen Spezies die Unterlage. Anarthria, Hypolaena, Loxocarpa, Lepyrodia liefern Bei- träge an solehen Plätzen. Die trockneren Abtönungen dieses Bodens kenn- zeichnen sich durch eigene Typen, wie auch der kiesige Konglomerat des Jarra-Gebietes von einigen Anarthria-Spezies und Lorocarpa pubescens be- vorzugt scheint. Recht trockene Örtlichkeiten, die allerdings nicht selten durch leichte Beschattung wohnlicher werden, sieht man oft von Lyginia barbata eingenommen, die im ganzen Südwesten so hüufig vorkommt.

In den Sandgegenden der trockneren Distrikte entwickelt sich auf dürren Bóden eine ganz eigenartige Restionaceen-Flora. Ihr gehüren gewisse Restio-Arten an, ferner Hypolaena exsulca, Anarthria polyphylla, dann aber vor allem Eedeiocolea und Lepidobolus. Mit Lepidobolus dringt die Familie bis in die Niederschlags-Zone von nur 20 cm vor. In Südafrika erreicht die Familie nicht annähernd so extreme Trockengebiete. Die Be- siedelung sehr regenarmer Gegenden ist überhaupt bei der west- australischen Restionaceen-Flora ein beachtenswerter Zug, um so mehr, als gerade unter diesen stark xerophil veranlagten Typen systematisch sehr selbständige Formen (Lepidobolus, Eedeiocolea) sich befinden.

So weit unsere Beobachtungen reichen, gehören die Restionaceen zu den saizfeindlichen Gruppen. Wo immer in den Alluvionen sich An- zeichen einer Chlorid-Anreicherung verrieten, waren die Restionaceen ab-

wesend. Das verdient Beachtung, weil die Centrolepidaceae nicht so salz- scheu sind.

Restionaceae determinatae atque illustratae sunt a el. E. Gite. Formarum novarum descriptiones uberiores ab eodem postea edentur.

Lyginia R. Br. (B. VII. 210). Lyginia barbata R. Br. (B. VII. 210). Orientem versus, ut cl. F. v. Mët praedixerat (Fragm. VIE. 79), ad Sinum Esperance Bay extendit, ubi ipse eam vigentem vidi (piens).

Ecdeiocolea F. v.M. (B. VII. 211). Cf. Fig. 6 M—R.

Ecdeiocolea monostaehya Fr. M. (B. VII. 211).

. Spicam flores et gf et © continentem in planta viva vidimus. Genus igitur monoicum esse jam Bextaam (Fl Austr. VIL 244) recte cognoverat. Deseriptioni nonnulla sunt addenda: stamina {et staminodia) saepissime {an Semper?) 4; filamenta demum perianthium subaequantia tenuia, Antherae pendulae pallide sulphureae; styli albi. Fructus ulterius inquirendus. Caules 4—4,5 m alt., glauci, caespitosi.

Hab. in distr. Avon et Irwin a Moore River [pr. Dandaragan (D.)] ad Murchison River e. g. pr. Mingenew in arenosis fl. m. Jul. exeunte (p. 3592) et Greenough River in fruticetis arenosis vel arenoso- lutosis frequens atque gregaria (E. Prırzeı Pl. Austr. occ. 644, D. 4498).

86 L. Diels u. E. Pritzel.

Gilg. A Habitus. B Spicnla jj. C Flos &. C' Stamen, D Boeing

F Segmentum interius. @ Spienla Q. H Flos Q. J Bractes. K Pe

rianthii segments. Z d. . M--R Ecdeiocolea monostachya Y. v. M. M Culmi foriferi pars

superior. N Flos $ jnvenilis, O idem segmento antico dempto apertus. P Stamina. Q Flos Q aäultus R Gynaeceum ae staminodia,

Fragmenta Phytographiae Australiae occidentalis. 87

Anarthria R. Br. (B. VII. 211).

Anarthria laevis R. Br. (B. VII. 212).

Quae species septentrionem versus in distr. Stirling pr. Cranbrook in arenoso-lutosis fl. m. Maio (E. Pure, Pl. Austr. 354) (D. 3040); atque in distr. Darling pr. Perth in arenosis fl. m. Maio (D. 2923) pro- greditur.

Anarthria polyphylla Nees (B. VII. 214).

Quae species in distr. Stirling latius distributa videtur; nam non solum haud procul a loco classico pr. Cranbrook deflor. m. Sept. vidimus, sed etiam pr. Pallinup River in arenosis observavimus deflor. m. Oct. (D. 6049).

Anarthria calovaginata Gilg n. sp.

Rhizomate longe repente; culmis strictis 30—40 cm altis numerosis confertis basi vaginis arcte appressis numerosis castaneis vestitis, superne ramosis, ramis plerumque spiculigeris; vaginis superioribus ampliatis laxe amplectentibus ovatis basi tantum clausis apice longe mucronatis fusco- rubescentibus; spiculis 3 in apice ramorum fertilium pluribus approximatis spicam subinterruptam effieientibus, bracteis pallide fuscis nitentibus.

Hab. in distr. Avon pr. Tammin in fruticosis aridis arenosis flor. m. (D. 5090). Species inter congeneras distincta.

Lepyrodia R. Br. (B. VII. 244).

Lepyrodia heleocharoides Gilg n. sp.

Culmis simplicibus confertis basi vaginis castaneis dense vestitis, vaginis Superioribus adpressis persistentibus apice mucronatis; spiculis apicem cul- morum versus paucis (3—5) approximatis vel inferioribus + distantibus;

spiculis dioieis, Q paulo brevioribus crassioribusque quam g". Culmi 20—25 cm alti. Spiculae $ 3—3 mm longae; 5 cire. 2 mm diamet.

Hab. in distr. Darling pr. Parkerville in lutoso-argillosis exsiccatis

flor. m. Dec. (D. 4996; E. Pritzeu Pl. Austr. occ. 474 Q, 172g). Species L, Muirii atque L. sirictae affinis habitu Heleocharides quasdam imitatur.

Lepyrodia macra Nees (B. VIL. 218). . Meridiem versus distr. Stirling ingreditur: crescit pr. Cranbrook in

arenosis frequens flor. m. Maj. (D. 2964).

Restio L. (B. VII. 220). Restio sphacelatus R. Br. (B. VII. 225). Hab. in distr. Eyre, ubi haud procul a loco classico (Lucky Bay leg. R. Brown) notavimus pr. Gibsons Soak in arenosis fruticulosis m. Nov. (D. 5323, 5423) Eadem species autem occidentem versus longe extendit; nam in distr. Stirling nobis obvia pr. Tambellup in arenoso- lutosis aridis frequens dellor. m. Jan. (D. 2318).

88 L. Diels u. E. Pritzel.

Restio nitens Nees (B. VH. 226).

Hab. in distr. Darling pr. Helena Vale in silvis arenosis flor. m. Jun. (D. 3179); pr. Serpentine River inter frutices silvae apertae arenosae flor. m. Maj. (D. 3130).

Restio leucoblephara Gilg n. sp.

Rhizomate longe repente vaginis albescenlibus densissime vestito; culmis numerosis erectis strictis glaberrimis circ. 40 em alt, simplicibus obsolete longitudinaliter striatis; vaginis superioribus fusco-purpurascentibus basi clausis superne late apertis apice rotundato truncatis breviter mucro- nalis tolo margine candido-ciliatis; spiculis 6— 8 confertis rarius subdistan- tibus, bracteis margine albido-ciliolatis.

Hab. in distr. Stirling ad riv. Kalgan superiorem in argillaceo-arenosis fl. m. Oct. (D. 4969).

Species R. ornatam Steud. appropinquans.

Restio Dielsii Gilg n. sp.

Caespitosa culmis numerosis erectis elatis (50— 70 em alt.) paulo supra basin vel superius ramulos numerosos flexuoso-curvatos steriles vel parce spiculigeros emittentibus longitudinaliter sulcatis basi dense vaginatis, vaginis superioribus distantibus fuscis apice breviter mucronatis glabris clausis; spieulis f ad apicem culmorum ramulorumve numerosis distantibus sub- ovoideo-globosis vel globosis: bracteis mucrone acuto incrassato armatis; spiculis Q quam (j' multo angustioribus unifloris; ovario 2-loculari, stylo bipartito.

Hab. in distr. Eyre pr. Esperance septentrionem versus in arenosis fruticulosis flor. m. Novembr. (D. 5441).

Species pulchra R. amblyocoleo F. v. M. affinis.

Dielsia Gilg n. gen. (Fig. 6 A—L).

Spieulae utriusque sexus conformes solitariae terminales multiflorae. Bracteae (Fig. 6 D, J) arcte imbricatae, longe aristatae. Perianthii seg- menta exteriora inaequalia, lateralibus naviculari-conduplicatis (Fig. 6 E, K), dorso longiuscule villosis, vix carinatis, antico breviori, plano, glabro; inte- riora antico subaequantia atque aequilonga (Fig. 6 F, K), omnia minuta et tenerrima. Fl 3 (Fig. 6 C): filamenta 3 libera, perianthii segmenta subduplo longitudine superantia; antherae lineares vel oblongo-lineares, apice basique subrotundatae, 1-loculares, dorso affixae. Pistillodium minutissimum. FI. Q (Fig. 6 H): ovarium biloculatum, loculis uniovulatis, ovulis pendulis.

Styli duo, basi in stylopodium incrassatum connati, stigmatibus elongatis recurvatis.

Genus novum habitu valde insigne Restionem maxime appropinquat, sed cum illo minime conjungi potest.

Dielsia eygnorum Gilg n. sp. (Fig. 6 A—L). Rhizomate crasso longe repente densissime longe fulvo-villoso; culmis

Fragmenta Phytographiae Australiae occidentalis. 89

erectis, basi vaginis brunneis numerosis obtectis, superne ramosis, ramis paucis stricte erectis elongatis, vel saepius numerosis -= abbreviatis saepi- usque == curvatis, omnibus teretibus tenuibus, sed rigidis, profunde longitudi- naliter striatis, hinc inde vaginis brunneis arcte tubulatis apice longe setaceo- apiculatis munitis; spiculis valde multifloris, anguste cylindraceis; bracteis ovatis brunneis, infimis paucis sterilibus, ceteris omnibus fertilibus.

Rhizoma 7 mm crassum; culmi 25—35 cm longi, 4—1,5 mm crassi; vaginae 3—4 mm long., mucrones earum circ. 3 mm long.; spiculae $—12 mm long., 3 mm crass.; bracteae 4,5 >< 4 mm.

Hab. in distr. Darling pr. Swan River (Bayswater) in depressis hu- midis fruticosis humoso-arenosis haud raro subumbrosis flor. m. Maj. (E. Prırzeı PI. Austr. occid. 304, D. 2816).

Leptocarpus R. Br. (B. VII. 231).

Leptocarpus coangustatus Nees (B. VII. 234).

Per distr. Eyre usque ad Esperance Bay aream extendit. Vidimus pr. Hammersley River (D. 4784, 4794) atque pr. Esperance in alluviis argil- loso-arenosis (D. 5383).

Leptocarpus humilis Gilg n. sp.

Rhizomate longissime reptante tenui culmos 8—15 cm longos, numerosos stricte erectos breves crassos emittente, vaginis basalibus numerosis arcte &mplectentibus, superioribus distantibus paucis fuscis adpressis breviter mucronatis; spiculis 3 apicem culmorum versus numerosis fasciculatis pedicellatis pendulis, bracteis aureo-fuscis nitentibus, spiculis Q distantibus minimis paucis erectis.

Hab. in distr. Stirling pr. Cranbrook in fruticetis apertis arenosis fl. m. Sept. (D. 4433).

Species L. coangustato Nees affinis.

Hypolaena R. Br. (B. VII. 237).

Hypolaena ramosissima Gilg n. sp.

Culmis densissime eaespitosis numerosissimis elatis (cire. 50 cm alt.) longitudinaliter striatis griseo-fuscis, vaginis basalibus approximatis superio- ribus distantibus omnibus arcte amplectentibus apice longe mucronatis inferne hyalinis erosis, ramulis lateralibus numerosis tenuissimis elongatis erectis Spiculigeris ; spieulis ad ramulos numerosis longe distantibus pedunculatis, bracteis fuscis.

Hab. pr. King George Sound ad lacum Grasmere in humidis hu-

moso-arenosis flor, m. Nov. (D. 5500).

Species H, lateriflorae (R. Br.) Benth. orientali proxima.

Hypolaena exsulea R. Br. (B. VII. 240).

Eodem modo quo Leplocarpus coangustatus (cf. supra) orientem versus progreditur, Habemus e distr. Eyre pr. Jaeup Creek in arenosis (D. 5979)

Bec non pr. Gibsons Soak in arenosis (D. 5438).

00 L. Diels u. E. Pritzel,

Hypolaena spec. aff. fastigiatae R. Br. (B. VIL 239).

Collecta pr. King George Sound in alluvionibus argillaceo-arenosis fl. m. Jan. (D. 2285) atque prob. eadem in distr. Eyre pr. Israelite Bay (lg. J. P. Brooke). Quae ulterius examinabitur.

Loxocarya R. Br. (B. VIL. 240).

Loxoearya myrioclada Gilg n. sp.

Culmis caespitosis 25—30 em alt. numerosissimis basi pilis griseis dense vestitis tarde calvescentibus, vaginis basalibus paucis brunneis adpressis praeditis parte superiore ramulos numerosissimos flexuosos spiculigeros emittentibus; vaginis superioribus castaneis arcte adpressis apice longissime mueronatis; spiculis utriusque sexus omnino aequalibus in apice ramulorum solitariis, iplerumque) binis, raro ternis, distantibus.

Hab. in distr. Avon pr. Tammin in arenosis fruticulosis (D. 5070);

in distr. Eyre pr. Graspatch in fruticetis lutoso-arenosis flor. m. Nov. (D. 5296).

Species L. densam R. Br. affinitate appropinquans.

Loxoearya densa R. Br. (B. VIT. 243).

Species a Swan River usque in distr. Eyre ad Philipps River haud rara invenitur.

Loxocarya vestita Benth. (B. VIL 244).

Hab. in distr. Darling pr. Subiaco in silvis apertis arenosis saepe inter frutices (D. 1490).

Loxocarya virgata Benth. (B. VII. 242).

Stigmata violacea. Quae species rara nobis obvia in distr. Avon pr. Moore Riv. ad latera vallis umbrosa in humoso-arenosis flor. m. Aug. (D. 4064).

Loxocarya pubescens Benth. (B. VII. 242).

Species per districtus australes a King George Sound ad Cape Leeuwin communis septentrionem versus distr. Darling australem (pr. Greenbushes) attingit, ubi in silvis Eucalypti marginatae glareosis nobis obvia (D. 3879).

Loxocarya fasciculata (R. Br.) Benth. (B. VII. 242).

Non solum distr. Stirling interiorem (pr. Tambellup D. 2349) ingre- ditur, sed ad ipsum Swan River procedit. Crescit enim pr. Perth in argil- loso-arenosis flor, m. Oct. (D. 5115).

Loxocarya flexuosa (R. Br.) Benth. (B. VIL 243).

Orientem versus in distr. Eyre sinum Esperance Bay attingit, ubi colles litorales graniticos incolit (Dempster in hb. Berl.!, D. 5363).

Loxocarya cinerea R. Br. (B. VIL. 243).

Nisi fallimur, haec species praecipue per regiones interiores vel sicciores pervulgata est. Habemus enim stationes eius quae sequuntur: in distr. Irwin pr. Oolingarra ad Murchison River in rupibus (OrprmLD in hb. Melbourn.!)

Fragmenta Phytographise Australiae occidentalis. 91

pr. Geraldton in arenosis flor. m. Oct. (D. 6009); in distr. Avon pr. Mogumber in glareoso-lutosis (D. 4016), pr. New Norcia in lutosis (D. 3084) pr. Youndegin (Miss Eaton in hb. Melbourn!) pr. Tammin in arenosis aridis fruticulosis for. m. Oct. (D. 5092); in distr. Stirling pr. Warrungup in silvis Fuca- lypti occidentalis apertis lutoso-arenosis flor. m. Oct. (D. 4653).

` Lepidobolus Nees (B. VII. 244).

Lepidobolus Preissianus Nees (B. VII. 245).

Species a nobis in regionibus prius cognitis in arenosis aridis haud rara Observata, e. g. in distr. Avon pr. Mogumber, distr. Irwin pr. Mingenew et Greenough-River. Praeterea autem orientem versus longe extendit; vidimus in distr. Eyre pr. West River in arenosis fl. m. Oct. (D. 6098; atque in distr. Coolgardie pr. Boorabbin (E. Parrzgr Pl. Austr. oce. 910) »Vietoria Desert inter castra 56 et 57« leg. Herms ex F. v. MULLER et Tare Trans. R. Soc. of South Austr. XVI, 379 (an L. deserti?).

Lepidobolus chaetocephalus F. v. M. (B. VII. 245).

Simili modo quo prior orientem versus in interiora progreditur, Ipsi eam collegimus in distr. Avon orientali pr. Tammin in arenosis aridis fruticulosis fl. m. Oct. (D. 5086) atque in distr. Eyre pr. Gibsons Soak in arenosis (D. 5439). Jam prius »inter Esperance Bay et Frasers Range« collecta erat a cl. DEMPSTER.

Lepidobolus deserti Gilg n. sp.

Culmis (20 —40 cm alt.) numerosissimis conferte-caespitosis basi coma albida lanuginosa 10—20 mm longa densissime vestitis erectis vel ple- Tümque irregulariter flexuoso-curvatis, vaginis castaneis apice longe acutis- Simeque mucronatis deciduis apertis inferne subapproximatis superne distantibus; Spiculis in apice culmorum 2—4 distantibus bractea ampla aperta obtectis,

Hab. in distr. Coolgardie pr. Coolgardie in collibus arenosis, haud raro sub Triodiae caespitibus paene occulta, flor. m. Oct. (D. 5219).

Chaetanthus R. Br. (B. VII. 245).

Chaetanthus leptocarpoides R. Br. (B. VII. 246).

Descriptioni addendum: spieulis CH in apice culmorum pluribus tenuiter Pedicellatis pendulis; bracteis fusco-nitentibus e basi ovata acuminatis dorso carinatis; tepalis fuscis 3 exterioribus complicatis e basi attenuata late- obovatis vel suborbicularibus, 3 interioribus anguste oblanceolatis, omnibus ciliatis; antheris filamenta libera subaequantibus late ellipticis dorso mediano fusco ornatis unilocularibus.

Bractese 3,5 mm long.; tepala 4,5 mm long.; antherae 1—1,35 mm long.

Species Septentrionem versus distr. Darling ingreditur. Crescit pr. Ser- pentine-River ad silvarum margines in arenoso-argillaceis flor. m. Decemb.

(G' D. 4869, © p, 1855; E. Parrzgt Pl. Austr. occ. 138).

92 L. Diels u. E. Pritzel.

Centrolepidaceae.

System: Die beiden Untergruppen der schwierigen Familie zeigen so erhebliche Verschiedenheiten im Blütenbau, daß gegenwärtig keine Brücke zwischen ihnen zu bestehen scheint. Bei den Diplanthereen erweist sich die westaustralische Hydatella durch Diklinie fortgeschrittener, während bei den Monanthereen die Blütenorganisation sich weniger klar beurteilen läßt. Die auch von F. v. Müruer adoptierte Trennung der Aphelia brixoides scheint unzweifelhaft gerechtfertigt, da sie den Brixula-Arten in mehrfacher Hinsicht ferner steht,

Verbreitung: Die Zusammengehörigkeit der Familie in ihrer jetzigen Fassung ist so wenig zweifellos, daB sich ihre Gesamt-Verbreitung nur mit Vorsicht zu allgemeinen Schlüssen benutzen läßt, um so mehr, als diese wenig auffallenden Pflänzchen sich erfahrungsgemäß sehr leicht übersehen lassen. Vorläufig ist die Hauptmasse der Spezies als im gemäßigten Australien lokalisiert bekannt, einzeine gibt es auch in Neuseeland. Die Isolierung einer Spezies in Indochina ist keine ganz einzig dastehende Er- scheinung.

In Australien selbst ist Westaustralien das am reichsten mit Centrolepidaceen besetzte Gebiet. Alle australischen Genera kommen dort vor; dazu treten als endemisch Hydatella und Aphelia. Von den übrigen Gattungen finden sich sämtliche Gestaltungs-Typen, die freilich gleichmäßig über die Südhälfte des Kontinents verteilt scheinen, in Westaustralien vertreten, so daß die östlichen Gebiete wenig Originelles im Vergleich zum Westen aufzuweisen haben.

In ganz Australien scheint die Eremaea arm an Centrolepidaceen zu sein. Sie sind zwar leicht zu übersehen, aber in Westaustralien wenigstens haben wir wie die früheren Sammler in den Distrikten Austin und Cool- gardie nur geringfügige Spuren davon wahrgenommen. Jedenfalls scheint für viele Spezies zwischen den Arealen von Ostaustralien und Westaustralien in der Gegenwart eine Kluft von etwa 4200 km Weite zu bestehen.

Vorkommen: Sämtliche Centrolepidaceen Westaustraliens sind annuelle Gewüchse von niedrigster Statur. Auf den durch die Winterregen an- gefeuchteten tonig-sandigen Flächen, in den klimatisch begünstigteren Gegenden vielfach auch auf mehr lockerem, etwas humösem Sande, oder am Saume von Wasser-Ansammlungen sind sie in der zweiten Hälfte der Regenzeit bei aller Kleinheit des Individuums auffällig durch die Gesellig- keit ihres Vorkommens. Zusammen mit Zwergpflanzen aus anderen Familien bilden sie dann entweder eine selbständige Formation oder eine Art Unterwuchs in den etwas hüherwüchsigen Stauden-Beständen. Meist stehen mehrere Arten durcheinander gemengt: wenn man eine Spezies trifft, darf man gewöhnlich auf andere Centrolepidaceen in ihrer Gefolgschalt

Fregmenta Phytographiae Australiae occidentalis. 93

rechnen. Nur Aphelia cyperoides R. Br. haben wir gelegentlich größere Flächen feuchtsandigen Bodens mit ziemlichem Ausschluß anderer Vegetation bedecken sehen. Blütenbiologisch scheint die Familie anemophil ein- gerichtet: die Staubblütter hängen leicht beweglich aus den Ährchen heraus, auch die Griffel treten frei aus den Hüllblättern hervor.

Die Diplanthereen sind bis jetzt nur unter Wasser lebend und blühend angetroffen worden. Die Bestäubung wird durch an langen Filamenten frei bewegliche Antheren und die über die Hüllblätler hinauswachsenden Griffel erleichtert. Proterandrie scheint vorzuherrschen.

Hydatella Diels n. gen. (Fig. 7).

Flores inflorescentiae numerosi stipitati, monoici (Fig. 7 A). Sta- minum (Fig. 7 D) filamentum filiforme; anthera oblonga bilocularis demum pendula. Ovarium (Fig. 7 F) 1-loculare A-ovulatum; styli inae- quales complures (semper plures quam 3) filiformes demum elongati. Herbae annuae, nanae, subacaules. Folia filiformia, radicalia, caespitoso- conferta, Scapi complures, radicales, quam folia breviores. Capitulum parvum bracteis 2 (raro 4) hyalinis acutis involucratum.

Species 2 Australiae-occidentalis aquaticae submersae.

Genus Juncellae F. v. M. (Trithuriae Hook. f.) affinis differt floribus monoicis stipitatis, stylis insignibus numerosis, bracteis 2.

Hydatella australis Diels n. sp. Foliis teretibus acutis; bracteis cymbiformi-complicatis acutis; inflores- centis Q multo numerosioribus quam 3 paucis; antheris pallidis; ovario 9voideo; exocarpio hyalino; testa fusca. Scapus 9—5 mm long.; folia 20—35 mm long., 0,5 mm lat.; bracteae cire. 3 mm long., floris CH fila- mentum demum 6—8 mm long., anthera 4 mm long.; floris Q stipes 0,5—1 mm long., ovarium circ. 0,25 mm long.

i Hab. in distr. Eyre haud procul ab llammersley River in puteis gra- Diticis sub aqua in solo arenoso-glareoso flor. m, Oct. (D. #983).

Hydatella leptogyne Diels n. sp.

Priori similis paulo robustior; inflorescentiis Q vix numerosioribus quam CH. antheris purpurascentibus; ovario quam prioris graciliore potius Pytiformi.

Folia usque ad 40—50 mm long.

Hab. in distr. Irwin in puteis rivi Hutt River flor. m. Novembr, (D. 56981)

Speciminibus perpaucis examinatis forma